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Keine „Laberei“? Warum aus dem Aiblinger Klimarat jetzt ein Klimaforum wurde

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Von: Nicolas Bettinger

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Eines der Gesichter des neuen Klimaforums Mangfalltal: Öffentlichkeits-Sprecher Alexander Wolff.
Eines der Gesichter des neuen Klimaforums Mangfalltal: Öffentlichkeits-Sprecher Alexander Wolff. © Bettinger

In Bad Aibling entsteht derzeit das „Klimaforum Mangfalltal“. Als Plattform wollen die Initiatoren Maßnahmen zum umweltfreundlichen Handeln vorleben. Was sie dabei von allen anderen Klima-Bewegungen unterscheiden soll.

Bad Aibling – Gut vier Monate ist es her, als sich die Initiatoren des Bad Aiblinger Klimarates im Kurhaus versammelten. Um sich im Bereich Klimaschutz und Energiewende wirksam engagieren zu können, hatten sich Bürger aus Bad Aibling und der Region zusammengeschlossen, mit dem Ziel, noch mehr Mitstreiter für das Vorhaben zu gewinnen. Einer der Wortführer war damals der Mitgründer Rolf Schneider, der zum Teil mit drastischen Worten deutlich machte, dass der Klimawandel längst nicht mehr aufzuhalten sei und man nun Wege finden müsse, mit ihm zu leben.

Doch anders, als sich das die Initiatoren vorgestellt hatten, herrschte bei der damaligen Auftaktveranstaltung eine teils aufgeheizte „giftige Stimmung“. So zeigten sich einige der Besucher nicht einverstanden mit der Herangehensweise, von Schwarzmalerei und Ideenlosigkeit war die Rede. Seit dem ist es, zumindest in der Öffentlichkeit, recht ruhig um die Bewegung geworden. Doch der Eindruck täuscht.

Was hinter „Neuformierung“ und Namensänderung steckt

Thomas Beck, neben Irmgard Ranner-Sobihard, Martina Thalmayr sowie Alexandra und Jan Woköck ebenfalls aus dem Gründerteam, sprach kürzlich auf OVB-Nachfrage von einer „Neuformierung“. Neben der Tatsache, dass sich Mitinitiator Rolf Schneider mittlerweile zurückgezogen habe, änderte sich beispielsweise auch der Name des Teams, die Arbeit der engagierten Mitstreiter sei in vollem Gange.

Das „Klimaforum Mangfalltal“ (Kli-Ma), wie sich die Mitglieder nun nennen, organisiert regelmäßige Arbeitstreffen. Zuletzt traf sich die Gruppe im evangelischen Gemeindehaus Bad Aibling, um die Bewegung auszubauen. Doch was genau will das Forum und wie unterscheidet es sich von anderen Klima-Bewegungen?

„Wir wollen nicht anklagen“, sagt Alexander Wolff stellvertretend für das Team gegenüber den OVB-Heimatzeitungen. Der 43-Jährige war selbst bei der Auftaktveranstaltung im Oktober dabei und gehört nun zu einem etwa 20-köpfigen „harten Kern“, der sich mittlerweile gebildet hat. Der entscheidende Unterschied zu vielen anderen Klima-Organisationen bestehe darin, eben nicht den Finger zu erheben und „besserwisserisch“ aufzutreten. „Jeder schadet der Umwelt irgendwie, das ist doch klar. Wichtig ist jetzt, Lösungen zu erarbeiten, wie man es besser machen kann“, so Wolff, der als Sprecher der Gruppe „Öffentlichkeitsarbeit“ agiert.

 „Wenn jeder vor seiner eigene Türe kehrt, ist es irgendwann sauber.“ 

Alexander Wolff, Sprecher des Klimaforums Mangfalltal

Auch deshalb habe man sich vom belehrend klingenden Namen „Klimarat“ verabschiedet. „Nur den Finger in die Wunde zu legen, hilft niemandem“, so Wolff. Ein weiteres „Laber-Forum“ brauche überdies kein Mensch. Seine Mitstreiter seien sich alle bewusst, dass niemand unfehlbar ist. Deshalb wolle man einen anderen Weg gehen. Denn: „Wenn jeder vor seiner eigene Türe kehrt, ist es irgendwann sauber.“ Als sogenannter „Klimakleber“ nach Bali zu fliegen oder als Schüler für den Klimawandel auf die Straße zu gehen und sich gleichzeitig von den Eltern mit dem Auto fahren zu lassen, sei deshalb kontraproduktiv.

Das Klimaforum gliedert sich in Arbeitsgruppen für die Themen Mobilität, Konsum, Bildung, Öffentlichkeitsarbeit und Bauen. Zu den Mitstreitern gehören, so Wolff, etwa einige Stadträte, Unternehmer, Lehrer, Eltern oder auch Rentner. Auch die Stadtwerke Bad Aibling zeigten sich in Person von Werkleiter Stefan Barber überaus offen und hilfsbereit für viele Anliegen der neuen Bewegung. „Ich persönlich wünsche mir, dass auch noch junge Leute mitmachen“, hofft Wolff.

Schließlich stehe das Forum allen Interessierten offen. Zwar sei das Team noch am Anfang, schon bald aber wolle man konkrete Ergebnisse erzielen. Auch dafür soll zeitnah aus der jungen Initiative ein eingetragener Verein werden. Satzung, Homepage und Projekte sind bereits in Arbeit.

Was will das Klimaforum erreichen?

„Konkretes Ziel ist, den Klimaschutz aktiv und realistisch voranzutreiben“, betont Wolff. Als konkrete Maßnahme nennt er die Bereitstellung von unabhängigen Informationen auf der Plattform. „Wir wollen etwa Best Practice-Beispiele anbieten. Beim Thema Bauen ist das beispielsweise jemand, der sein Haus mit Photovoltaik-Anlagen bestückt hat und von dessen Expertise man profitieren kann.“ Darüber hinaus will das Klimaforum mit anderen Vereinen zusammenarbeiten, die ebenfalls etwas fürs Klima bewegen möchten, etwa indem man für deren Tauschbasar wirbt.

Bei Veranstaltungen könnte man dann ebenfalls „neue Wege“ gehen. „Wir können uns zum Beispiel vorstellen, Info-Abende mit Konzerten zu kombinieren, um so mehr Menschen abzuholen“, sagt Wolff. Ansonsten sei der Ansatz: Nicht alles schlecht reden und auch Ideen aufnehmen, die bereits anderswo angewendet werden. Für Wolff und das ganze Team sei wichtig: „Natürlich ist es fünf vor zwölf. Aber selbst wenn die Welt morgen untergeht, kann ich heute trotzdem noch den Baum pflanzen.“ Dabei sei man für das ganze Mangfalltal offen, der Hauptfokus liege auf Bad Aibling.

Vieles, was der Umwelt zugute kommen würde, könne man indes längst umsetzen. Kippen vom Boden entsorgen, Pfandflaschen abgeben, Stoff- statt Plastiktüten nutzen. Ein Bewusstsein müsse geschaffen werden. Auch sollte man schnellstmöglich von Stereotypen wie „den Ökos“ oder „den Birkenstockträgern“ abkommen, betont Wolff.

Alexander Wolff für nachhaltige Praxis ausgezeichnet

Dass sich der medizinische Fachfußpfleger Alexander Wolff für die Interessen des Klimaforums einsetzt, ist kein Zufall. Erst kürzlich erhielt seine Praxis „Zentrum med. Fußpflege Alexander Wolff & Maria Wolff GbR“ eine Urkunde der Bayerischen Staatsregierung für betriebliche Nachhaltigkeit. Der Betrieb hatte 2022 seinen bisherigen „Umweltpakt“ von 2019 erneuert und mit verschiedenen Maßnahmen die Teilnahmekriterien erfüllt. Dazu zählt etwa die Umstellung auf LED-Beleuchtung oder die Anschaffung einer Wasserarmatur mit fester Temperatureinstellung. Darüber hinaus fahren alle Kollegen freiwillig mit dem Fahrrad zur Arbeit. Zur Verbesserung des Bodenschutzes habe man sich zudem die Aufgabe auferlegt, Zigarettenkippen vor der Praxis einzusammeln und zu entsorgen.

Wer sich am Klimaforum Mangfalltal beteiligen möchte oder weitere Informationen benötigt, kann sich auf der Facebookseite (Klimaforum Mangfalltal (Kli-Ma)) sowie bei Instagram erkundigen.

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