"Fassade der Zukunft" geschaffen

Als "Fassade der Zukunft" bezeichnete der Generalsekretär der Deutschen Bundesstiftung Umwelt, Dr. Fritz Brickwedde, die innovative Ummantelung des ehemaligen Mannschaftsgebäudes der ehemaligen US-Kaserne in Mietraching.
Bad Aibling - Vor Ort machte er sich auf dem B&O-Gelände ein Bild von den ersten Baufortschritten des energiesparenden Fassadensystems, dessen Entwicklung die Deutsche Bundesstiftung Umwelt mit rund 370 000 Euro fördert.
Trist, grau und langweilig - so sah das Mannschaftsgebäude der ehemaligen "Bad Aibling Station" etwa ein halbes Jahrhundert lang aus. Das soll sich in Zukunft ändern. Architektonische Raffinesse soll die Gebäude aus den 50er-Jahren nicht nur äußerlich verschönern. Bei den Sanierungsmaßnahmen setzt das Sanierungsunternehmen B&O-Wohnwirtschaft auf eine spezielle Heiz- und Lüftungstechnik. Zwei Techniken werden hier modellhaft kombiniert: eine Porenlüftungsfassade wird zu einer Solarkollektorenfassade weiterentwickelt. Auf diese Weise sollen die Räume gleichmäßig mit Frischluft versorgt werden, während die Sonneneinstrahlung dazu genutzt wird, das Gebäude energiesparend zu beheizen.
"Nachdem wir die Fassadenelemente zunächst im Labormaßstab entwickelt und ausgewertet haben, können sie jetzt modellhaft in der Praxis erprobt werden," freute sich Dr. Ernst Böhm, Geschäftsführer von B&O-Wohnungswirtschaft. Mit dem innovativen, zweiteiligen Fassadensystem, an dem auch die Hochschule Biberach sowie das Zentrum für angewandte Energieforschung in Garching mitgearbeitet haben, könne etwa der Primärenergiebedarf eines viergeschossigen Wohnhauses aus den 50er-Jahren um rund 80 Prozent gemindert werden.
Erster Einsatzort ist das ehemalige Kasernengelände in Bad Aibling, auf dem das frühere Mannschaftsgebäude zu einem Studentenwohnheim umgebaut werden soll. "Der Installationsaufwand ist äußerst gering. Die Fassadenelemente werden einfach von außen auf die Wand montiert, während im Haus zur gleichen Zeit bereits gewohnt werden könnte," betont Böhm.
Ein Teil der Außenwände des Mannschaftsgebäudes ist bereits mit Glas ummantelt, umrahmt von hellbraunen Holzlamellen. Dieses Versuchsmodell begutachtete Dr. Fritz Brickwedde von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt nun persönlich. Der Münchener Architekt Arthur Schankula, dessen Büro gemeinsam mit der Firma Holzbau Baufritz aus Erkheim maßgeblich an dem Projekt beteiligt ist, erklärte dem Generalsekretär das neuartige Fassadensystem. Helmut Holl, Geschäftsführer der Firma Baufritz, und sein Mitarbeiter Michael Eiber ergänzten die Ausführungen.
Porös wie ein Schwamm, so müsse man sich das Dämmmaterial vorstellen, das in den neuartigen Fassadenelementen verwendet und von außen einfach auf den bestehenden Putz montiert werde. Die so genannte Porenlüftung sorge nach einer Kernbohrung durch die eigentliche Fassade dafür, dass die Räume gleichmäßig mit frischer Luft versorgt werden.
Neben der zirka zehn Zentimeter dicken Dämmschicht aus Hobelspänen besitzen die Elemente eine zusätzliche Außenhülle aus Glas. Damit werden die Wände der Gebäude in große "Solarkollektoren" verwandelt. Durch die Sonneneinstrahlung wird die Zuluft erwärmt und die Räume energiesparend geheizt.
"Bis auf 60 Grad Celsius kann die Temperatur hinter den Glasscheiben steigen," erläuterte Schankula. "Aber keine Sorge: Dank eines Wärmeaustauschers kommt die Luft mit angenehmen 25 Grad im Raum an," so Schankula.
Ein wirkungsvolles Dämm- und Lüftungssystem integriere in einer Fassade aus nachwachsenden Rohstoffen und kombiniere mit dem Einsatz erneuerbarer Energie: "umweltschonender lässt sich ein Gebäude nicht sanieren," lobte Brickwedde die Vielseitigkeit des Projekts. Zudem werde der Wohnkomfort deutlich erhöht. "
In den Räumen herrsche optimales Klima. Feuchte und Schimmel können gar nicht erst entstehen," so Brickwedde. Er ist sich sicher, dass das sanierte Mannschaftsgebäude mit seiner energiesparenden Fassade eine "Mustersiedlung" werden wird. jum