Beim Bierpreis hört in Bayern der Spaß auf – oder?
Echtes Handwerk: Darum müssen lokale Brauereien die Preise erhöhen
- VonKatrin Langenwalterschließen
Na prost Mahlzeit – jetzt wird auch noch das Bier teurer: Erst der Sprit, dann der Strom und nun der heilige Gerstensaft. Warum die Preise demnächst auch bei heimischen Biersorten steigen? Wir haben für euch bei zwei Brauereien nachgefragt:
Traunstein/ Stein an der Traun – Wenn in Bayern die Bierpreise steigen, dann können die Leute schon mal auf die Barrikaden gehen: „Das Maß ist voll, aber zu teuer“ – die Parole stammt allerdings nicht aus der Gegenwart sondern aus einem Satiremagazin von 1860. Mitte des 19. Jahrhunderts waren die Bierpreise durch Rohstoffmangel angestiegen: Die Münchner Bierrevolution war die Folge. Jetzt haben einige große Bierhersteller wie Bitburger, Veltins oder Krombacher angekündigt, an der Bierpreisschraube zu drehen. Auch unsere lokalen Brauereien müssen die Preise erhöhen.
Heimische Brauereien erhöhen Bierpreise
Müssen wir jetzt damit rechnen, dass Bierliebhaber, wie bei der Münchner Bierrevolution, unsere Brauereien stürmen? Es würde wohl nicht so schlimm werden, meint Katharina Gaßner, Marketingleiterin des Hofbräuhauses Traunstein: „Die Leute verstehen das schon und es ist ja eine moderate Steigerung, es kostet dann ja nicht eine Flasche Bier fünf Euro.“ Aber es ist unausweichlich: Auch die heimische Bierlandschaft muss seine Preise erhöhen. Die Liste der Gründe ist lang.
„Von Rohstoffen über Energie“ – Gründe der Preissteigerung
Alle Bereiche der Brauerei seien von den laufenden Preissteigerungen betroffen und der Geschäfstführer der Schlossbrauerei Stein beginnt aufzuzählen: „Das geht von den Rohstoffen über die Energie, die Logistikkosten, die Speditionen, Dieselpreise. Auch Glaspreise sind extrem gestiegen für die Flaschen. Aber auch ganz einfache Sachen, wie Kronkorken oder Etiketten.“ Und so muss auch die Brauerei in Stein an der Traun bei Traunreut die gestiegenen Kosten in Teilen an den Endverbraucher weiterreichen.
„Wir stecken in einer Bredouille“
„Es stellt sich die Frage: Kann man das eins zu eins weitergeben oder ist das unzumutbar, weil man ja als mittelständische Brauerei ohnehin mit einer anderen Kostenstruktur arbeitet, als das zum Beispiel Industriebrauereien machen.“ Man stecke, so Milkreiter, in einer Bredouille, weil man ja konkurrenzfähig bleiben müsse: „Wir können es eben nicht komplett weitergeben, obwohl wir das müssten. Dadurch müssen wir ohnehin einen Teil der bereits vorliegenden Kostensteigerungen selber schlucken.“
Preisfaktor Lohnerhöhung
Dazu kämen, so Milkreiter auch noch höhere Kosten der Mitarbeiter: „Bei den Tarifverhandlungen werden auch die Löhne neu verhandelt werden und auch die Mitarbeiter Lohnerhöhungen bekommen. Das ist klar und nachvollziehbar.“ Und auch Katharina Gaßner vom Hofbräuhaus Traunstein weiß: „Die Mitarbeiter sind ja unser Kapital, ich glaub, das hat mittlerweile jeder verstanden.“ Und so versuchen sowohl die Schlossbrauerei Stein als auch das Hofbräuhaus, trotz der Probleme, ihre Fachkräfte vernünftig zu entlohnen: „Wir richten uns da immer nach den Vorgaben vom Bayerischen Brauerbund“ so Gaßner.
Ein Lob an die heimischen Biertrinker
Und – steht denn jetzt eine Bierrevolution ins Haus? Nach Einschätzung der Marketingleiterin Gaßner werden sie im Frühjahr erstmalig die Bierpreise für das Hofbräuhaus Traunstein „um wenige Prozentpunkte“ erhöhen müssen: „Jetzt muss ich aber auch mal die Bierliebhaber bei uns in der Region loben, wirklich! Wir haben gute Umsätze und ich glaub, unseren Brauerkollegen geht es auch so und das liegt wirklich daran, dass die Leute das auch schätzen, dass das noch echtes Handwerk ist.“
„Kunden nicht völlig überrascht“ von der Erhöhung
Auch Milkreiter hofft bei der Kundschaft auf Verständnis. Er befürchtet, ohne konkrete Zahlen nennen zu wollen, eine erhebliche Steigerung der Preise ab dem Sommer: „Bei der Kundschaft ist Verständnis vorhanden, weil es wird ja alles teurer. In anderen Bereichen ist die Kostensteigerung schon eingetroffen und umgesetzt. Es ist also nicht so, dass das die Kunden völlig überraschend trifft.“ Man müsse, so Milkreiter weiter, aber damit rechnen, dass einige Kunden auf günstigere Produkte umsteigen.
Unsere Region ist bekannt für ihr gutes, regionales Bier. Kaum vorstellbar, dass die Vielfalt der Braukunst wegbrechen könnte: „Jeder hat da seinen eigenen Bierstil, jeder hat seine Fans und die honorieren das, und kaufen das Bier, obwohl es teurer ist als viele vergleichbare Großhersteller aus anderen Regionen.“
Preisniveau steigt regional wohl bei allen ähnlich
Zwölf Brauereien gibt es allein in der Region rund um den Chiemsee und den Königsee. Sie haben sich unter dem Namen ‘Heimatbrauer‘ zusammengetan. Die lokale Braukunst wird ihre Abnehmer finden, da ist sich Gaßner sicher: „Da hab ich jetzt nicht die Befürchtung, dass man in der Masse so viele Kunden verliert. Es macht jetzt in der Region von den Brauereien auch niemand eklatante Außreißer. Man weiß ja ungefähr, auf welchem Preisniveau sich die anderen bewegen.“ In diesem Sinne: Bierpreiserhöhung schlucken für den Erhalt unserer bunten Brauereilandschaft.