Gemeinderat entscheidet zwischen Grüner Glasfaser und Telekom
Konkurrenz belebt das Geschäft: Wer darf den Breitbandausbau in Tuntenhausen denn nun übernehmen?
- VonKathrin Gerlachschließen
Jahrelang ging der Breitbandausbau in der Gemeinde Tuntenhausen nicht wirklich voran. Jetzt gibt es gleich zwei Bewerber, die selbst den kleinsten Weiler in Windeseile anschließen wollen. Nachdem die Grüne Glasfaser in Tuntenhausen ihre Ausbaupläne vorstellte, kehrte nun auch der einstige Monopolist Telekom zurück – jetzt allerdings als Mitbewerber.
Tuntenhausen – Konkurrenz belebt das Geschäft. Nachdem „Unsere Grüne Glasfaser“ – ein Joint Venture der Allianz und der Telefónica Group – in der Tuntenhausener März-Gemeinderatssitzung versprach, jeden noch so abgelegenen Winkel der Gemeinde in Windeseile mit einem Glasfaseranschluss zu versorgen, stellte einen Monat später die Telekom ihre Pläne vor. Auch sie scheint nun offenbar in der Lage zu sein, den Glasfaserausbau in der Gemeinde erst mit Bundesfördermitteln und dann eigenwirtschaftlich durchzuführen – also ohne Zuschüsse der Gemeinde.
Bisher wurde Ausbau subventioniert
In den vergangenen zehn Jahren hatte die Gemeinde Tuntenhausen etwa 900.000 Euro in die Hand nehmen müssen, um den Breitbandausbau auf dem flachen Land zu subventionieren und so voranzutreiben: 2011 in Hohenthann, 2015 mit den Hauptleitungen für die großen Ortschaften. Im Dezember vergangenen Jahres wurde das „Höfeprogramm“ angeschoben, mit dem auch abgelegene Weiler – insgesamt etwa 250 Häuser – angeschlossen werden sollen. Für die Realisierung war bislang das Jahr 2025 vorgesehen – aufgrund des hohen Auftragsvolumens der Telekom.
Nun wurde die Telekom im Gemeinderat vorstellig, um ihre neuen Pläne für Tuntenhausen vorzustellen – die Pläne der Grünen Glasfaser in „Magenta“ sozusagen, nur nicht ganz so schnell. Frank Dentgen, Key Account Manager der Telekom, versicherte den Räten, dass die Telekom schnellstmöglich ausbauen und dafür auch die vorhandene Infrastruktur nutzen wolle. In den nächsten sechs Jahren wolle die Telekom deutschlandweit 30 Milliarden Euro investieren und 1,8 Millionen Haushalte anschließen, doch das gehe nicht auf einmal. „Wir möchten Ihr zukünftiger Partner sein“, so die Botschaft an den Gemeinderat.
Michael Neumeir, bei der Telekom für den Breitbandausbau in der Region verantwortlich, steckte den Rahmenplan für die Gemeinde Tuntenhausen grob ab. Demnach solle der Anschluss des Baugebietes in Biberg bereits mit dem neuen Bundesförderprogramm ausgeführt werden. Auch der Anschluss des neuen Mehrfamilienhauses in Antersberg soll – „Wenn die Gemeinde mit uns geht.“ – bereits in Glasfaser erfolgen. Der flächendeckende Ausbau der Gemeinde bis hin zu kleinen Weilern solle über das Bundesförderprogramm und dann in Eigenregie der Telekom erfolgen.
In der Gemeinde seien etwa 95 Kilometer Tiefbau zu stemmen und 260 Kilometer Glasfaserkabel zu verlegen. „Wir können zudem unseren vorhandenen Rohrverband nutzen, was der Wettbewerber nicht kann. Wir müssen die Glasfaser einfach nur einziehen, denn eine Rieseninfrastruktur ist vorhanden“, so Neumeir. Eine Detailplanung und konkrete Zeitschiene avisierte er für die Etappe direkt „nach der Unterschrift der Gemeinde unter einen entsprechenden Ausbauvertrag“.
Neumeir schätzte, dass mit dem Bundesförderprogramm zuerst Biberg und danach die unterversorgten Orte angeschlossen werden könnten. „Dort, wo die Bandbreite am geringsten ist, geht es los“, kündigte er an. Die Telekom wolle mit dem geförderten Ausbau beginnen und dann bis Ende 2024/25 den Eigenausbau anschließen.
Auf Nachfrage der Räte versicherte Key-Account-Manager Dentgen, dass der Anschluss für die Bürger kostenlos sei: „Wer uns während der Bauzeit beauftragt, bekommt seinen Anschluss kostenlos bis in die Wohnung oder ins Büro, egal ob er danach unser Produkt oder das eines anderen Anbieters nimmt.“ Das Leitungsnetz der Telekom sei „frei“, könne von jedem Anbieter genutzt werden.
Gemeinderat wählt Partner aus
„Es ist ein Wettbewerb“, betonte Dentgen: „Der einstige Monopolist ist jetzt ein Mitbewerber, aber wir haben ein gutes Produkt.“ Wie es in der Gemeinde weitergehen soll, entscheidet der Gemeinderat in einer seiner nächsten Sitzungen. „Ich bin überrascht, dass jetzt plötzlich Bewegung reingekommen ist“, kommentierte Bürgermeister Georg Weigl die Präsentation der Telekom. Er kündigte an, dass die Verwaltung nun die Fakten von Grüner Glasfaser und Telekom für eine Entscheidung des Gemeinderates aufbereiten werde.