700kW-Projekt geplant
Wie die Bad Feilnbacher vom teuren Heizöl wegkommen wollen
- VonKathrin Gerlachschließen
Erst war es die Inflation, die die Preise für Heizöl, Gas und Strom in die Höhe trieb. Jetzt ist es der Ukraine-Konflikt. Auf die aktuelle Frage, wie sich Verbraucher von Heizöl unabhängig machen können, gibt es für die Menschen im Bad Feilnbacher Ortskern jetzt eine Antwort.
Bad Feilnbach –Ab Herbst soll ein 700kW-Hackschnitzel-Heizwerk am Schwimmbad in Bad Feilnbach entstehen. Zugleich wird das Nahwärmenetz ausgebaut.
Die Gemeinde arbeitet schon seit Jahren daran, sich von fossilen Energieträgern unabhängiger zu machen. Das Nahwärmenetz ist nur ein Bestandteil der Pläne.
Am Schwimmbad entsteht Anbau
Ein kleines Netz besteht bereits. Es wird aus der 250kW-Hackschnitzelheizung des Schwimmbades gespeist. Die Leitung führt bislang von dort bis zur Kufsteiner Straße in Höhe des Cafés Stefanies und versorgt unter anderem Gemeindeeinrichtungen, den Einkaufsmarkt, die Tannenhof-Baustelle, Privathäuser und das Café mit Wärme.
Um das Nahwärmenetz weiter auszubauen, hat die Gemeinde im vergangenen Jahr per Ausschreibung nach einem Partner gesucht. Die Entscheidung fiel für die MW Biomasse AG aus Irschenberg. Sie ist eine 100-prozentige Tochter der Maschinenringe und Waldbesitzervereinigungen der Landkreise Rosenheim, Miesbach und Traunstein.
„Angetreten sind wir mit dem Ziel, Öl durch Hackschnitzel zu ersetzen“, erläutert Geschäftsführer Sebastian Henghuber. Dabei kommt nur Waldhackgut der regionalen Waldbesitzer zum Einsatz – Holzreste also, die nicht in Sägewerken, für die Papier- oder Plattenindustrie weiterverarbeitet werden können und die in einem Umkreis von zehn bis 15 Kilometern rund um Bad Feilnbach anfallen.
Im vergangenen Jahr gründeten die Gemeinde Bad Feilnbach und die MW Biomasse AG eine Betreibergesellschaft für das neue Biomassekraftwerk: die MWB Bad Feilnbach GmbH & Co. KG. Sie ist zu 100 Prozent im Eigentum der Gemeinde.
Seitdem arbeiten die Irschenberger Experten an der Planung des neuen Biomassekraftwerkes und des Leitungsnetzes. Da aufgrund der Corona-Pandemie bislang keine Bürgerversammlungen möglich waren, analysierten sie mit Fragebögen das Interesse der Bürger an einer Erweiterung des bestehenden Nahwärmenetzes. „Die Resonanz war positiv. Mit mehr als 30 Hauseigentümern fanden bereits konkrete Gespräche statt“, informiert Henghuber. Da es in Bad Feilnbach keine Gasversorgung gibt, sind es hier vor allem Ölheizungen, die umgestellt werden könnten.
Am Schwimmbadgebäude soll ein etwa sechs Meter langer Anbau für Pelletheizung und -lager entstehen. Das Leitungsnetz kann im Ortskern entsprechend der Nachfrage ausgebaut werden. Es reicht aktuell vom Schwimmbad über die Bahnhofstraße bis zur Kufsteiner Straße 33. Ein Ausbau ist vorerst in Richtung der Straße Am Osterbach, des Leo-von-Welden-Weges und der Hans-Zeitler-Straße geplant.
„Von dort aus kann weiter verzweigt werden. Es werden dann die Anschlussleitungen bis zum Wärmeabnehmer gelegt und Übergabestationen installiert“, erläutert Henghuber und informiert: „Die Hausanschlusskosten werden vom Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle aktuell mit 35 bis 45 Prozent gefördert.“ Die Betreibergesellschaft unterstützt auch bei der Antragstellung, die nur online erfolgen kann.
„Die Pläne für die Hackschnitzelheizung sind kurz vor der Fertigstellung“, so Henghuber. Finanzierung, Bau und Betrieb der Energiezentrale wird von der MWB Bad Feilnbach GmbH & Co. KG getragen.