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Tanzverbot an Ostern „überholt“? So machen kuriose Regeln Partys trotzdem möglich

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Von: Marina Birkhof

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Tanzverbot Osterfest
Feiern und Tanzen im „Bergwerk“ wie links auf dem Bild ist in dem Altenmarkter Club zum Osterfest wegen der stillen Feiertage nicht möglich. © eraffe.de/picture alliance/dpa | Felix Kästle (Montage)

Mit dem langen Osterwochenende stehen auch die hohen christlichen Feiertage vor der Tür - und damit gelten in Bayern klare Regeln. Keine Musik, kein Tanz, keine Partys. Was die regionalen Clubbetreiber aus Altenmarkt und Wasserburg zu den stillen Tagen sagen:

Altenmarkt/Wasserburg/Landkreise - An insgesamt neun stillen Tagen im Jahr dürfen keine Vergnügungsveranstaltungen stattfinden, in Bars und Clubs herrscht Tanzverbot. So will es das bayerische Sonn- und Feiertagsgesetz.

Stille Feiertage gleichen Berufsverbot für die Nachtgastro

Dass dies einem Berufsverbot gleichkommt, so sieht es Didi Pfannes, Inhaber des „Libella“ und „Bergwerks“ in Altenmarkt: „Heutzutage gibt es immer weniger kirchengläubige Menschen, da sind stille Feiertage und ihre Regeln unseres Erachtens überholt.“

Dass allen anderen - egal, welcher Glaubenszugehörigkeit - an diesen Tagen pauschal ein Tanzverbot auferlegt werde, sei für ihn nicht nachvollziehbar.

Obwohl theoretisch ab Mitternacht wieder tanzbare Musik gespielt werden dürfte, bleiben die beiden Nachtchlubs in der Nacht von Freitag auf Samstag geschlossen. Samstag und Sonntag sind „Libella“ und „Bergwerk“ dafür geöffnet.

Ein potentieller Öffnungstag im Jahr weniger

Eine Überarbeitung der Feiertagsgesetze in Bayern sei in seinen Augen überfällig: „Ich glaube, ich spreche für alle Nachtgastronomen, wenn ich sage, kein Clubbetreiber würde sich gegen Lockerungen stellen.“

Denn die Schließung an den stillen Tagen im Jahr bedeutet für Pfannes einen potentiellen Öffnungstag weniger. „Es geht uns da gar nicht so sehr um den Umsatz, sondern vielmehr um die verschiedenen Zielgruppen.“

Im „Libella“ laufen insbesondere an den Freitagen spezielle Musik-Angebote außerhalb des Mainstreams: „Da bieten wir Musik, die sonst weit und breit nicht zu finden ist und wenn ein Freitag fehlt im Monat, fällt diese Zielgruppe schon raus.“

„Ohne Musik kommen die Leute nicht“

Für eine Lockerung des bayerischen Feiertagsgesetzes spricht sich auch Carlos Santos, Betreiber der Wasserburger „Winzz Bar“, aus. Die ehemalige „Sonderbar“ im Herzen der Altstadt bleibt am Karfreitag und den Donnerstag davor auf jeden Fall geschlossen. „Ohne Musik kommen die Leute nicht“, lautet die knappe Erklärung.

Ob nun Ostern oder Weihnachten - an den stillen Feiertagen zieht das Nachtleben grundsätzlich den Kürzeren, weiß der Wasserburger aus Erfahrung.

Feiern trotz Verbot? Unter diesen irren Auflagen möglich:

Doch bekanntlich gibt es für jede Regel eine Ausnahmeregel: Tatsächlich öffnen vereinzelt Clubs beispielsweise in der Landeshauptstadt unter bestimmten Auflagen.

Weil der Protest gegen das Gesetz, welches Tanzen und Feiern an hohen christlichen Feiertagen untersagt, immer mehr zunimmt, organisiert der „Bund für Geistesfreiheit“ (bfg Bayern) in München um das Osterwochenende herum vereinzelt Veranstaltungen, die trotz Tanzverbots stattfinden.

Allerdings sind diese an strenge Regeln gebunden. Der „Bund für Geistesfreiheit“ definiert sich als Weltanschauungsgemeinschaft, die sich an den Grundsätzen der Aufklärung und des Humanismus orientiert. Als Körperschaft des öffentlichen Rechts ist er den Religionsgemeinschaften rechtlich gleichgestellt.

Beim Kreisverwaltungsreferat zunächst beantragt und genehmigt, müssen die Veranstalter zum Feiern über Ostern folgende Auflagen befolgen: 

Weiterer Schlag für Nachtclubszene: Feiern im privaten Rahmen

Für Carlos Santos keine Alternative, sich einen Antrag für eine Öffnung unter besonderen Umständen genehmigen zu lassen. Ob er seine Bar am Samstag oder Sonntag über Ostern doch aufmacht, das wird kurzfristig und spontan entschieden - je nachdem, wie die Nachfrage an Feierwütigen in der Stadt ist.

Denn neben den stillen Feiertagen gebe es einen Trend, den wohl nicht nur Carlos als Clubbetreiber in der Innstadt mit Sorge beobachtet: Seit der Coronapandemie verlagern sich Feste zunehmend aus dem öffentlichen in den privaten Bereich.

mb

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