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Favorit wurde abgelehnt: Wie das neue Strandbad in Bernau aussehen soll

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Von: Elisabeth Kirchner

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Das Rosenheimer Sieger-Planungsbüro Guggenbichler + Wagenstaller muss nun die Punkte: „angemessene Erweiterung der Sanitärräume, überwiegend Umkleiden – verteilt auf dem Strandbadgebäude, Beachtung der Barrierefreiheit, angemessene Größe für den Kioskbetrieb, weniger PV auf einem Dach mit geringerem Neigungswinkel, neues Raumkonzept, Unterbau mit Bodenplatte und weniger Laubengang“ in ihren Entwurf einarbeiten. Der neue Entwurf soll dann wieder dem Gemeinderat vorgelegt werden.
Das Rosenheimer Sieger-Planungsbüro Guggenbichler + Wagenstaller muss nun mehrere Punkte in ihren Entwurf einarbeiten. Der neue Entwurf soll dann wieder dem Gemeinderat vorgelegt werden. © Berger

Nach zweieinhalbstündiger Diskussion ist die Entscheidung zum Thema Strandbad ist gefallen. Der Favorit der Bürger und einiger Gemeinderäte wurde von der Schlösser- und Seenverwaltung abgelehnt - der Sieger kommt aus Rosenheim.

Bernau – Nach langer Debatte verständigte sich der Bernauer Gemeinderat mit nur einer Gegenstimme auf einen Entwurf für das neu zu errichtende Strandbad Bernau. Aus dem Ideenwettbewerb waren drei Entwürfe nach der letzten Sitzung in die engere Auswahl gerückt. Gemeinderäte und Bevölkerung waren eingeladen worden, sich zur positionieren. Schlussendlich wurde der Entwurf, der einem klassischen Bootshaus mit steilem Satteldach und Laubengang nahekommt, angenommen, der Entwurf soll allerdings stark modifiziert werden.

Bürger-Favorit mit Dachterasse abgelehnt

Zahlreiche Bürgerinnen und Bürger saßen erwartungsvoll im Sitzungssaal des Rathauses, um die Abstimmung mitzuverfolgen. Bürgermeisterin Irene Biebl-Daiber (CSU) erklärte, dass nach dem endgültigen Nein der Schlösser- und Seenverwaltung zu einem Entwurf (das Strandbad liegt auf Erbpachtgrund, der der Schlösser- und Seenverwaltung gehört) somit nur noch zwei Entwürfe im Rennen liegen. „Kompaktes ebenerdiges Gebäude mit guter Raumabfolge“ (Entwurf 1) oder „Typ klassisches Bootshaus mit steilem Satteldach und Laubengang.“ Der von der Bevölkerung stark favorisierte Entwurf mit großzügiger Dachterrasse füge sich, so die Meinung der Schlösser- und Seenverwaltung, selbst in modifizierter Form nicht in die Umgebung ein.

Entwurf nur unter Vorbehalt angenommen

Dr. Andreas Lang-Ostler (BL) forderte in einem Antrag, entgegen einem Gemeinderatsbeschluss zu Abriss und Neubau vom vergangenen Sommer das Gebäude neuerlich zu begutachten. Eine Entkernung und Sanierung käme weitaus billiger. Nach langer Debatte wurde schließlich mit 5:13 der Antrag Lang-Ostlers abgelehnt. Josef Genghammer (Grüne) hatte eine Stunde vor Sitzungsbeginn einen weiteren Antrag eingereicht. Der Planer sollte den vom ihn favorisierten Entwurf 1 modifizieren und zudem verschiedene Einsparmöglichkeiten inklusive verschiedener Dachformate ausarbeiten.

Der Antrag ging schließlich in der Debatte auf, da auch die Verwaltung angeregt hatte, die vorliegenden Entwürfe mit diversen Modifizierungen – wie angemessene Erweiterung der Sanitärräume, überwiegend Umkleiden verteilt auf dem Strandbadgebäude, Beachtung der Barrierefreiheit, angemessene Größe für den Kioskbetrieb – zu versehen.

Bescheid der Schlösser- und Seenverwaltung schränkt Gestaltungsfreiheit ein

Matthias Vieweger (CSU) bat alle Kollegen im Gremium, jeweils einzeln ihre Stellungnahmen abzugeben. Einig war sich das Gremium darin, dass der Bescheid der Schlösser- und Seenverwaltung die Gestaltungsfreiheit stark einschränke. Außerdem herrschte Einvernehmen, dass Entwurf 1 keine Pergola bekommen sollte und dass PV-Anlagen bei der vorwiegend tagsüber stattfindenden Kiosk-Nutzung angebracht seien. Auch gegenüber den Modifizierungsvorschlägen der Verwaltung zeigte sich das Gremium nicht unaufgeschlossen.

PV-Anlage im Baum-Schatten

Matthias Vieweger merkte an, dass ihm ein Windschutz („der Wind kommt oft aus Osten“) fehle. Sein Favorit sei Entwurf 5, allerdings müsse der Entwurf in seinen Ausmaßen noch etwas verkleinert werden. Er gab außerdem zu bedenken, dass die hohen Bäume die PV-Anlage beschatten könnten. Ein Einwand, dem auch Franz Praßberger (FW/ÜWG) recht gab, allerdings dahingehend, dass es schwierig sei, die PV-Anlagen „vom Baumdreck sauber sauber zu halten.“

Kirchenschiffartiges Dach lockt Millionen von Spinnen an

Desweiteren führte er an, dass eine Technik unter dem Dach wie bei Entwurf 5 vorgesehen wenig Sinn mache. „Da muss man, wenn es not tut, schnell ran.“ Hans-Georg Wörndl (CSU) regte an, die PV-Anlagen auf Entwurf 5 nicht durchgängig anzubringen, sondern mit zwei bis drei aufgeteilten Flächen zu gestalten. Josef Genghammer wandte ein, dass es die Kosten zu beachten gelte. Für ihn sei das Dach bei Entwurf 5 „viel zu hoch.“ Peter Pertl (CSU) und Stefan Saur (WMG) sahen das ähnlich. Saur prophezeite: „Das kirchenschiffartige Dach wird Millionen von Spinnen anlocken.“ Helmut Wachter (WMG) wandte ein, dass „für uns der Tourismus der wichtigste Punkt“ ist. Der See und das Strandbad sollten die Ausgaben wert sein. Was wiederum Franz Praßberger mit den Worten quittierte: „Tourismus ja, aber nicht um jeden Preis. Das hier ist kein Wunschkonzert.“

Jeder Gemeinderat bekam zwei Klebepunkte zum Markieren seines Favoriten: Entwurf 1 bekam 15 und Entwurf 5 schlussendlich 17 Punkte.
Jeder Gemeinderat bekam zwei Klebepunkte zum Markieren seines Favoriten: Entwurf 1 bekam 15 und Entwurf 5 schlussendlich 17 Punkte. © Berger

Peter Steindlmüller (CSU) befand, dass es viel ungenutzten Platz durch den Säulengang bei Entwurf 5 gebe. Da könne man den Raum besser ausnutzen.

Mit Entwurf 5 weiterplanen

Bürgermeisterin Biebl-Daiber beendete die Debatte mit dem Vorschlag, Punkte zu verteilen. Jeder Gemeinderat bekam zwei Punkte. Entwurf 2 bekam schlussendlich zwei Punkte, Entwurf 1 15 und Entwurf 5 17 Punkte. Biebl-Daibl wiederholte noch einmal alle Modifizierungsvorschläge. Sollte man mit beiden Entwürfen, wie von Genghammer gefordert, weiterplanen? Dafür stimmten nur zwei Gemeinderäte (Genghammer und Thomas Herian (SPD). Nur noch mit Entwurf 5 weiterzuplanen, wurde mit 12:6 Stimmen angenommen. Auf Nachfragen Viewegers erklärte Biebl-Daiber: „Uns gehören die Ideen.“ Bis auf eine Gegenstimme (Dr. Lang-Ostler) stimmten alle übrigen Gemeinderäte schließlich dafür, das das Rosenheimer Sieger-Planungsbüro Guggenbichler + Wagenstaller bis einschließlich LP2 HOAI (Erstellung Vorplanung inklusive Kostenschätzung) auf Stundenbasis zu beauftragen. Die endgültige Planung soll dem Gemeinderat wieder vorgestellt werden, ehe die Ingenieurleistungen ausgeschrieben werden.

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