Blieb Behörde untätig? Aufruhr in Chieming
Wirbel um Giftköder-Warnschild: Zwischen Peta und Traunsteins Veterinäramt fliegen die Fetzen
- VonMartin Lünhörsterschließen
Gehört das Veterinäramt Traunstein zu den tierfeindlichsten Behörden Deutschlands? Die Tierschutzorganisation Peta sagt ja. Der Anschuldigung ging ein Schild in einem Vorgarten in Chieming voraus. Das Veterinäramt habe die Gefahr nicht ernst genommen, sagt Peta. Aber was ist an den Anschuldigungen dran?
Chieming - „Achtung! Dieses Grundstück ist mit Hundeködern bestückt. Viel Glück für Ihren Hund! P.S.: Bis zum nächsten Hund.” Das ist auf einem Schild zu lesen, dass angeblich in einem Vorgarten in der Gemeinde Chieming aufgestellt wurde. Über ein sogenanntes Whistleblower-Formular wurde ein Bild des Schildes der Tierschutzorganisation Peta zugespielt. Alleine aufgrund des Bildes war nicht zu erkennen, ob es sich lediglich um eine Drohung oder um eine wirkliche Auslegung von Giftködern handelte. Also meldete die Organisation den Fall dem zuständigen Veterinäramt in Traunstein, mit der Bitte, dem Fall nachzugehen und zu überprüfen, dass keine Tiere verletzt oder gar vergiftet werden.
Laut einer Pressemitteilung von Peta bezeichnete das Veterinäramt die potentielle Gefahr als „lächerlich” und in der Folge nahm Peta das Traunsteiner Veterinäramt in die Liste der schlimmsten Veterinärämter in Deutschland 2022 auf.
„Vorwürfe sind grundlos“
Auf OVB-Nachfrage in Traunstein heißt es von dort, das Veterinäramt nehme das Tierwohl selbstverständlich ernst und gehe jedem Fall nach. So auch im Fall des Schilds in Chieming. „Die Kollegen haben sämtliche Hofstellen in Augenschein genommen und haben den Fall an die Polizei zur Ermittlung weitergegeben”, sagt eine Pressesprecherin des Traunsteiner Landratsamtes. „Der Vorwurf der Organisation PETA ist somit schlichtweg grundlos.”
Der Fall zog sich dennoch über eine gewisse Zeit. Zum genauen zeitlichen Ablauf: Am 23. Dezember 2022 zeigte die Tierschutzorganisation PETA den beschriebenen Fall beim Veterinäramt Traunstein an. Am 27. Dezember bat das Veterinäramt PETA per E-Mail um die genaue Adresse, an der das Schild aufgestellt war. Am 3. Januar 2023 teilte PETA dem Veterinäramt diese mit. Da es sich dabei um eine Drohung und nicht um einen konkreten Fall von Tierquälerei handelte, leitete das Veterinäramt den Sachverhalt am selben Tag an die Polizeiinspektion Traunstein mit der Bitte um Prüfung und Ermittlung weiter. Die Staatsanwaltschaft Traunstein stellte das Verfahren schließlich wegen fehlendem Anfangsverdacht ein.
Peta nimmt Pressemitteilung offline
Die Pressemitteilung von Peta vom 6. März 2023 wurde mittlerweile offline genommen. Noch immer findet sich das Traunsteiner Veterinäramt aber auf der Liste der Flop 5. Allerdings mit einem Zusatz. „Wie uns das Kreisveterinäramt aktuell mitteilte, wurde der PETA-Meldung nachgegangen. Der Fall wurde daraufhin mit der Bitte um Überprüfung und Ermittlung an die örtliche Polizeibehörde weitergeleitet”, heißt es dort. „Wir freuen uns, dass die Behörde doch entsprechende Maßnahmen eingeleitet hat.” Dass die Behörde noch immer in der Liste zu finden ist, erklärt Peta auf OVB-Nachfrage damit, dass das Veterinäramt auf Nachfragen über weitere Kontrollen keine Antwort mehr gegeben habe.
Unklar ist noch immer, ob es nun wirklich Giftköder auf dem Grundstück gibt. Verdachtsfälle auf solche Giftköder werden zumeist bei der Polizei angezeigt. Das Landratsamt Traunstein teilte allerdings mit, dass dem Veterinäramt in den vergangenen zehn Jahren lediglich drei bis vier Verdachtsfälle bekannt gemacht wurden.