Adelholzener und das Grundwasser in Bergen
Adelholzener will wachsen: So reagiert das Unternehmen auf die Sorgen ums Trinkwasser in Bergen
- VonAxel Effnerschließen
Mit dem „Zukunftskonzept 2040“ hat das Unternehmen Adelholzener Alpenquellen seine Expansionspläne vorgestellt. Diese stoßen jedoch auf tiefgehende Besorgnis.
Bergen – Die Expansionspläne von Adelholzener für die kommenden Jahre und eine geplante Verlängerung der im Jahr 2025 auslaufenden Wasserrechte zur Entnahme von Grundwasser sorgen in den letzten Wochen für Verunsicherung in der davon betroffenen Gemeinde Bergen.
„Unser Bergener Wasser“ will Klarheit
Aus Sorge um die künftige Sicherung der Trinkwasserversorgung der Gemeinde Bergen hat sich im Juni die Bürgerinitiative „Unser Bergener Wasser“ gegründet. Sie befürchtet, die Wasserentnahme durch die Adelholzener Alpenquellen könne dazu führen, „dass die Grundwasserstände in der Region noch schneller sinken, als sie es klimawandelbedingt sowieso schon tun“, wie es in einer Pressemitteilung heißt.
Die Bürgerinitiative fordert deshalb, einen Hydrogeologen zu beauftragen. Dieser soll die Antragsunterlagen der Alpenquellen und die Grundwasserneubildung im Quellgebiet der Gemeinde prüfen.
Geschäftsführer von Adelholzener nehmen Stellung
Im Rahmen eines Pressegesprächs nahmen die beiden Geschäftsführer der Adelholzener Alpenquellendazu nun Stellung: „Wir legen großen Wert auf Transparenz unserer Geschäftspolitik. Deshalb haben wir auf Wunsch der Gemeinden Bergen und Siegsdorf im Januar auch unsere langfristigen Entwicklungspläne als Konzept vorgestellt“, hob Stefan Hoechter hervor. Dies erleichtere für alle Beteiligten die Planungssicherheit. Ein moderates Wachstumsziel von ein bis drei Prozent jährlich sei „für ein gesundes Unternehmen unerlässlich“.
Als sozial verantwortliches und werteorientiertes Unternehmen, „nehmen wir die Sorgen und Befürchtungen der Bevölkerung ernst“, ergänzte Lachenmeir. Im Rahmen eines Infoflyers, der als Postwurfsendung an die Haushalte im Bereich Bergen, Siegsdorf, Vachendorf, Grabenstätt und Staudach-Egerndach verteilt wird, wolle das Unternehmen mit Fakten und Argumenten „die Diskussion versachlichen“. Ebenso informiere eine eigens eingerichtete Homepage ( www.adelholzener.de/zukunft) und eine Anlaufstelle für weitere Auskünfte über den Sachverhalt. Zusätzlich habe man bereits ein Gesprächsangebot an die Bürgerinitiative gerichtet.
Wasserrecht ist jederzeit widerrufbar
Hoechter und Lachenmeir betonten, dass auch im Rahmen der neu beantragten Wasserrechte „die heute genehmigte Entnahme-Menge unverändert gleich bleiben soll“. Das Wasserrecht werde im Rahmen einer „Beschränkten Erlaubnis“ erteilt und sei jederzeit widerrufbar, sollten nachteilige Veränderungen beim Wasservorkommen festgestellt oder Auflagen nicht eingehalten werden. Aktuell würden für die Produktion im Jahresdurchschnitt 900.000 bis eine Million Kubikmeter Wasser entnommen. Dies sei zwei Drittel der zulässigen Höchstmenge.
Konstante Überwachung erfolge unabhängig
Nach Aussage beider Geschäftsführer würden die Ergebnisse eines intensiven Grundwassermonitorings und ökologischer Begleituntersuchungen beweisen, „dass keine negativen Beeinträchtigungen durch die Wasserförderungen entstanden“ seien. Auch künftig sollen an den Grundwassermessstellen kontinuierlich Messungen der Wasserstände und Druckpotentiale vorgenommen werden. Die konstante Überwachung des Grundwassers erfolge durch eine unabhängige Gesellschaft für angewandte Geo- und Ingenieurswissenschaften und amtlich vereidigte Sachverständige in Abstimmung mit den Fachbehörden.
Wie Hoechter und Lachenmeir weiter erläuterten, sei aus ihrer Sicht durch die Entnahme des Mineralwassers für Adelholzener einerseits und des Trinkwassers für die Gemeinde Bergen andererseits aus unterschiedlich tiefen Grundwasserschichten beziehungsweise -stockwerken „kein Konflikt oder eine Abhängigkeit zwischen diesen beiden Nutzungen gegeben“. Beide Schichten seien durch eine mächtige, wasserundurchlässige Seetonschicht voneinander getrennt. Während Adelholzener sein Mineralwasser aus mehreren Brunnen mit rund 140 Meter Tiefe im Bergener Moos fördere, gewinne die Gemeinde Bergen ihr Trinkwasser größtenteils aus oberflächennahen Grundwasserschichten über die Ägidiusquelle im Weißachental.
Adelholzener als Teil der kritischen Infrastruktur
Die beiden Geschäftsführer ergänzten weiter, dass Adelholzener auch Teile der Gemeinde Bergen mit Trinkwasser versorge. Dies betreffe etwa größere Bereiche von Bernhaupten und entlang der Kreisstraße in Richtung Alzinger Berg. Ebenso sprängen die Adelholzener Alpenquellen seit 1979 für die Notwasserversorgung von Bergen ein. „Wir sind Teil der kritischen Infrastruktur“, sagte Hoechter.
Im Rahmen des geplanten wasserrechtlichen Verfahrens für die Vertragsverlängerung der Adelholzener Alpenquellen kann die Gemeinde Bergen als Träger öffentlicher Belange eine Stellungnahme abgeben.
Gemeinde Bergen will eigenen Gutachter
Wie Bergens Bürgermeister Stefan Schneider erklärte, überlege die Gemeinde derzeit, einen eigenen unabhängigen Gutachter für eine ergänzende Fragestellungen und Fachexpertise einzuschalten.
Die Sorgen von Bergener Bürgern über die Sicherheit der gemeindlichen Trinkwasserversorgung und der Versorgung privater Brunnen im Weißachental seien ebenso Ernst zu nehmen wie die berechtigten Unternehmensinteressen der Adelholzener Alpenquellen.
Bergens Bürgermeister stellt Unabhängigkeit in den Fokus
Wichtig sei aus seiner Sicht, so Schneider, die Klärung der Frage, ob die unterschiedlichen Grundwasserstöcke, aus denen die Gemeinde Bergen ihr Trinkwasser und Adelholzener das Mineralwasser für die Produktion beziehen, tatsächlich völlig unabhängig voneinander sind – gerade im Zuge der Klimaveränderung und möglicherweise veränderter Niederschläge. Aufschlussreich könnten diesbezüglich „ein Monitoring-System und Pegelmessungen über alle Grundwasserstöcke hinweg“ im Bereich Weißachental und speziell bei der Ägidiusquelle sein.
Ebenso zu klären sei, inwiefern bei Veränderungen der Trinkwassersituation für die Gemeinde „rechtliche Sofortreaktionen mit Widerrufsrecht“ für die erteilten Wasserrechte möglich seien. „Wir brauchen sichere Erkenntnisse“, so Schneider.