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Sie wissen genau, wo‘s lang geht: Mit diesen Azubis nimmt der „Gmoabus“ so richtig Fahrt auf

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Von: Mathias Weinzierl

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Voll in ihrem Element: Die Auszubildenden Suna Gericke (links) und Marina Kellerer planen auf der Karte die nächste Tour des Feldkirchen-Westerhamer „Gmoabus“. Als dritte Planerin ist Marina Halder an Bord, die aber zum Zeitpunkt der Aufnahme in der Berufsschule war. Haltestelle 34 des Netzes befindet sich direkt am Rathaus.
Voll in ihrem Element: Die Auszubildenden Suna Gericke (links) und Marina Kellerer planen auf der Karte die nächste Tour des Feldkirchen-Westerhamer „Gmoabus“. Als dritte Planerin ist Marina Halder an Bord, die aber zum Zeitpunkt der Aufnahme in der Berufsschule war. Haltestelle 34 des Netzes befindet sich direkt am Rathaus. © Mathias Weinzierl

Anfang Dezember 2022 hatte der Feldkirchen-Westerhamer „Gmoabus“ seinen Betrieb aufgenommen. Mittlerweile kommt das kostenlose Angebot immer besser in Fahrt. Welche Personen hinter dem Erfolg stecken – und wie die Bürger darauf reagieren.

Feldkirchen-Westerham – Ein 9-Sitzer-Bus mit Elektroantrieb, rund 85 Haltestellen im Gemeindegebiet und sogar darüber hinaus, über 300 Fahrten innerhalb von zwei Monaten und rund 1000 absolvierte Kilometer: Das sind die nackten Zahlen hinter dem Feldkirchen-Westerhamer „Gmoabus“, der am 5. Dezember 2022 seine Premierenfahrt unternommen hatte und seitdem Gemeindebürger auf Bestellung kostenlos in der Region zum Einkaufen, zum Seniorennachmittag oder zum Arztbesuch kutschiert. „Wir sind bislang mit dem Ablauf und dem Zuspruch wirklich sehr zufrieden“, sagt Nico Hirsemann (24), der als Klima- und Mobilitätsmanager der Gemeinde zwar die Hauptverantwortung trägt, sich bei der planerischen Umsetzung des Projekts aber auf ein Team aus drei jungen Frauen verlassen kann.

Suna Gericke (16), Marina Halder (17) und Marina Kellerer (19) heißen die Drei, die altersbedingt selbst zwar noch kaum Erfahrung im Straßenverkehr aufweisen können, die „Gmoabus“-Fahrten aber seit zwei Monaten so managen, als hätten sie nie etwas anderes getan, als Verkehrsrouten zu planen. Von der Buchungsannahme bis zur Ausarbeitung der Routen – das alles liegt in der Hand von Kellerer, Halder und Gericke, die derzeit ihre Ausbildung in der Gemeindeverwaltung absolvieren. „Ich helfe ihnen natürliche gerne, wenn es Fragen oder Probleme gibt“, sagt Hirsemann, der aber klarstellt: „Sie brauchen eigentlich gar keine Hilfe – die machen das hervorragend.“

Herzstück des Projekts: die ehrenamtlichen Fahrer, hier aufgenommen im Herbst 2022 kurz vor Start des „Gmoabus“.
Herzstück des Projekts: die ehrenamtlichen Fahrer, hier aufgenommen im Herbst 2022 kurz vor Start des „Gmoabus“. © Christine Knoll

Seitdem Bürgermeister Hans Schaberl (parteifrei) und dessen Chefsekretärin Brigitte Köhler-Blaha am 5. Dezember 2022 zur Premierenfahrt des „Gmoabus“ von daheim abgeholt und zum Rathaus kutschiert worden waren (Brigitte Köhler-Blaha: „Es war eine traumhafte Fahrt!“), kann sich das Azubi-Trio vor Anfragen kaum retten. „In der ersten Woche war es noch recht verhalten“, erinnert sich Gericke zurück. „Anschließend sind es Woche für Woche aber immer mehr Anfragen geworden.“ Mittlerweile zähle die Gemeindeverwaltung durchschnittlich acht Buchungen am Tag.

Stichwort „Gmoabus“: Wie die Buchung funktioniert – und was noch geplant ist

„Du buchst mich – ich fahr‘ Dich“ – unter diesem Motto können Bürger der Gemeinde Feldkirchen-Westerham seit Anfang Dezember 2022 kostenlose Fahrten mit dem sogenannten „Gmoabus“ buchen. Über 20 ehrenamtliche Fahrer sind montags bis freitags jeweils von 8 bis 12 Uhr und von 14 bis 18 Uhr im Einsatz, um die Fahrgäste mit dem von der Kommune geleasten E-Bus innerhalb des Gemeindegebiets zu fahren und sogar bis zum S-Bahnhof nach Aying (Landkreis München) zu bringen. Auch der Bahnhof Bruckmühl soll demnächst ans Netz, das derzeit aus über 80 Haltepunkten in Feldkirchen-Westerham und seinen Ortsteilen besteht, angeschlossen werden.

Buchungen sind über die Telefonnummer 08063/9703543 (montags bis freitags von 8 bis 12 Uhr), per E-Mail an buchung-gmoabus@feldkirchen-westerham.de sowie per Online-Formular, das unter www.gmoabus.de abrufbar ist, möglich. Eine Buchung für den gewünschten Zeitpunkt ist stets bis zum Vortag, 12 Uhr, notwendig. Ausführliche Informationen über den „Gmoabus“, eine Karte mit allen Haltepunkten sowue weitere wichtige Details für Fahrgäste gibt es online unter www.gmoabus.de.

Die Aufgabe von Kellerer, Halder und Gericke rund um den „Gmoabus“ sind vielfältig. Sie nehmen nicht nur die Buchungsanfragen per Telefon, E-Mail oder über das Onlineformular unter www.gmoabus.de entgegen, sondern stellen anschließend auch die Routen zusammen und informieren die ehrenamtlichen Fahrern, die sozusagen das Herzstück des Angebots bilden. „Das macht richtig viel Spaß“, findet Kellerer, die sich, ebenso wie Gericke, darüber freut, „eine so große Verantwortung“ übertragen bekommen zu haben.

Und die Fahrgäste? Die sind begeistert. „Sie sind in der Regel wirklich sehr, sehr nett und äußerst dankbar“, können Gericke und Kellerer – Marina Halder befindet sich derzeit in der Berufsschule – berichten. „Es kommt sogar immer wieder mal vor, dass Fahrgäste nach der Fahrt anrufen, um sich nochmals zu bedanken.“ Zwar habe es auch ein paar wenige Beschwerden gegeben, aber, so Kellerer: „Da hat sich im Gespräch dann herausgestellt, dass es zu einem Missverständnis gekommen war.“

Mittwochs wollen die Senioren zur AWO

Wo, von wem und für was wird der „Gmoabus“ in der Regel gebucht? Die meisten Buchungen seien für den Ortsteil Feldkirchen erfolgt, berichten die jungen Frauen. Genutzt werde er dabei vor allem von älteren Bürgern, die nicht mehr so gut zu Fuß seien und zum Arzt, zum Einkaufen oder zur Apotheke müssten. Als besonders starkfrequentierten Tag hat das „Gmoabus“-Trio den Mittwoch ausgemacht. „Da treffen sich viele Senioren nachmittags bei der AWO – da ist die Nachfrage nach Fahrten besonders groß.“ Da könne es dann auch mal passieren, dass der Bus ausgebucht sei, verrät Kellerer. „Wir versuchen dann, dennoch irgendwie eine Lösung zu finden.“

Doch auch wenn viele ältere Bürger aus Feldkirchen-Westerham die Vorzüge des „Gmoabus“ zu schätzen wissen – er ist weit mehr, als ein kostenfreies Senioren-Taxi, wie Gericke betont. „Immer wieder werden damit auch Kinder beispielsweise zum Fußballtraining gebracht“, berichtet die 16-Jährige. „Die Eltern sind einfach froh, wenn sie nicht mehrmals am Tag ihre Kinder irgendwohin fahren müssen.“

Projekt ist zunächst auf zwei Jahre angelegt

Das Trio hofft nun, dass die Nachfrage auch in den kommenden Monaten nicht abreißen wird. Bislang ist das Angebot, das im Rahmen des Gesamtprojekts „Innerörtliche Mobilität“ initiiert worden ist und als ein Mosaikstein für eine nachhaltige Mobilitätspolitik gedacht ist, auf zwei Jahre angelegt. Doch Hirsemann glaubt, dass der „Gmoabus“ auch danach weiter das Angebot der Gemeinde bereichern wird. Und vielleicht wird dann eine der drei jungen Auszubildenden, die aktuell so viel Herzblut in die Organisation des Mobilitätsprojekts investieren, irgendwann als ehrenamtliche Fahrerinnen den „Gmoabus“ aktiv durch die Kommune steuern.

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