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Kickbox-Weltmeister im Himmel: Trauer um Nico Kornhass aus Bad Aibling

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Von: Eva Lagler

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Nico Kornhass bei seinem Vortrag 2017 im Aiblinger Kurhaus.  pas
Nico Kornhass bei seinem Vortrag 2017 im Aiblinger Kurhaus. pas

„Das wahre Wunder von Bad Aibling“ – es ist ausgeblieben. Die Titelzeile mit dem Wunder hatte der Mangfall-Bote mit Nico Kornhass und seiner Frau Steffi im Falle seiner Heilung vereinbart. Doch nun ist der mehrfache Kickbox-Weltmeister verstorben.

Bad Aibling – Denn trotz seiner schweren Erkrankung an amyotropher Lateralsklerose (ALS) glaubte der 57-jährige frühere Leistungssportler mit ganzer Kraft daran, wieder gesund zu werden. Gestern jedoch die Nachricht von seinem Tod, die sich wie ein Lauffeuer durch das Mangfalltal und dessen Grenzen hinaus verbreitete.

Nico Kornhass war ein Kämpfer in vielfacher Hinsicht. Viermal stand er als Kickboxer auf dem Treppchen ganz oben, holte sich vier Weltmeistertitel. Er gründete seine Kampfsportschulen in Bad Aibling und Bruckmühl, die heute von seinen Söhnen geführt werden. Sein Herz galt vor allem auch den Jüngsten: Unzählige Buben und Mädchen haben in den von ihm entwickelten und in Kindergärten angebotenen „Tigerhasen“-Kursen gelernt, wie man sich selbst behauptet, wie man Nein sagt und wie man mit schwierigen Situationen umgeht.

Etliche davon haben ihn auch besucht, als er nun sein Haus in Bad Aibling kaum noch verlassen konnte. Und jeder Besucher, ob groß oder klein, nahm etwas mit – von seiner Ausstrahlung, seiner Motivationskraft, von seinem Gottvertrauen und seiner unerschütterlichen Lebensfreude, die er sich auch in den dunkelsten Stunden nicht nehmen lassen wollte.

Vor rund zwei Jahren zog Nico Kornhass über 200 Besucher in seinen Bann, als er im Kurhaus aus seiner „neuen Welt“, wie er sein Leben mit der im Frühjahr 2016 diagnostizierten Krankheit bezeichnete, berichtete. Im Mittelpunkt dabei: Seine Reise auf dem Jakobsweg, auf dem er 2016 – schon von der Krankheit gezeichnet – 800 Kilometer auf dem Jakobsweg von St. Jean Pied de Port nach Santiago de Compostela, teils unter großen Stapazen, alleine zu Fuß zurückgelegt hatte. Die Zuhörer standen am Ende Schlange, um ihm die Hand zu reichen.

Auch als er im Rollstuhl saß und sein Sprachvermögen mehr und mehr nachließ, fand der Aiblinger Mittel und Wege, mit seiner Umwelt in Kontakt zu bleiben, per E-Mail und Whats App, wobei ihm zuletzt ein Sprachcomputer diente. Energie tankte er an seinem persönlichen Kraftplatz, am Steg hinter seinem Haus, wo er auch viele seiner Geschichten und Gleichnisse ersann über das Leben, den Glauben und Gott, den er als seinen Freund, Arzt und Berater bezeichnete.

Immer an seiner Seite und für ihn da: seine Frau Steffi. „Sie ist ein Engel“, betonte Nico Kornhass stets. Durch alle Höhen und Tiefen gingen die beiden miteinander und gemeinsam mit Kornhass´ Söhnen und Enkelkindern bildeten sie eine eingeschworene, unverbrüchliche Gemeinschaft. Nun hat er seinen letzten Weg angetreten. Wie seine Familie unter den Worten „Weltmeister im Himmel“ mitteilte, konnte sich Nico Kornhass in den letzten Tagen von seiner Familie und seinem engsten Umkreis verabschieden und „schlief ohne größeres Leiden“ ein. Eva Lagler

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