Unterstützung in der Corona-Krise: Chiemgauer Kliniken sind bereit für Akutpatienten
- VonMartin Tofernschließen
In den Krankenhäusern im Chiemgau werden derzeit unter Hochdruck Kapazitäten ausgebaut. Bei der Aufnahme und der Versorgung von Akutpatienten kommt ihnen eine wichtige Rolle zu. Unter ihnen mehrere Kliniken in Prien.
Prien/Bernau – Wie gehen die Krankenhäuser mit der Corona-Krise um? Sind sie überhaupt darauf vorbereitet? Alle im Chiemgau ansässigen Krankenhaus-Unternehmen sind überzeugt, auf die Corona-Krise gut vorbereitet zu sein. So sind etwa Besuche von außen in allen Häusern nicht erlaubt. Und die Hygienevorschriften wurden überall verschärft. „Alle Mitarbeiter der Klinik tragen jetzt im Umgang mit unseren Patienten konsequent einen Mund-Nasen-Schutz“, sagt Astrid Reining, Sprecherin der Schön Kliniken.
Verlegungen innerhalb der eigenen Häuser
Die Schön Kliniken betreiben in Prien die Klinik Roseneck, eine der größten rein psychosomatischen Fachkliniken Deutschlands mit bundesweitem Renommee. Hier werden zum Beispiel Menschen mit Essstörungen behandelt. Deshalb verfügt dieses Haus auch weder über eine Intensiv- noch über eine Isolierstation. „Dies ist auch nicht geplant“, sagt Reining.
In Sachen Roseneck ist ein Umbau erfolgt: Die Patienten des ebenfalls zum zur Schön-Klinik Roseneck gehörenden Standortes Rosenheim wurden nach Prien verlegt. Im Haus Rosenheim wiederum könnte bei Bedarf eine „Interimsklinik“ eingerichtet werden. Das Personal wurde auf andere Kliniken verteilt.
Beatmungsplätze auf für Nicht-Corona-Patienten
Die Romed-Kliniken haben auch am Standort Prien eine Isolierstation eingerichtet – wobei der Standort möglichst Covid-19-frei gehalten werden soll, wie Romed-Geschäftsführer Jens Deerberg-Wittram auf Anfrage erklärte. Beatmungsplätze stehen im Krankenhaus Prien vier Stück zur Verfügung, wobei auch diese möglichst für nicht am Coronavirus Erkrankte zur Verfügung stehen sollen.
Die Kliniken Südostbayern, darunter auch das Klinikum Traunstein, testen Mitarbeiter, die Symptome zeigen sowie Kontaktpersonen über den Betriebsarzt. „Dabei gibt es analog zur Bevölkerung auch immer wieder positive Befunde. Diese Mitarbeiter gehen dann in Quarantäne“, sagt Ralf Reuter, Sprecher der Kliniken Südostbayern.
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In allen Häusern des Unternehmens werden Covid-19-Patienten behandelt, Zahlen dazu werden über die Gesundheitsämter bekannt gegeben. „Schwerer erkrankte Patienten behandeln wir in den Kliniken Trostberg, Bad Reichenhall und Traunstein“, erklärt Reuter.
Isoliereinheiten in allen Häusern
In allen Kliniken gibt es „Isoliereinheiten“, insgesamt stehen 90 Intensivbetten zur Verfügung, 48 davon sind als Beatmungsplätze eingerichtet.
Angespannt bleibe wie überall die Versorgung mit Schutzkleidung. „Mit Mund- und Nasenschutz sind wir aber für unseren aktuellen Bedarf ausgerüstet, auch andere Schutzausrüstung ist derzeit ausreichend“, erklärt Reuter.
Darüber hinaus versuchen die Häuser der Gruppe, ihre Strategie täglich den Gegebenheiten anzupassen: „Die Kliniken haben seit Wochen einen Krisenstab etabliert, der laufend die Pandemie-Situation in den Kliniken und Landkreisen bewertet und rund um die Uhr zur Verfügung steht.“ Insgesamt sei die Belastung der Mitarbeiter enorm.
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„Der Betrieb läuft geordnet mit hoher Anspannung und der Unbekannten, was bezüglich des Fallaufkommens die nächsten Tage und Wochen wirklich zu erwarten ist“, so das Fazit des Kliniksprechers.
Der Konzern Medical Park betreibt im Chiemgau gleich drei Kliniken, Chiemsee und Chiemseeblick in Bernau-Felden sowie Kronprinz in Prien und hat derzeit keine bestätigten Corona-Fälle. Aber: „Wir wollen bestens vorbereitet sein und gehen daher kein Risiko ein“, sagt Sprecherin Ulrike Schillo. Deshalb hat das Unternehmen in den Kliniken Chiemsee und Kronprinz eine eigene Isolierstation mit Schleuse eingerichtet, die für Patienten mit Erkältungssymptomatik vorgesehen ist. „Diese Patienten testen wir nach ärztlichem Ermessen auch auf Corona“, so Schillo. In der Klinik Chiemseeblick werden Patienten mit Erkältungssymptomatik ebenfalls isoliert.
Entlastung der Akutkrankenhäuser
Die Häuser im Chiemgau verfügen über keine Beatmungsplätze für Corona-Patienten, da es solche Plätze in orthopädischen oder psychosomatischen Rehakliniken nicht gibt. Die Entscheidung, ob im Katastrophenfall eine der Reha-Kliniken geräumt und als Quarantäne-Station eingerichtet werden muss, werde vom Krisenstab des Landes oder des Landkreises getroffen. Dieser sei für die professionelle Erfassung der Kapazitäten und eine Zuordnung der Aufgaben verantwortlich, erklärt Schillo. „Hier sind wir eingebunden und stehen selbstverständlich für alle Anforderungen zur Verfügung.“
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Um die aktuelle Situation zu bewältigen, seien die Reha-Kliniken ein zentraler Bestandteil der kritischen Infrastruktur im deutschen Gesundheitswesen. Ihnen komme in den nächsten Wochen die wichtige Aufgabe zu, die Akutkrankenhäuser durch die Übernahme weiterer Fälle zu entlasten und so zusätzliche Bettenkapazitäten für vom Coronavirus betroffene Patienten bereitzustellen.
„Wollen Beitrag zur Krisenbewältigung leisten“
Ulf Ludwig, CEO der Medical Park Klinikgruppe: „Wir haben zum einen die infrastrukturellen Voraussetzungen, gerade auch in Abstimmung mit den regionalen Akutkrankenhäusern. Zum anderen bringen unsere Mitarbeitenden aus Medizin, Pflege und Therapie die notwendigen Kompetenzen mit, um Patienten über einen längeren Zeitraum zu versorgen.“
Und Dr. Ole Wiesinger, Vorsitzender des Verwaltungsrats der MP Medical Park Holding SE, ergänzt: „Gemeinsam mit der Eigentümerfamilie Freiberger sehen wir es als unsere oberste Bürgerpflicht, in diesen Zeiten unseren Beitrag zur Bewältigung der Krise zu leisten. Wir stehen bereit. Ohne Wenn und Aber.“