Im Alter von 88 Jahren verstorben
Gemeinde Feldkirchen-Westerham trauert um Karl Wünsch: Er war Teil der Vagener Ortsgeschichte
- VonManfred Merkschließen
Die Gemeinde Feldkirchen-Westerham trauert um einen beliebten und im ganzen Mangfalltal überaus engagierten Mitbürger: Nach kurzer Krankheit verstarb der Vagener Karl Wünsch im Alter von 88 Jahren.
Vagen – Bekannt war der gelernte Müller und spätere Postbote nicht nur durch seine vielen Berichte aus dem gesamten Altlandkreis Bad Aibling und vor allem aus Vagen, die er über einen Zeitraum von über 40 Jahren unter dem Kürzel „wü“ für den Mangfall-Boten verfasste.
Karl Wünsch war auch zutiefst heimatverbunden, engagiert, an vielem interessiert, aufmerksam, friedfertig und hilfsbereit. Ob Schule, Kindergarten, Faschingsgilde, Stopselclub, Theaterspieler, Feuerwehr oder Musikkapelle – wenn er jemandem behilflich sein konnte, ließ sich Karl Wünsch nicht zweimal bitten.
Über allem aber standen bei ihm der Trachtenverein „D’Neuburgler“ Vagen und der „Gauverband I“. Wünsch berichtete mit profundem Wissen und detaillierten Kenntnissen über viele kleine und große Feste, Traditionen und das Brauchtum der Vereine. Verein und Verband würdigten die Verdienste von Wünsch mit der Ernennung zum Ehrenmitglied.
Karl Wünsch war Gründungsmitglied der Faschingsgilde Vagen
Auch bei der Feuerwehr Vagen gehörte Wünsch schon fast zum „Inventar“. Zudem war er Gründungsmitglied der Faschingsgilde Vagen, machte für diese als Clown seine Späße und war sogar deren Präsident.
„30 Jahre haben meine Eltern auch den Pfarrfriedhof in Vagen mit Liebe und Ehrfurcht gepflegt. Es war für sie ein Ehrenamt“, erinnert sich sein Sohn Manfred gegenüber dem Mangfall-Boten. Und auch dem Vagener Kindergarten, für den er als Hausmeister tätig war, war Karl Wünsch über all die Jahre und auch noch im Ruhestand verbunden. Wie sehr, das zeigte sich auch daran, dass er zu besonderen Jubiläen Besuch von den Mädchen und Buben mit ihren Erzieherinnen bekam, die ihm ein Ständchen darbrachten.
Mit der Kommunalen Dank-Urkunde würdigte im Jahr 2013 der damalige Bürgermeister Bernhard Schweiger die journalistische Arbeit, die Karl Wünsch für die Gemeinde Feldkirchen-Westerham in all den Jahrzehnten leistete. In unzähligen Ordnern sind seine Berichte und die bis zum digitalen Zeitalter von ihm selbst entwickelten Filmrollen katalogisiert und in Ordnern verpackt. Karl Wünsch schrieb nicht nur Vagener Ortsgeschichte, sondern war auch ein Teil von ihr.
Für die OVB-Heimatzeitungen war Karl Wünsch ein zuverlässiger, versierter, einsatzfreudiger und der Redaktion Bad Aibling stets freundschaftlich verbundener freier Mitarbeiter, auf dessen Wort und Loyalität man sich in jeder Situation verlassen konnte. Von Anfang an aufgeschlossen gegenüber jeglichen Neuerungen ging er einst dazu über, seine Beiträge auf der neu angeschafften Schreibmaschine und nicht mehr per Hand zu schreiben. Er entwickelte seine Schwarz-Weiß-Bilder selbst und brachte sie der Redaktion stets aktuell zusammen mit den Manuskripten vorbei. Auch der späteren Computer- und digitalen Technik verschloss er sich im fortgeschrittenen Alter nicht.
Geboren in Bad Aibling, wuchs Karl Wünsch in einer Pflegefamilie in Beyharting auf. Dort erlebte er als Zehnjähriger auch mit, wie nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges amerikanische Panzer in Beyharting einrollten. „Den Zusammenbruch des Dritten Reiches und seiner Armee habe ich schon bewusst erlebt, besonders, als ich die zurückflutenden Kolonnen deutscher Soldaten auf der an unserem Haus vorbeiführenden Straße beobachtete“, berichtete er im Rahmen der Artikelreihe „70 Jahre Kriegsende“ der OVB-Heimatzeitungen.
Mit 14 Jahren begann er dann eine Lehre als Müller in Holzham. 1955 wechselte er an die Vagener Mühle. Als viele Mühlen schließen mussten, verdiente Karl Wünsch zunächst am Bau seinen Lohn, später dann als Postbote. Der Verstorbene war ein gutmütiger und treusorgender Familienvater. 54 Jahre war er mit seiner vor neun Jahren verstorbenen Frau Hilde verheiratet. Der geborene Aiblinger und die Münchnerin hatten sich auf einem Musikantenball in Agatharied kennengelernt und wenige Monate später geheiratet.
Drei Kinder wurden ihnen geboren, mittlerweile sind fünf Enkel und eine Urenkelin dazugekommen. Sie trauern um ihren Vater, Großvater und Urgroßvater.