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Streit um Autobahn-Ausbau: Wird die A8 an der „Stauwurzel“ Irschenberg bald vierspurig?

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Von: Dirk Walter

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Freie Fahrt Richtung Berge? Geht es nach dem Bundesverkehrswegeplan, soll es am Irschenberg in Zukunft vierspurig werden.
Freie Fahrt Richtung Berge? Geht es nach dem Bundesverkehrswegeplan, soll es am Irschenberg in Zukunft vierspurig werden. © Andreas Gebert / dpa

Der Bundesverkehrswegeplan 2030 enthält 204 Seiten mit Ausbauideen für Straßen, Schienen und Flüsse. Auf Seite 85, Unterpunkte 35 bis 37, findet sich auf drei dürren Zeilen das, was eine ganze Region umkrempeln könnte: der Ausbauplan für die Salzburger Autobahn.

München/Holzkirchen –  Auf fast 90 Kilometern Länge soll die Trasse in den Süden verbreitert und saniert werden. Noch ist es nur ein Plan – der nun aber die Bundesregierung erschüttert. Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) will die Planungen für bestimmte Straßenprojekte beschleunigen – laut „Spiegel“ sind es 144 Vorhaben, darunter ist neben der A9 im Stadtgebiet von München (Frankfurter Ring) auch die A8 zwischen München Süd und dem Inntaldreieck. Die Grünen wollen hingegen nur die Planungen für die Bahn beschleunigen – nicht für Straßen. Noch ist der Streit nicht gelöst. 

In der Münchner Seidlstraße unweit des Hauptbahnhofes sitzt eine Behörde, die Autobahn GmbH des Bundes, Niederlassung Südbayern, die schon längst die Verbreiterung der Salzburger Autobahn in Angriff genommen hat – auf dem Papier. Der A8-Ausbau ist im Bundesverkehrswegeplan als „vordringlicher Bedarf – Engpassbeseitigung“ eingestuft. „Das ist die höchste Dringlichkeit“, sagt Behördensprecher Josef Seebacher. Schon 2016 gab es Erkundungsbohrungen in der Miesbacher Region. Nun ist die Autobahn GmbH so weit, dass sie für zwei Abschnitte die Unterlagen für die sogenannte Planfeststellung vorbereitet. Das ist der Antrag zur Baugenehmigung.

A8 am Irschenberg - „Das ist die Stauwurzel“

Erstens will die Behörde die gut zehn Kilometer lange Strecke von Hofolding bis Holzkirchen von drei auf vier Spuren je Fahrtrichtung verbreitern. Hinzu käme jeweils noch eine Standspur. Der Abschnitt ist stauträchtig, „weil wir unendlich viel Verkehr haben, der dann Richtung Tegernsee abzweigt“, wie Seebacher sagt.

Zweitens soll von der Leitzachbrücke vor dem Irschenberg bis runter nach Dettendorf (bei Bad Aibling) auf vier Spuren verbreitert werden. Auch hier käme noch ein Standstreifen hinzu. Warum gerade am berüchtigten Irschenberg? „Das ist die Stauwurzel“, sagt Seebacher – auf dem Anstieg kriechen viele Lkw und auch mancher Autofahrer nur noch. Durch eine Verbreiterung erhoffen sich die Autobahn-Planer eine Entzerrung des Verkehrs.

Ein „Rieseneingriff in die Landschaft“

Aber es gibt Widerstand. „Mehr Fahrspuren halte ich für grundfalsch, das darf so nicht passieren“, sagte der Miesbacher Bundestagsabgeordnete Karl Bär (Grüne). „Dafür gibt es keinen Konsens.“ Er rechnet vor: Die Verbreiterung koste 80 Hektar Fläche – so viel bewirtschafteten zwei durchschnittliche Bauernhöfe in Bayern. Es sei ein „Rieseneingriff in die Landschaft“. Besonders ärgert sich Bär, dass die neue Autobahnbrücke an der Ausfahrt Holzkirchen – sie kostete 20 Millionen Euro – schon für vier Spuren ausgelegt ist. „Schritt für Schritt werden Tatsachen geschaffen.“ 

Allerdings gibt Bär zu, dass der Autobahn-Ausbau in der Region derzeit kein Riesen-Thema ist. Und es gibt ja auch Befürworter. Der CSU-Bundestagsabgeordnete Alexander Radwan etwa, auch er ein Miesbacher, druckst nicht herum. „Wir unterstützen schon lange den notwendigen Ausbau.“ Freilich müsse dann auch Lärmschutz folgen. „Das ist das, was die Anwohner im nördlichen Landkreis wollen.“ Valley kämpfe schon lange dafür. 

Ohnehin rechnet die Autobahn GmbH mit schwierigen Genehmigungsverfahren – egal, ob die Planung jetzt beschleunigt wird oder nicht. „Es sind sensible Landschaftsräume“, sagt Behörden-Sprecher Seebacher. Auch die Brücken sind ein Problem. Sie stammen aus der NS-Zeit und müssen allesamt neu gebaut werden. Auch das Geld für die beiden Abschnitte, insgesamt 700 Millionen Euro, muss noch bewilligt werden.

Viele weitere Projekte hat die Autobahn GmbH vor. Die Salzburger Autobahn soll auch ab Rosenheim bis Traunstein verbreitert werden – auch das ist freilich umstritten. Sehr viel weiter gediehen ist der Ausbau an anderer Stelle: Die A99 wird stückweise von drei auf vier Spuren verbreitert. Der Abschnitt Aschheim/Ismaning bis Kirchheim wird 2024 fertig. Und wann könnte es am Irschenberg losgehen? „Keine Ahnung“, sagt Seebacher.

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