Von der Couch-Potato zum Laufbotschafter
„Ein irres Glücksgefühl“: Bruckmühler Peter Jüstel läuft seinen 30. Marathon
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Einst war er eine adipöse Couch-Potato, heute ist er der bayerische Laufbotschafter. Der Bruckmühler Peter Jüstel absolvierte jetzt seinen 30. Marathon in Ravenna.
Von Torsten Neuwirth
Bruckmühl - Vor wenigen Tagen im italienischen Ravenna: Es ist 13.44 Uhr. Peter Jüstel läuft mit der Startnummer 582 auf der Brust auf der Via di Roma nach 42,145 Kilometern über die gelb markierte Ziellinie. Soeben hat er den 30. Marathon seiner Sportkarriere absolviert. Nach dreijähriger Marathonabstinenz und mit zweijähriger Verspätung konnte der Spartenleiter der Bruckmühler Leichtathleten den lang herbeigesehnten Jubiläums-Run in seiner Lieblings-Marathonstadt absolvieren.
Fangemeinde geht mit an den Start
Ursprünglich war der Lauf für den 8. November 2020 angesetzt. Doch Corona durchkreutze die sportlichen Pläne. Auch im Jahr darauf fiel das Langstreckenrennen wegen der Pandemie wieder ins Wasser. „Die Vorfreude war diesmal also riesig. Eine kleine Fangemeinde reiste mit mir nach Ravenna. Die Temperaturen waren mit knapp 14 Grad Celsius geradezu perfekt“, beschreibt der Langstreckenspezialist Jüstel die Rahmenbedingungen.
Nach einem guten Start und guten Beinen auf den ersten 25 Kilometern entwickelte sich das Rennen dann aber ab Kilometer 37 zu einem harten Kampf bis zum Zielstrich. Nach eigenen Aussagen musste Jüstel dann „ganz schön auf die Zähne beißen“ und „den eigenen Schweinehund bekämpfen“. Das könne immer mal passieren, dann heiße es: „Augen zu und durch. Zum Glück hatte ich meine eigene motorisierte Motivations-Crew dabei.“
Zieleinlauf mit bayerischer Flagge
Das Fan-Quartett Dominik Fuchs, Alex Schreuer, Christian Jüstel und Yannik Fuchs begleitete den „Laufbotschafter aus Bayern“, so sein Name in der Laufszene, auf seiner Jubiläums-Tour mit E-Skootern durch die italienische Metropole. Schon fast traditionell legte Jüstel die letzten 300 Meter auch diesmal wieder mit einer bayerischen Rauten-Fahne in der Hand zurück.
Als Lohn für den Kampf auf dem Teerbelag konnte der 58-Jährige die individuell für jeden Teilnehmer aus Mosaiksteinen gefertigte Finisher-Medaille in Empfang nehmen. „Auch wenn meine Laufzeit mit gut vier Stunden `komplett für die Tonne´ war, war es ein irres Erlebnis und Glücksgefühl“, beschreibt der ehemalige „Couch-Potato-Sportler“ das Erlebnis.
Mit Blick auf den Jahreswechsel und damit verbundenen guten Vorsätze für 2023, packt Jüstel noch einen guten Rat und ein ernstgemeintes Angebot aus: „Laufen, in welcher Intensität auch immer, macht mit einem Begleiter an der Seite einfach deutlich mehr Spaß. Nachdem ich mit Peter Schreyer in den Anfängen einen routinierten Begleiter hatte, würde ich meine Erfahrungen nun auch gern an Laufinteressierte weitergeben – von den ersten gelaufenen 400 Metern auf der Tartanbahn und totaler Erschöpfung bis zur Kurz-, Mittel- oder auch Langstrecke. Also auf geht’s.“
Der Weg von der Couch auf die Tartan-Bahn
Denn eines wird der Marathon-Spezialist nie vergessen: Vor gut 30 Jahren verfolgte er den Sport noch genüsslich im großen Sessel vor dem Fernseher mit einer Tüte Chips, einer Tafel Schokolade und einem kleinen Bierchen in der Hand. Sein stattliches Übergewicht lag damals meilenweit über der Zehn-Kilo-Marke. Das SVB-Urgestein Peter Schreyer lotste ihn dann zu den Leichtathleten.
Nach gut acht Jahren regelmäßigen Laufens und elf Monaten intensiver Vorbereitung startete Jüstel dann erstmalig beim München-Marathon am 10. Oktober 2004. Die Zielvorgabe war damals klar definiert: „Nur irgendwie durch- und vor allem ankommen“. Heute ist Jüstel nicht nur Laufspezialist, sondern auch der Chef der SVB-Leichtathleten.