Bund Naturschutz Prien-Breitbrunn gibt Tipps
Die Vögel brauchen uns mehr denn je: So hilft man ihnen in der kalten Jahreszeit
- VonSabine Deublerschließen
Aufgeräumte Gärten und sechs Mal gemähte Wiesen rauben Vögeln ihre Nahrung. Was man sich von einer „grünen Hölle“ abschauen kann. Und warum Futtersilos so angesagt sind.
Breitbrunn – Seit vielen Millionen Jahren leben die Vögel auf der Erde und eigentlich brauchen sie den Menschen nicht. Doch der Mensch sorgt dafür, dass ihr Nahrungsangebot und ihr Lebensraum immer kleiner werden.
Situation der Vögel verschlechtert sich
Die Situation für Vögel werde immer schlechter, sagt einer, der sich seit einem Vierteljahrhundert aktiv um Naturschutz und Tierschutz am westlichen Chiemsee kümmert.
Gerhard Märkl, 80 Jahre alt und seit 1997 Vorsitzender der Ortsgruppe „Prien-Breitbrunn-Gstadt und Inseln“ des Bund Naturschutz (BN) nennt drei Ursachen für das Dilemma: „Immer mehr Gärten schauen aus wie Wohnzimmer. In denen liegt nichts herum, das Vögeln Nahrung bieten könnte. Viele Bauern mähen und düngen sechs Mal im Jahr. Auf solchen Wiesen finden Vögel nur noch sehr wenig.“
Und immer wieder würden große Bäume gefällt oder von starken Stürmen umgeworfen. In deren Rinde fänden Vögel normalerweise haufenweise Insekten.
Da im Herbst und Winter das Nahrungsangebot für Vögel ohnehin stark schrumpft, bräuchten Vögel in der kalten Jahreszeit besondere Unterstützung, appelliert Gerhard Märkl an Gartenbesitzer am Chiemsee. Gut entwickelt habe sich in den letzten Jahren das Angebot an Futtersilos zur Vogelfütterung.
Warum das wichtig ist? „In einem großen Futterhaus, in das die Vögel hineinspazieren können, besteht Gefahr, dass Vogelkot das Futter verunreinigt“, so Märkl. Auf diese Art könnten sich Krankheiten bis hin zu Vogelseuchen verbreiten.
Im Futtersilo bleiben die Körner trocken und sauber
Acht ist laut dem BN auch in puncto Nässe zu geben: Gelangt Regen oder Schnee ins Häuschen, faulen die Körner und Samen. Futtersilos, aus denen Vögel Körner nur herausziehen können, sicherten sauberes, trockenes Futter.
Märkls Tipp für selbst gemachtes Futter: „Amseln, Rotkehlchen und Spechte lieben Weichfutter wie Haferflocken, Rosinen, Leinsamen und geschälte Sonnenblumenkerne, die man mit erwärmter Margarine mischt und in die Futterbehälter füllt.“
Jeden Tag solle nur so viel Futter angeboten werden, wie die kleinen Gefiederten auch fressen. Während eines Urlaubs, so Märkl, übernimmt das am besten ein Nachbar oder eine Nachbarin, denn die Vögel gewöhnten sich schnell an die Fütterung.
Beim Futtersilo gelte, anstelle eines großen seien mehrere kleine besser, idealerweise mit einem Strauch in der Nähe, in den sich die Vögel zurückziehen können.
„Grüne Hölle“ bietet Vögeln Schutz und Nahrung
Grundsätzlich, so der Naturschützer, sei jeder unaufgeräumte Garten ein kleines Vogelparadies. Im Rayon der BN-Ortsgruppe legen etliche Vogelfreunde großes Engagement an den Tag. Sie widmen große Teile ihrer Gärten oder sogar den ganzen Garten den Tieren.
Eine ältere Dame in Breitbrunn nenne ihren großen, sehr wilden Garten schon „die grüne Hölle“. „Dort wird nur selten gemäht und überall sind Büsche und Bäume. Das ist ein wahres Refugium für Vögel und alles, was kreucht und fleucht“, sagt der Ortsgruppenvorsitzende.
Und für die Dame gebe es von der Terrasse aus immer etwas zu beobachten.
Es gehe aber auch im Kleinen, indem man verwelkte Blumen einfach einmal nicht abschneide und Strauchschnitt zu einem Haufen aufschichte. „So viele Leute liefern jede Woche Grüngut in den Bauhof. Dabei wäre das als Haufen im Winter ein wertvoller Lebensraum für Insekten“, so Gerhard Märkl. Diese wiederum dienten Vögeln als dringend benötigtes Futter.
Jagdverband rät zu Reisighaufen
Auf die Bedeutung von Reisig-, Laub- und Totholzhaufen als Behausungen weist auch der Bayerische Jagdverband e.V. hin. Neben Insekten böten sie Igeln, Spinnen, Eidechsen und Wildbienen Nahrung, Unterschlupf und Winterquartier. Dasselbe gelte für Steinpyramiden, in denen verschiedene Arten über das ganze Jahr ein Zuhause finden.
Wer Laub und zerkleinerte Zweige auf Beeten und unter Büschen verteilt, schützt darüber hinaus die Wurzeln der Pflanzen und bekommt einen guten Boden.