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48 Wohnungen im Schloss Niedernfels von Marquartstein?

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Von: Manfred Peter

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Das Schloss Niedernfels und die beiden Nebengebäude an der bereits jetzt stark belasteten Schloßstraße eigenen sich nicht mehr als schulische Nebeneinrichtungen. Nun ist eine Nachnutzung als Wohnraum angedacht.
Das Schloss Niedernfels und die beiden Nebengebäude an der bereits jetzt stark belasteten Schloßstraße eigenen sich nicht mehr als schulische Nebeneinrichtungen. Nun ist eine Nachnutzung als Wohnraum angedacht. © Manfred Peter

Die Zukunft des schulisch genutzten Schlosses Niedernfels in Marquartstein bleibt in der Diskussion - jetzt hat ein Projektentwickler seine Ideen für eine Nutzung als Wohnraum konkretisiert. Das wurde im Gemeinderat beschlossen.

Marquartstein - Zu mächtig erschien der Mehrheit des Gemeinderates das Konzept für die Nachnutzung von Schloss Niedernfels. Nachdem das Schloss mit den beiden Nebengebäuden Josefsheim und Salesanium in die Jahre gekommen ist und nicht mehr den rechtlichen und zeitgemäßen Anforderungen einer pädagogischen Einrichtung entsprechen, wurden neue Wege gesucht. Hier kam vor rund zwei Jahren der Projektentwickler und Architekt Christian Schwarz aus Pastetten ins Spiel. Er erarbeitet ein Konzept mit 48 Wohnungen, dass er dem Gemeinderat im September vorstellte.

„Pädagogische Zentrum erhalten“

Der Gemeinderat war grundsätzlich für die Nachnutzung mit Wohnungen offen und wollte genauere Entwürfe, die der Architekt in der jüngsten Gemeinderatssitzung vorstellte und erläuterte. Bürgermeister Andreas Scheck (BfM) brachte wiederholt zum Ausdruck, dass die Gemeinde den Belangen der Träger von Niedernfels gegenüber aufgeschlossen sei und sich eine Umnutzung der angesprochenen Gebäude vorstellen könne: „Marquartstein ist daran interessiert, das Pädagogische Zentrum Niedernfels zu erhalten!“

Im Wesentlichen sollten das denkmalgeschützte Schloss mit Anbau innen so gestaltet werden, dass Wohnungen entstehen können, ohne dass außen etwas verändert wird und die beiden Nebengebäude sollen wegen der schlechten Substanz abgerissen und neu errichtet werden. Die erforderlichen Stellplätze würden in einer Tiefgarage untergebracht.

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Die 48 angedachten Wohnungen würden durchschnittlich 60 bis 75 Quadratmeter Wohnfläche haben sowie mit verschiedenen Zimmerzahlen entstehen. Die Höhe der Miete sollte sich an der Vergleichsmiete in Marquartstein orientieren. In der Tiefgarage sollten nicht nur die 68 erforderlichen Stellplätze Platz finden, sondern auch noch 104 Stellplätze für Fahrräder. Im Hof der Wohnanlage sind noch weitere Stellplätze für Besucher und für Auto für das Carsharing geplant, führte Architekt Schwarz aus. Aus dem Verkaufserlös des Schlosses und der beiden Gebäude Salesianum und Josefsheim würde für das Pädagogische Zentrum Niedernfels die neuen schulischen Nebeneinrichtungen wie Schulküche oder Hort gebaut werden.

Aus ihrer Sicht gebe es bei dem Projekt einige Punkte, die nicht den Zielsetzungen von Marquartstein entsprechen würden, sagte die zweite Bürgermeisterin Claudia Kraus (Grüne/Offene Liste). Die Wohnanlage sei zu abgelegen und um den Alltag bewerkstelligen zu können, sei ein Auto erforderlich. Dadurch würde die bereits jetzt überlastete Straße weiter belastet. Wenn dort Senioren wohnen würden, würden die dort eher einsam leben, sagte Kraus.

Das Verkehrskonzept, welches Carsharing sowie Leihräder und Lastenräder vorsieht, gefalle ihm, sagte Gemeinderat Christian Dögerl (CSU). Das Schloss stehe nun mal da oben und er sehe die Gefahr, dass es leer stehen werde, wenn keine Wohnnutzung möglich sei.

Die Schloßstraße sei trotz der steigenden Anforderungen in den vergangenen Jahrzehnten nicht geändert worden, merkte Gemeinderat Michael Elgass (Grüne/Offene Liste) an. Er meinte, dass die zusätzlichen rund 68 Auto bei dem jetzigen Betrieb nicht auffallen würden. Für ihn bleibe als Nachnutzung das Wohnkonzept übrig, so Elgass.

Dem Gemeinderat Klaus Hell (BfM) gefällt das Konzept im Grunde. Doch stellte er in Frage, ob bei den schon in Marquartstein geplanten Wohnprojekten noch zusätzlicher Wohnraum in dieser Form benötigt wird. Er merkte an, dass bei steigender Einwohner- und Kinderzahl von der Gemeinde auch die entsprechende Infrastruktur geschaffen werden muss.

Wie weit den bei dem Projekt abgespeckt werden könne, dass es sich noch rechne, wollte der Gemeinderat Josef Moritz (CSU) vom Planer erfahren. Schwarz betont, dass die beiden Gebäude Salesanium und Josefsheim wegen der schlechten Substanz wie auch wegen der Brandschutz- und Fluchtwegvorgaben nicht erhalten werden könnten. Beim Abspecken des Projektes müsste auch der Kaufpreis herangezogen werden, fügte Schwarz an.

Grundsätzlich bestehe Bedarf an Wohnungen in Marquartstein, sagte Scheck. Ob dieser jedoch letztlich an dieser Stelle zufriedengestellt werden könne, sei für ihn abschließend nicht erkennbar, so der Bürgermeister. Das Projekt mit den 48 Wohnungen erscheine ihm eventuell zu groß. Eventuell könnten am Standort der beiden Nebengebäude Josefheim und Salesanium ja die Funktionsgebäude angedacht werden, so Scheck.

Räte votieren gegen Version

Der Bürgermeister meinte, wegen der Fairness zu Schwarz gegenüber müsste sich jedes Ratsmitglied Gedanken machen, ob es das Konzept mittrage oder nicht. Bei der Entscheidung für das vorgestellte Projekt in der momentanen Version gab es neun Gegenstimmen und die vier Ja-Stimmen kamen von Riedl, Dögerl Elgass und Marie-Luise Bauer (CSU). Jedoch vereinbarten der Bürgermeister und der Architekt weitere Gespräche, um eine Nutzung in Form und Umfang zu suchen, welche eine Mehrheit im Gemeinderat findet.

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