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Entscheidende Wende? Verzweiflung wegen fehlender Krippenplätze in Bernau

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Von: Elisabeth Kirchner

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Auf dem Grund hinter dem AWO-Kindergarten (links) und der nördlichen Seite der Mehrzweckhalle (Mitte) soll die neue Kinderkrippe entstehen.
Auf dem Grund hinter dem AWO-Kindergarten (links) und der nördlichen Seite der Mehrzweckhalle (Mitte) soll die neue Kinderkrippe entstehen. © Foto Berger Prien

Die Verzweiflung in Bernau ist groß: Immer wieder melden sich Eltern, die ihre Kinder betreut wissen wollen. Nun wurde im Gemeinderat für die Erweiterung der Kinderkrippe gestimmt. Doch es spießt sich bei den Fristen. Es scheint fraglich, ob der geplante Eröffnungstermin hält.

Bernau – Mit großer Mehrheit stimmte der Gemeinderat Bernau in seiner jüngsten Sitzung einer Erweiterung der Kinderkrippe zu. In der vergangenen Sitzung hatten Josef Schweinsteiger und Christian Würfel vom Bruckmühler Fachbüro WSB (das Büro hatte schon 2019 das AWO-Haus für Kinder geplant, Anm. der Red.) die Planungen dazu präsentiert.

Entstehen soll ein langlebiges und ökologisch nachhaltiges Gebäude in Modulbauweise. Mit begrüntem Flachdach, ausreichend Platz für Gruppen-, Schlaf- und Sanitärraum und für das Personal sowie einer Heizung, die an das bestehende Heizsystem der Mehrzweckhalle angeschlossen ist, sollen die Krippenkinder am Kindergarten der Arbeiterwohlfahrt (AWO) unterkommen.

Gesamtkosten auf knapp 1,5 Millionen Euro geschätzt

Die Gesamtkosten für die Kinderkrippe hatte Josef Schweinsteiger von WSB auf knapp 1,5 Millionen Euro (Stand November 2022) beziffert. Da die Lieferzeit der Module sehr kurz ist, könne der Rechtsanspruch der Kinderbetreuung zum neuen Kindergartenjahr sichergestellt werden, hatte Schweinsteiger damals noch gesagt.

Bürgermeisterin Irene Biebl-Daiber (CSU) erklärte in der jüngsten Sitzung, dass eine Entscheidung gefällt werden müsse. Das Architekturbüro habe nämlich mittlerweile Bedenken angemeldet, ob die Eröffnung der geplanten Krippengruppe zum 1. September durch die Vergabe- und Ausschreibungsfristen zu halten ist.

Verzögerungen durch äußere Umstände

„Um wenigstens noch den 1. Oktober vielleicht halten zu können,“ brauche es einen Beschluss. „Die Verzögerung kam durch äußere Umstände zustande und nicht durch Gremium, Verwaltung oder Planungsbüro,“ betonte Biebl-Daiber. Zudem gab sie zu bedenken, dass nicht nur in der Verwaltung, sondern auch bei der AWO-Leitung Anrufe und E-Mails verzweifelter Eltern eingingen, die ihre Kinder betreut wissen wollen.

Dies bestätigte auch Stefanie Hartl, Leiterin des AWO-Hauses für Kinder, die in der Sitzung Rederecht erhielt. Hartl lud die Gemeinderäte ein, vorbeizukommen und mit den Eltern zu sprechen, sagte aber auch: „Wir wissen die Zahlen.“

Die Bürgermeisterin wies darauf hin, dass die Baugenehmigung eingegangen sei. Somit könnte mit Ausschreibung und Vergabe begonnen werden. Auch die Zusage zum vorzeitigen Maßnahmenbeginn sei eingegangen, hier stehe allerdings die Förderzusage noch aus.

Matthias Vieweger (CSU) erklärte, dass dies Beträge seien, die „man mit gutem Gewissen – trotz der Notwendigkeit – nicht tragen“ könne.

Gründung für Bau aufwändig

Die Bürgermeisterin: „Ich gebe Ihnen recht,“ aber es gebe nun einmal viele Vorschriften und Vorgaben. Schweinsteiger, der auch in der Sitzung anwesend war, fügte hinzu, dass eine Kinderkrippe etwas anderes sei als ein Wohnraum. Zudem seien die Kanalumlegung und die Gründung aufwändig.

Thomas Herian (BL) fragte, ob ein weniger gehobener Standard möglich sei. Peter Pertl (CSU) sah die Gemeinde bei dieser Entscheidung „unter einem gewaltigen Druck“. Katrin Hofherr (SPD) hingegen meinte, dass es keine Alternative gebe. Severin Ohlert (Grüne) hakte bei der Finanzierung nach. Es müsse dafür kein Darlehen aufgenommen werden, so die Rathauschefin.

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Josef-Georg Wörndl (CSU) beklagte die hohen Kosten und den Zugzwang. Es sei besser „zu agieren und vorausschauend zu planen als immer nur zu reagieren.“ Jakob Müller (CSU) forderte eine Abstimmung: „Wir drehen uns im Kreis.“

Mit 14:4 folgte der Gemeinderat dem Beschlussvorschlag, die Kinderkrippe auszuschreiben. Wegen der Dringlichkeit wird die Bürgermeisterin ermächtigt, die Leistungen zu vergeben, solange sie die Kostenschätzungen nicht mehr als um 15 Prozent übersteigen. Der Rat ist regelmäßig über den Stand zu informieren.

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