In einem Fall habe er gleich beim ersten Treffen einen Buben nach dem Alter gefragt, ihn umsonst fahren lassen und ihm seine Handynummer gegeben. „Der Angeklagte drängte das Kind in der Folge zu beinahe täglichen Treffen.“ Das erste Treffen fand in einem Waldstück statt, der Angeklagte habe den 13-Jährigen abgeholt. Schon beim ersten Intimkontakt habe der Bub gefragt, was das solle: „Der Angeklagte drohte dem Kind, dass er wisse, wo er wohne und dass seiner Familie etwas passieren würde.“
Viele weitere Treffen seien die Folge gewesen, der 56-jährige Waldkraiburger sei dabei immer weitergegangen - bis der Bub einige Wochenenden hintereinander beim Angeklagten wohnte. „Der Angeklagte kontaktierte das Kind immer freitags nach der Schule und forderte es auf, ihn zu besuchen“, so die Staatsanwältin: „Das Kind packte zu Hause einige Sachen ein und erzählte seinen Eltern, einen Freund zu besuchen.“ Manche Vergewaltigungsversuche seien für den Angeklagten erfolgreich gewesen, manche nicht.
Um die Treffen geheimzuhalten, habe der Bub daheim sagen sollen, er treffe sich mit der Tochter des Angeklagten. „Auch forderte der Angeklagte das Kind fortwährend auf, die WhatsApp-Chats auf seinem Handy zu löschen, um seine Taten zu verdecken“, heißt es in der Anklageschrift. Mit Drohungen, Geld und Zigaretten habe sich der Waldkraiburger den Buben gefügig gemacht.
Auch der Kontakt zu den anderen beiden Buben kam auf die gleiche Art zustande: Der Angeklagte lernte sie als Linienbusfahrer kennen. Auch sie seien vom 56-Jährigen vergewaltigt worden. Bei einem der Kinder, erst zehn Jahre alt, habe es der Angeklagte sogar geschafft, eine Beziehung zur Mutter aufzubauen, sodass der Mann dann bei den beiden einzog.
„Stimmt‘s oder stimmt‘s nicht“, blickt Richterin Heike Will in Richtung der Anklagebank. Der Angeklagte kündigt an, sich gleich selbst zu den Vorwürfen zu äußern.
Er war Busfahrer im Landkreis Rosenheim, kam so immer wieder mit Kindern in Kontakt und steht ab dem heutigen Dienstag (11. Oktober) vor dem Landgericht Traunstein: denn der 56 Jahre alte Mann aus Waldkraiburg soll drei Buben, die er als Busfahrer kennenlernte, vergewaltigt haben. Der Prozess beginnt um 9.30 Uhr.
Die Staatsanwaltschaft listet dutzende Fälle von sexuellem Missbrauch und Vergewaltigungen auf. Die Buben waren 13 Jahre alt, als sie der Waldkraiburger angesprochen haben soll. Dann erschlich er sich ihr Vertrauen, lockte sie mit Geld oder neuen Handys - und missbrauchte die Kinder dann in den folgenden Wochen und Monaten, so die Staatsanwaltschaft. Die Taten sollen sich zwischen 2019 und 2021 abgespielt haben.
Mitte Juli 2021 war dann Schluss. Zwei Polizeibeamte konnten den Mann in seiner Wohnung festnehmen - im Beisein eines der mutmaßlich missbrauchten Buben. Noch am gleichen Tag kam der Waldkraiburger in Untersuchungshaft. Angeklagt ist der 56-Jährige wegen schweren sexuellen Missbrauchs von Kindern, Vergewaltigung und sexueller Nötigung. Zehn Prozesstage sind am Traunsteiner Landgericht angesetzt. Mit einem Urteil wird am 6. Dezember gerechnet.
chiemgau24.de wird aktuell vom Prozess berichten.
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