Langjähriger "Kampf" hat sich gelohnt
Frohe Kunde für die Marktgemeinde Bruckmühl: Jahrelanges "Kämpfen" hat sich nun bezahlt gemacht. Die Deutsche Bahn AG errichtet 2012 einen Haltepunkt für die Mangfalltalbahn in Hinrichssegen. So soll der Nahverkehr im Altlandkreis Bad Aibling um einen entscheidenden Schritt verbessert werden.
Bruckmühl - Voll Vorfreude ist bereits Bürgermeister Franz Heinritzi. Er reiste eigenen Angaben zufolge zur jüngsten Dienstbesprechung der Landkreis-Bürgermeister in Rosenheim per Zug an. "In Hinrichssegen blickte ich aus dem Fenster und stellte mir den neuen Haltepunkt bereits vor", so Heinritzi gegenüber unserer Zeitung. Dennoch bleibt er vorsichtig. Schon oft habe es für die Marktgemeinde danach ausgehen, dass der lang ersehnte Wunsch in Erfüllung gehe und "dann änderte die Deutsche Bahn AG wieder ihre Pläne", so Heinritzi.
Doch dieses Mal soll gemäß einer Bahnsprecherin alles "in trockenen Tüchern" sein. Im ersten Quartal 2012 werden die Bagger anrollen. Der neue Haltepunkt werde bei Kilometer 23,518 der Strecke Holzkirchen-Rosenheim eingerichtet und zwar rechts der Bahn und westlich des Bahnübergangs Weihenlindener Straße.
Die Länge der Zuwegung von der Straße (Bahnübergang) aus bis zur barrierefreien Zugangsrampe am östlichen Bahnsteig-Ende betrage 35 Meter. Der Bahnsteig selbst soll 140 Meter lang und 2,75 Meter breit werden. Die Höhe liegt bei 76 Zentimetern über der Schienenoberkante.
"Der neue Haltepunkt entspricht den Vorschriften für barrierefreies Bauen und ist mit einem Sehbehinderten-Leistsystem ausgestattet", so die Bahnsprecherin weiter.
Der Bahnsteig werde in modularer Bauweise errichtet und sei am westlichen und am östlichen Bahnsteig-Ende mit je einer barrierefreien Zugangsrampe mit einer Breite von 2,40 Metern und beidseitigem Handlauf ausgestattet. Die Länge der Rampe ist zirka 25 Meter mit einer maximalen Steigung von sechs Prozent. Nach jeweils sechs Metern Steigung ist ein Zwischenpodest von eineinhalb Metern Länge angeordnet. Am östlichen Bahnsteig-Ende (Weihenlindener Straße) werde eine in den Bahnsteig integrierte Wetterschutzanlage mit 1,50 x 6,0 Metern samt einer Sitzgruppe (fünf Sitze), Fahrausweisautomat und Infovitrine errichtet.
Die ersten Fahrgäste sollen im dritten/vierten Quartal 2012 den neuen Bahnhaltepunkt nutzen können. "Anvisiert ist hier die Eröffnung zwischen Juli und Oktober", so die Bahnsprecherin. Die Deutsche Bahn AG gehe von einer Bauzeit von einem halben Jahr aus. Die Kosten seien derzeit noch nicht abzuschätzen. Nach eingehender Prüfung und Planung wurde nachgewiesen, dass durch den neuen Haltepunkt Bruckmühl-Hinrichssegen alle Züge auf der Mangfalltalbahn an allen Stationen halten können.
Ihren Part dazu hat die Marktgemeinde Bruckmühl bereits 2003/2004 erfüllt. Damals erfolgte der Grundstückskauf für die Park- und Ride-Parkplätze sowie eine detaillierte Planung. Kostenpunkt für beides laut Heinritzi: zirka 150000 Euro. "Wir sind hier schon vor Jahren in Vorlage gegangen und ernten jetzt die Früchte", so der Bürgermeister. Er hofft darauf, dass zahlreiche Bürger die neue Anbindung nutzen. "Ich werde von Amtskollegen schon beneidet, denn nun erhält unsere Gemeinde einen vierten Haltepunkt. Davon profitiert aber das gesamte Mangfalltal, der Nahverkehr wird hier enorm bereichert", ist sich Heinritzi sicher. Neben dem neuen Haltepunkt Hinrichssegen hält die Bahn auch in Bruckmühl, Heufeld und Heufeldmühle.
CSU-Landtagsabgeordnete Annemarie Biechl freut sich ebenfalls über die Nachricht der Deutschen Bahn AG: "Unser langjähriger Einsatz für die Schaffung einer weiteren Haltestelle der Mangfalltalbahn hat sich gelohnt." Die künftig offiziell als "Bruckmühl-Hinrichssegen" betitelte Haltestelle werde es in ihren Augen auf der Strecke zwischen Rosenheim und Holzkirchen den dort lebenden Menschen erleichtern, die Bahn zu benutzen, erläuterte die Abgeordnete. Annemarie Biechl hatte sich auch zusammen mit dem Fahrgastverband Pro Bahn Rosenheim für die neue Haltestelle eingesetzt.
Die Mangfalltalbahn ist eine durch das Mangfalltal verlaufende eingleisige elektrifizierte Bahnstrecke zwischen Holzkirchen und Rosenheim, die im Fahrplan ausschließlich vom Regionalverkehr bedient wird. Sie ist Teil der ersten Schienenverbindung zwischen München und Rosenheim, der so genannten Maximiliansbahn. Sie wurde vom Bayerischen Staat erbaut und am 31. Oktober 1857 fertiggestellt.
Mehrere neue Haltepunkte sind in den vergangenen Jahren immer wieder diskutiert worden (wir berichteten). Neben Hinrichssegen waren Stationen in Feldolling, Bad Aibling (Kurpark) und Rosenheim (Aicherpark) seit 1995 im Gespräch. Als einziger dieser vier "Kandidaten" wurde bis dato der Haltepunkt Kurpark in Bad Aibling 2009 in Betrieb genommen. Jetzt erfolgt mit dem Haltepunkt Hinrichssegen ein weiterer Schritt.