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„Sind super stolz“ – Wie Bad Feilnbach Olympiamedaillengewinner Christoph Hafer feiert

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Von: Kathrin Gerlach

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Olympisches Bronze holte der Bad Feilnbacher Zweierbob-Pilot Christoph Hafer (Zweiter von rechts). Noch nie zuvor hat eine Nation bei Olympischen Winterspielen beim Zweier-Bob alle drei Podestplätze belegt. Sie machten es wahr: (von links) Die Silbermedaillengewinner Florian Bauer und Johannes Lochner, die Goldmedaillengewinner Thorsten Margis und Francesco Friedrich sowie die Bronzemedaillengewinner Christoph Hafer und Matthias Sommer.
Olympisches Bronze im Zweier-Bob holten der Bad Feilnbacher Pilot Christoph Hafer (links) und sein Anschieber Matthias Sommer bei den Olympischen Winterspielen in Peking. © picture alliance/dpa

In der Gemeinde Bad Feilnbach knallten am Dienstag, 15. Februar, die Korken: Bob-Pilot Christoph Hafer aus Wiechs feierte bei den Olympischen Winterspielen in Peking seinen größten sportlichen Erfolg. Wie er durch den Eiskanal aufs Podest donnerte.

Bad Feilnbach – Hinter Olympiasieger Francesco Friedrich und Silbermedaillengewinner Johannes Loch komplettierte der Bad Feilnbacher mit Bronze den historischen Dreifacherfolg für das deutsche Bob-Team. Noch nie zuvor hat eine Nation bei Olympischen Winterspielen beim Zweier-Bob alle drei Podestplätze belegt.

Alle waren live am Bildschirm

Der 29-jährige Christoph Hafner ist der erste Olympiasieger im Zweierbob der Gemeinde Bad Feilnbach. „Wir sind super stolz auf unseren Sohn, haben gejubelt vor Freude. Unsere Telefone standen gar nicht mehr still“, beschreiben Christine und Joachim Hafer den Glücksmoment. Sie verfolgten die Wettkämpfe live am Bildschirm. Genauso wie Christophs Jugendtrainerin Katrin Scheble, die gesamte Gemeindeverwaltung und unzählige Fans aus seiner Heimatgemeinde Bad Feilnbach.

Und es war ein spannender Wettkampf, es war absoluter Nervenkitzel: Denn nach den ersten beiden Läufen im Yanqing National Sliding Center lag der 29-Jährige als Viertplatzierter mit einem Rückstand von lediglich 5/100 Sekunden auf den Russen Rostislav Gaitiukevich nur noch einen Wimpernschlag vom Olympia-Podest entfernt.

„Wir haben eine sehr gute Ausgangsposition. Gaitiukevich hatte im zweiten Lauf einen größeren Fehler, wir sind näher dran. Das wird sehr spannend, die Bahn ist einfach sehr selektiv. Wir versuchen, morgen am Start noch schneller zu sein, vielleicht haben wir auch eine andere Kufe noch in petto. Es bleibt spannend“, blickte Pilot Hafer im ZDF-Interview optimistisch voraus.

Am Finaltag – Dienstag, 15. Februar – kam es dann zum packenden Showdown im „brutalen“ 16-kurvigen Eislabyrinth von Peking. Mit neuen Bestzeiten und stahlharter Nervenstärke gewannen Francesco Friedrich und sein Anschieber Thorsten Margis das dritte Olympia-Gold ihrer Karriere. Das erste olympische Edelmetall seiner Karriere sicherte sich Johannes Lochner mit Silber.

Für die überraschendste schwarz-rot-goldene Sensation aber sorgten Pilot Hafer und Bremser Sommer. Der russische Bob nahm im dritten Lauf durch schlechtes Lenkseil-Handling einige harte Banden und musste dadurch größere Zeitverluste hinnehmen.

Der Bad Feilnbacher nutzte seine Chance mit einem im wahrsten Sinn des Wortes „coolen“ Lauf und dem richtigen Gespür an den Lenkseilen. Mit Top-Speed von 131,5 Kilometern pro Stunde schob sich der 105 Kilogramm schwere Modellathlet auf Platz drei hinter seine beiden deutschen Teamkollegen. Im vierten Run ließ der Bob-Pilot dann nichts mehr anbrennen, zauberte einen perfekt getimten Lauf in den Eiskanal und sicherte sich somit olympisches Bronzemetall.

Im Zieleinlauf kannte der Jubel keine Grenzen mehr: „Die Nerven waren schon da, aber wir konnten sie zum Glück gut im Zaum halten. Dass wir im dritten Lauf einen Platz gutmachen konnten, war dann natürlich ein guter Puffer für den letzten Lauf. Die vierte Fahrt ist uns dann auch sehr gut gelungen, und dann waren wir unten einfach nur megaglücklich“, strahlte Hafer überglücklich im Ziel.

Seine sportliche Laufbahn begann vor 22 Jahren beim SV Bad Feilnbach – mit einem Schnuppertraining der Sparte Rodeln. „Er kam nach Hause und sagte: Papa, ich werde jetzt Rodler“, erinnert sich Jogi Hafer. Er unterstützte den Sohn, machte eine Ausbildung zum Übungsleiter und ist seitdem im SV Bad Feilnbach aktiv – heute als Spartenleiter der Rodler. „Doch meinen Sohn trainiere ich schon lange nicht mehr“, sagt er lachend: „Heute bin ich nur noch Fan, Zuschauer und stolzer Papa.“

2009 stieg Christoph auf den Bobsport um. „Auf den Tag genau vor sieben Jahren – am 15. Februar 2015 – fuhr er seinen ersten großen Erfolg ein und wurde Junioren-Weltmeister im Viererbob auf der Bahn in Altenberg“, berichtet die Familie. Dann fuhr er einen Erfolg nach dem anderen ein. Aufgrund der Vielzahl seien nur einige davon erwähnt: 2016/2017 – Europacup-Sieger auf der Eisbahn am Königsee im Viererbob. 2017/2018 – Gold im Gesamteuropacup im Zweier- und Viererbob. 2018/19 – Gold im Europacup im Zweier- und Viererbob. 2019 – Deutscher Meister im Viererbob. 2020 – Deutscher Meister im Zweier- und Viererbob. Bei den Bob-Europameisterschaften im lettischen Sigulda holt er 2020 Bronze – sein bislang größter Erfolg. Nun sein Durchbruch bei Olympia.

Riesiger Jubel in Wiechs in der Gemeinde Bad Feilnbach – der Heimat von Christoph Hafer: (von links) Seine Eltern Joachim und Christine Hafer stoßen mit Trainerin Katrin Scheble und ihrem Mann Markus auf den Erfolg an.
Riesiger Jubel in Wiechs in der Gemeinde Bad Feilnbach – der Heimat von Christoph Hafer: (von links) Seine Eltern Joachim und Christine Hafer stoßen mit Trainerin Katrin Scheble und ihrem Mann Markus auf den Erfolg an. © Re

„Wir haben den vierten Lauf live gesehen und waren total aus dem Häuschen“, berichtet Bürgermeister Anton Wallner. „Wir haben uns für Christoph richtig, richtig gefreut.“ Beeindruckend sei vor allem die Leistungssteigerung während des Wettkampfes gewesen, die in einer persönlichen Bestzeit gipfelte. Wallner ist unheimlich stolz auf die Wintersportler der Gemeinde Bad Feilnbach. „Wir haben hier sehr guten Nährboden“, sagt er. „Die Familie Dostthaler hat den Eiskanalsport nach vorn gebracht. Ich bin sehr, sehr stolz auf den Bobclub Bad Feilnbach. Und ich weiß, dass dort gerade die nächsten Talente mit großem Potenzial heranwachsen.“

Hausl Schwarm war erster Olympiasieger

Die erste olympische Medaille holte Rennrodler Balthasar Schwarm nach Bad Feilnbach. Bei den Olympischen Winterspielen 1976 in Innsbruck gewann er mit Hans Brandner die Silbermedaille im Doppelsitzer. Sepp Dostthaler belegte bei den Olympischen Winterspielen 1994 in Lillehammer im Zweierbob mit Bogdan Musiol den zwölften Rang. Er ist jetzt als Trainer des gesamtdeutschen Teams bei den Winterspielen in Peking mit dabei.

„Wir werden unserem Olympia-Medaillengewinner in Bad Feilnbach einen würdigen Empfang bereiten, sobald er nach Hause kommt. Dann werden wir unseren Rathausplatz in eine richtige Festmeile verwandeln“, kündigt Bürgermeister Wallner an.

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