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Sicherheit eingleisiger Bahnstrecken: Was ist seit dem Unglück von Bad Aibling geschehen?

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Von: Heinz Seutter

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Nach dem Zugunglück von Bad Aibling wurde gelobt, die Sicherheit eingleisiger Bahnstrecken solle sich verbessern. Angesichts des Beinahe-Frontalzusammenstoßes zweier S-Bahnen bei Icking kam nun die Frage auf, was tatsächlich geschehen ist.
Nach dem Zugunglück von Bad Aibling wurde gelobt, die Sicherheit eingleisiger Bahnstrecken solle sich verbessern. © picture alliance/dpa | Peter Kneffel/Sven Hoppe (Montage)

Nach dem Beinahe-Frontalzusammenstoß zweier S-Bahnen bei Icking kam nun die Frage auf, was sich inzwischen bei der Sicherheit eingleisiger Bahnstrecken in Bayern getan hat. Diese sollte nach dem Zugunglück von Bad Aibling verbessert werden.

Bad Aibling/Icking/München - Nach einem Beinahe-Frontalzusammenstoß zweier S-Bahnen bei Icking Anfang August erkundigte sich kürzlich der Münchner Grünen-Landtagsabgeordnete Markus Büchler in einer Kleinen Anfrage an das Bayerische Verkehrsministerium nach dem Stand der Ermittlungen und wie es um die Sicherheit eingleisiger Bahnstrecken bestellt ist. Dies auch im Hinblick auf die Versprechungen der zuständigen Stellen nach dem Eisenbahnunglück von Bad Aibling vor fünf Jahren, das solche Strecken sicherer gemacht werden sollten. „Der Unfall von Bad Aibling wurde durch einen Fehler des Fahrdienstleiters verursacht. Bezüglich des Ereignisses in Icking muss der Abschluss der Ermittlungen abgewartet werden“, betont das Bayerische Verkehrsministerium grundsätzlich in seiner Antwort an den Grünen-Landtagsabgeordneten.

Am 6. August hatte sich gegen 21 Uhr auf einer eingleisigen Bahnstrecke bei Icking im Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen beinahe ein Zusammenstoß zweier S-Bahn-Züge ereignet. Die beiden Fahrzeuge fuhren, nach dem aktuellen Stand der Ermittlungen, unplanmäßig in entgegengesetzter Fahrtrichtung auf der eingleisigen Strecke aufeinander zu. Ein folgenschwerer Zusammenstoß konnte wohl nur dank des schnellen Eingreifens der beiden Triebfahrzeugführer verhindert werden. Alle 34 Fahrgäste blieben unverletzt und konnten mit einem Schienenersatzverkehr ihre Reise fortsetzen.

Ermittlungen zu Beinahe-Frontalzusammenstoß von S-Bahnen bei Icking laufen - Was hat sich bei der Sicherheit Eingleisiger Bahnstrecken seit dem Unglück von Bad Aibling getan?

Kurz zuvor hätten sich wohl Personen im Gleisbereich befunden, so die Bundespolizei gegenüber unserem Partnerportal merkur.de. Die Zugführer seien darüber informiert worden und hätten entsprechend das Tempo drosseln müssen. Doch ob es bei den Absprachen per Funk ein Missverständnis gab oder ein technischer Stellwerkfehler dazu geführt hat, dass beide S-Bahnen auf dem Gleis aufeinander zufuhren, müsse sich nun zeigen. Wie Bundespolizei-Sprecher Wolfgang Hauner gegenüber merkur.de berichtete, hätten zwei Faktoren einen Zusammenstoß verhindert: die freie Sicht aufgrund des an diesem Tag guten Wetters und das langsame Tempo beider Züge.

Wie merkur.de berichtet, hatte es bereits unmittelbar nach dem Beinahe-Unfall eine Anfrage des Linken-Bundestagsabgeordneten Andreas Wagner an das Bundesverkehrsministerium gegeben. Grundsätzlich erhielten sowohl der Bundestags- als auch der Landtagsabgeordneter erst einmal eine gleichlautende Antwort: Die Untersuchung des Vorfalls sei Sache der Bahn als verantwortliches Eisenbahn-Verkehrsunternehmen. Diese Ermittlung laufe noch. Es sei dann die Aufgabe der jeweiligen Unternehmen, hier der Bahn, solche Ereignisse zu untersuchen, auszuwerten und dann korrigierend einzugreifen. Ob die Unternehmen in der Lage sind, alle mit ihrer Tätigkeit verbundenen Risiken zu beherrschen und einen sicheren Bahnbetrieb zu gewährleisten, werde durch das Eisenbahn-Bundesamt geprüft.

Verkehrsministerium: Modernisierungsforderungen schon seit langer Zeit - Viel in den letzten fünf Jahren geschehen

„Die Staatsregierung hat den Bund nicht erst seit dem Eisenbahnunfall von Bad Aibling wiederholt aufgefordert, die Investitionsmittel und die Anreize für die Modernisierung des bestehenden DB-Streckennetzes – insbesondere auch der SPNV-Strecken – zu erhöhen, damit unter anderem auch eine schnellere Modernisierung der Streckensicherungstechnik erfolgen kann.“, führt das Bayerische Verkehrsministerium auf Nachfrage des Grünen-Landtagsabgeordneten weiter aus. Dazu könne auf die Beschlüsse der Verkehrsministerkonferenzen im Herbst 2016 und Herbst 2019 verwiesen werden.

„Die Zugkollision von Bad Aibling ereignete sich auf einer Strecke mit Streckenblock und Zugbeeinflussung. Unfallursache war nicht fehlende Sicherungstechnik, sondern ein menschlicher Fehler bei der Bedienung des Stellwerks. Die Eisenbahninfrastrukturunternehmen sind daher von der Staatsregierung aufgefordert worden, die Maßnahmen zur Aus- und Fortbildung sowie zur innerbetrieblichen Kontrolle der Fahrdienstleiter kritisch zu überprüfen und zu verbessern“, so das Ministerium weiter. „Hinsichtlich technischer Maßnahmen hat die Staatsregierung die DB Netz AG aufgefordert, bestehende Nachrüstpotenziale im Stellwerksbestand zu heben, sofern kein zeitnaher Ersatz durch neue elektronische oder digitale Stellwerke möglich ist. Solche Nachrüstpotenziale bestehen insbesondere auf Strecken mit mechanischen oder elektromechanischen Stellwerken, die auf SPNV-Strecken in Bayern nur noch von der DB Netz AG eingesetzt werden.“

Die nichtbundeseigenen Strecken unter Landeseisenbahnaufsicht seien mit zweckmäßigen und zuverlässigen technischen Sicherungssystemen ausgerüstet. „Im Rahmen der regelmäßigen Vor-Ort-Kontrollen durch die Landeseisenbahnaufsicht werden auch die Maßnahmen der Eisenbahninfrastrukturunternehmen zur Gewährleistung eines sicheren Bahnbetriebs regelmäßig neu beurteilt. Dabei werden gegebenenfalls neue Erkenntnisse aus Unfällen und gefährlichen Ereignissen im Eisenbahnwesen und Sicherheitsempfehlungen der Bundesstelle für Eisenbahnunfalluntersuchung (BEU) einbezogen.“ Durch die DB Netz AG sei ein Nachrüstprogramm für Bahnhöfe mit mechanischen oder elektromechanischen Stellwerken initiiert, die bislang über keine technische Gleisbesetzterkennung verfügen. „Das Zusatzsystem soll Unfälle beziehungsweise gefährliche Ereignisse durch die Einfahrt eines Zuges in bereits belegte Bahnhofsgleise technisch verhindern. Die bundesweite Nachrüstung soll nach DB-Angaben im Jahr 2022 abgeschlossen werden.“

hs

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