Jäger feiern ein seltenes Jubiläum
Die Familie Schlosser aus Prien-Stetten ist seit 90 Jahren Jagdpächter
- VonAnton Hötzelspergerschließen
Das dürfte selbst innerhalb des Bayerischen Jagdverbandes eine Rarität sein: Bei der Jagdgenossenschaft Atzing ist seit 90 Jahren ununterbrochen die Familie Schlosser aus Prien-Stetten Jagdpächter auf zwei Jagdbögen.
Atzing – Dieses Jubiläum erläuterte Jäger Leopold Schlosser bei der Jagdversammlung mit Essen im Vereinshaus von Atzing. Zuletzt kam die Jagdgenossenschaft Atzing 2020 zusammen. Deshalb gaben Jagdvorsitzender Hans Rauch aus Mupferting, Schriftführer Thomas Mayer aus Munzing und Kassier Franz Zierer aus Siegharting einen Zwei-Jahresrückblick. Sowohl das im Vorjahr erstellte Vegetationsgutachten, der erfüllte Abschussplan in Höhe von 50 Stück Rehwild pro Jahr als auch die Finanzsituation waren zufriedenstellend. Zahlreich war die Teilnahme der Jäger und Jagdgenossen vor kurzem bei einer gemeinsamen Waldbegehung. Weiterhin verfügbar zur Ausleihe seien vereinseigene Maschinen wie Holzspalter und Hochentaster.
Für die Jägerschaft sprach Michael Schlosser junior, der zusammen mit seinem Bruder Martin Jagdpächter ist, von einem gestiegenen Freizeitdruck, der unter anderem auch auf die Zeit der Corona-Einschränkungen zurückzuführen ist. Der Jäger wies noch darauf hin, dass die auf Hunde und Katzen übertragbare Fuchs-Räude wieder verstärkt festgestellt werden muss. Die Fuchsstaupe hingegen sei rückläufig.
Die Familie hat eine lange Jagd-Geschichte
Leopold Schlosser, der bereits mit 15 Jahren zur Jagd mitging und mit 18 Jahren selbstständig jagen konnte, geht bis heute in Atzing auf die Jagd. Er erinnerte in der Versammlung, wie es mit der Jagdpacht und seinem Namen begann: „Mein Vater, ebenfalls Leopold heißend, kam 1932, also vor 90 Jahren von einem längeren Amerika-Aufenthalt wieder zurück. Als damals Niemand Interesse an der Jagd Wildenwart-Atzing hatte, erklärte sich mein Vater zur Pachtübernahme bereit. Wenig später, im Jahr 1936, erfolgte eine Änderung des Reichsjagdgesetzes, wonach eine Jagd maximal 1000 Hektar Größe haben durfte. Da die Wildenwarter Jagd mit rund 1400 Hektar zu groß war, musste sie geteilt werden. Die Grenze verlief von Rainermühle über Pfifferloh zur Thalkirchener Ache. Im südlichen Teil übernahm Sepp Schmid von Wildenwart die Jagdpacht, im nördlichen Teil blieb Leopold Schlosser. Obwohl die Jagdreviere geteilt waren, hielt man lange Jahre beim Wirt in Prutdorf das gemeinsame Jagdessen ab. Im Zuge der Gebietsreform im Jahr 1978 wurde das Jagdrevier Wildenwart neu aufgeteilt.“
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Seither bestehen zwei Jagdbögen für Wildenwart und zwei für Atzing, um die sich Leopold Schlosser senior bis zum Jahr 1982, also ganze 50 Jahre, kümmerte. Ihm zur Seite standen seine Söhne Leopold, Paul und Michael, die wiederum von weiteren Jägern wie Herbert Brüderl, Sepp Liebl und Peter Stoib bis heute unterstützt werden.
/AN