Traunsteiner Richter: „Wer soll da noch durchblicken?“
Buttersäure-Anschlag auf 650-PS-Schlitten und großes Anwesen? Rosenkrieg vor Gericht
- VonXaver Eichstädterschließen
Hat sich eine Siegsdorferin an ihrem Ex mit einem Buttersäure-Anschlag gerächt? Ein 185.000 Euro teurer Sportwagen war danach Totalschaden, das Wohnhaus stank - der Prozess am Amtsgericht gibt Einblick in einen Rosenkrieg.
Traunstein/Siegsdorf - „Es hat nach Kotze gestunken, ganz extrem. Wie Kinderkotze. Mir fällt kein anderer Begriff ein“, beschreibt der Geschädigte, was er im Juni 2018 daheim in der Gemeinde Siegsdorf erlebte. Der Gestank hing an den Türen, am Teppich und nicht zuletzt an seinem Sportwagen - ein Dodge Viper, 650 PS stark, Anschaffungspreis 185.000 Euro („mein Lieblingsauto“). Weil laut dem Geschädigten dann auch für zwei Tage die Kopfschmerzen anhielten, erstattete er Anzeige: Sachbeschädigung und gefährliche Körperverletzung. Alles, was mit der Buttersäure in Kontakt kam, war wegen des Gestanks hinüber - auch der Sportwagen.
Prozess um Buttersäure-Attentat am Amtsgericht Traunstein
Vor dem Traunsteiner Amtsgericht musste sich am Donnerstag (17. November) jetzt wieder seine Ex-Partnerin dafür verantworten. Buttersäure war es, die durchs geöffnete Fenster ins Auto und ans Mobiliar des Mannes gespritzt wurde. „Die Beweislage ist nicht schlecht“, sagt die Staatsanwaltschaft: „Zwei Tage vor dem Angriff gab es eine Buttersäure-Bestellung von Ihrem Amazon-Konto. Und wir haben eindeutige Chatverläufe. Sie schickten von der Bestellung sogar einen Screenshot.“ Die Nachrichten gingen an den zweiten Angeklagten, einen gemeinsamen Bekannten, der der Ideengeber zur Säure-Attacke gewesen sein soll. “Es wird der Duft der Rosen kommen...”, soll laut Polizei unter dem Screenshot gestanden sein.
Die Version der 46-jährigen Angeklagten, die mit dem Siegsdorfer nicht nur liiert war, sondern auch geschäftlich lange zusammenarbeitete: Jemand anderes habe die Amazon-Bestellung getätigt, die Handy-Nachrichten stammten nicht von ihr und außerdem hätten Haus und Auto ihr gehört und nicht ihrem Ex. „Warum sollte ich das mit meinem eigenen Auto machen?“, fragte sie. Nur: Im Fahrzeugbrief des teuren Dodge stand der Name ihres Ex, er bezahlte es, er fuhr es. Das gleiche beim großen Anwesen bei Siegsdorf: Im Grundbuch und im Kaufvertrag steht der Name des Geschädigten.
Trotzdem sieht sich die Angeklagte als Eigentümerin. Also solche könnte sie mit einem Freispruch rechnen. „Die 200.000 Euro für das Auto hab‘ ich ihm damals gegeben. Und auch das Haus hab‘ ich bezahlt und er stand im Grundbuch. Das war eine steuerliche Geschicklichkeit“, so die 46-Jährige. „Kein Außenstehender kann da noch durchblicken“, fasste es Richter Wolfgang Ott zusammen - und die Frau auf der Anklagebank gab ihm recht, „das verstehe ich“. Nun muss sich Richter Ott durch einen Aktenordner arbeiten, den die Siegsdorferin am Donnerstag kurzerhand präsentierte und der alles beweisen soll. Der Prozess wird am 6. Dezember in Traunstein fortgesetzt.
xe