Jugendhilfeausschuss und Gemeinde geben grünes Licht
„Das müssen uns unsere Kinder wert sein“: Grundschule Ostermünchen erhält sozialpädagogische Fachkraft
- VonWerner Stacheschließen
„Die Schule wird immer mehr zum Lebensmittelpunkt der Kinder und Jugendlichen“, sagt Margaret Careddu-Bayr, Rektorin der Fritz-Schäffer-Schule in Ostermünchen. Den Mittelschülern steht schon seit sieben Jahren eine Sozialpädagogin zur Seite. Nun bekommt auch die Grundschule Unterstützung. Doch wozu braucht es eine sozialpädagogische Begleitung?
Ostermünchen – Der Jugendhilfeausschuss des Landkreises Rosenheim hat mehrere Anträge auf sozialpädagogische Unterstützung an Schulen im Landkreis Rosenheim bewilligt, darunter auch den der Grundschule in Ostermünchen. „Wir wollen Jugendsozialarbeit auch an der Grundschule einführen“, betonte Rektorin Margaret Careddu-Bayr angesichts ihrer positiven Erfahrungen mit der Sozialpädagogik an der Mittelschule Ostermünchen, die dort schon seit sieben Jahren läuft.
Und so bemühte sich die Schulleitung schon seit einigen Jahren damit, die Jugendsozialarbeit auch in die Grundschule einzubauen. Damit gehören die Ostermünchner wieder zu den Vorreiter, denn neben den Aiblinger Schulen St. Georg und Luitpold haben erst wenige Grundschulen im Mangfalltal dieses Angebot.
Schule wird zum Lebensmittelpunkt
Warum braucht es Jugendsozialarbeit (JaS) an einer Grundschule werden sich viele fragen. „Weil schulisches Leben viel komplexer und schwieriger als früher ist“, erklärt Sozialpädagogin Verena Siedow, die an der Mittelschule arbeitet. Schule sei weitaus mehr als Wissensvermittlung, betont sie, denn Kinder und Jugendliche suchten gerade im Prozess des Heranwachsens, in der Ausformung ihrer Persönlichkeit nach Orientierung, nach Verständnis des sozialen Umfeldes und nach Möglichkeiten des Mitwirkens. Dieser Prozess könne sich mitunter konfliktträchtig gestalten. Prävention sei also notwendig, und die verlange Einfühlungsvermögen und Engagement.
Verena Siedow und Kristina Hanewacker sind bereits an der Ostermünchner Mittelschule aktiv. „Oft wird Jugendsozialarbeit als Hilfe für sozial benachteiligte Kinder und Jugendliche verstanden“, weiß Siedow. „Das ist aber gar nicht der Fall, denn viele Kinder benötigen Hilfe – unabhängig von ihrem sozialen Status“.
Jugendsozialarbeit sei Jugendarbeit zur Förderung der Entwicklung junger Menschen. Siedow findet mittlerweile ganz selbstverständlich den Zugang zu Kindern und Jugendlichen, sie baute sich ein Vertrauensverhältnis auf. „Dazu ist es aber notwendig, stets ein offenes Ohr für die Probleme zu haben, die den Teenager belasten.“
Probleme gebe es im Alltag genug – so zum Beispiel die Sexualität, der Leistungsdruck oder die Angst, die Erwartungen nicht erfüllen zu können. Auch die richtige Mediennutzung nehme ein breites Spektrum ein. „Im Gegensatz zu früher ist die Schule einfach immer mehr zum Lebensmittelpunkt der Kinder und Jugendlichen geworden“, ergänzt Careddu-Bayr.
Für die Jugendsozialarbeit an der Grundschule der Fritz-Schäffer-Schule bekamen die Ostermünchner nun gleich doppelt grünes Licht: Zum einen empfahl der Jugendhilfeausschuss des Landkreises, die Anträge in das staatliche Förderprogramm aufzunehmen. Wird diesem Antrag stattgegeben, übernimmt der Landkreis Rosenheim anteilig die Personal- und Sachkosten.
Gemeinde beteiligt sich auch finanziell
Parallel dazu stimmte auch der Gemeinderat von Tuntenhausen der Einführung der Jugendsozialarbeit an der Grundschule Ostermünchen im Umfang von 50 Prozent einer Vollzeitstelle zu. Als Träger soll die Diakonie Oberbayern fungieren. Die Bedeutung dieses Vorhabens unterstrich Bürgermeister Georg Weigl: „Das müssen uns unsere Kinder einfach wert sein.“ Auch die Gemeinderäte waren unisono dafür. Die haushaltsrechtlichen Auswirkungen der Jugendsozialarbeit an der Grundschule für die Gemeinde betragen 12 052 Euro im Schuljahr 2022/2023 und 29 705 Euro im Schuljahr 2023/2024.