Burgquiz reloaded: Suche um Eigentümer geht weiter
Versteigerung abgeblasen – Burg Marquartstein wieder zu haben?
- VonKatrin Langenwalterschließen
Wer bekommt denn jetzt die Burg? - Eine einfache Frage möchte man meinen. Im Amtsgericht Traunstein gab es auch am Freitag (25.November) wieder keine einfache Antwort. Die Zwangsversteigerung wurde aufgehoben. Ein Grund zu feiern für die Beteiligten?
Traunstein/Marquartstein – Es herrschte fast schon gespenstische Leere im großen Saal des Amtsgerichtes Traunstein – der Spuk um die Zwangsversteigerung der Burg Marquartstein sollte am Freitag (25.November) ein Ende finden – und das hat er auch. Allerdings nicht so wie erwartet. Statt der Verkündung des neuen Eigentümers gab die Rechtspflegerin bekannt, dass der Antrag zur Zwangsversteigerung zurückgezogen wurde.
Schnäppchenjagd um Burg
Der bekannte Kunsthändler Konrad Bernheimer ist seit 35 Jahren der Burgherr der alten Gemäuer. Er hatte lange gegen eine Zwangsversteigerung angekämpft. Durch finanzielle Schwierigkeiten der Firma Bernheimer schafften dann seine Gläubiger Ende Oktober Tatsachen. Bei dem Auftakttermin zur Zwangsversteigerung kamen zahlreiche Kaufinteressenten. Die Schnäppchenjagd um die Burg konnte ein einheimischer Unternehmer für sich gewinnen: mit einem Gebot von 4,6 Millionen Euro- zwei Millionen unter dem geschätzten Marktwert.
Verkündung vertagt
Hinter dem juristischen Wort “Vollstreckungsschutzantrag“ versteckte sich ein kluger Schachzug von Bernheimer. In letzter Minute teilte die Schuldnervertretung am 28. Oktober mit, der Zuschlag für den neuen Eigentümer müsse verschoben werden. Bernheimer will die Burg eigentlich selbst seit 2015 verkaufen- zu einem wesentlich höheren Preis: Für 15 Millionen Euro sollte das Anwesen unter den Hammer kommen. Weder das beauftragte Auktionshaus Sotheby`s in London, noch der Luxus-Immobilienmakler Oliver Herbst, fanden entsprechende Käufer.
Mehr als nur alte Mauern
Für Konrad Bernheimer und seine Familie war die Burg Marquartstein mehr als nur eine Luxusimmobilie. Er hatte Teile seiner Kindheit und Jugend in dem alten Gemäuer verbracht. Sie beherbergten einst das Marquartsteiner Internat des Gymnasiums, wo Bernheimer mit 19 Jahren sein Abitur ablegte. Die etwa 1075 erbaute mittelalterliche Burg war dadurch eine Herzensangelegenheit für ihn und er steckte viel Mühe in die Restaurierung.
Kettenrasseln der Gläubiger verstummt
Zweiter Akt des Burgkrimis: Am 11. November blieben dann die Türen des Gerichtssaales gleich ganz verschlossen. Einem erneuten Antrag auf Vertagung seitens des Schuldners wurde stattgegeben. Auch der Bürgermeister Marquartsteins, Andreas Scheck, war umsonst erschienen. Er wollte sich zu dem damaligen Zeitpunkt nicht über die möglichen Gründe der Vertagung äußern.
Auch zwei Wochen später kann Scheck nicht genau verraten, was da im Hintergrund abläuft. Der dritte und vorerst letzte Akt des Dramas fand Am Freitag (25.November) vor fehlendem Publikum statt. Und es war eine kurze Inszenierung: Die Gläubiger von Konrad Bernheimer ziehen ihren Antrag auf Zwangsvollstreckung zurück: „Der Zuschlag“, so die Rechtspflegerin im Bezug auf den damals Meistbietenden, „würde damit versagt“.
Der Spuk geht weiter
Bürgermeister Andreas Scheck konnte diesmal soviel verraten: „Es gibt einen Kaufvertrag, der ist auch schon beurkundet aber die Rahmenbedingungen müssen noch von unserer Seite geklärt werden.“ Das sei aber noch nicht in Stein gemeißelt. Laut Scheck habe sich noch ein weiterer Interessent gemeldet. Im Klartext bedeutet das: Bernheimer hat es geschafft, um eine Zwangsversteigerung herum zu kommen.
Er muss die Burg also nicht verramschen und kann wohl einen höheren Preis verlangen. Das wiederum finden auch die Gläubiger gut. Je solventer Konrad Bernheimer ist, desto mehr Geld kann auch Richtung Gläubiger fließen. Deshalb haben sie die Zwangsversteigerung zurückgezogen. Auch der Bürgermeister wirkte so, als wäre der neue Käufer im Interesse der Gemeinde. Alle glücklich?- Die Marquartsteiner Bürger würden sich sicherlich freuen, endlich zu erfahren wer die Burg bekommt - der Spuk ist noch nicht vorbei.