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Nur 9 von 39 Wohnungen verkauft

Ladenhüter „Aiblinger Modell“: Darum ist die Nachfrage nach preiswerterem Wohnraum so gering

„Harthausen Ost“: Hier sollen 19 Mehrfamilienhäuser mit rund 200 Wohnungen entstehen.
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„Harthausen Ost“: Hier sollen 19 Mehrfamilienhäuser mit rund 200 Wohnungen entstehen.
  • Mathias Weinzierl
    VonMathias Weinzierl
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39 Familien sollten auf zwei Baugebieten in der Stadt ein neues, kostengünstigeres Eigenheim im Rahmen des „Aiblinger Modells“ finden. Doch jetzt ist die Enttäuschung groß: Nur elf Interessenten hatten sich gemeldet, neun letztlich den Zuschlag bekommen. Das sind die Gründe für die geringe Nachfrage.

Bad Aibling – Im Frühjahr gab‘s noch Befürchtungen, die Anzahl der Wohnungen könnte zu gering bemessen sein. Jetzt, nach Ablauf der Vergabefrist für die Objekte im Rahmen des „Aiblinger Modells“ in zwei Baugebieten, ist klar: Das Angebot überschreitet die Nachfrage beim Weitem. Vor allem die steigenden Immobilienzinsen sowie abgesetzte Förderprogramme hätten den Traum vom Eigenheim für viele Interessenten bereits im Vorfeld platzen lassen.

Insgesamt 39 Wohnungen wurden seitens verschiedener Investoren, die auf den Baugebieten „Ellmosener Wies“ und „Harthausen Ost“ hunderte neuer Räumlichkeiten errichten, nach Vorgaben der Stadt im Rahmen des „Aiblinger Modells“ angeboten. Vor allem Familien, die sich Eigentum zum „normalen“ Preis nicht leisten können, sollte dadurch die Möglichkeit gegeben werden, für einen um 500 Euro reduzierten Quadratmeterpreis vergleichsweise günstigen Wohnraum zu erwerben. Ohne Vergünstigungen sind beispielsweise die geplanten Wohnungen im Baugebiet „Harthausen Ost“ mit Größen von 54 bis 135 Quadratmetern für zwischen 370.000 und 895.000 Euro zu haben.

Insgesamt hatten nach Angaben von Bad Aiblings Bürgermeister Stephan Schlier in der Bewerbungsphase allerdings nur elf Bewerber Interesse an den Wohnungen bekundet. Zwei der elf Bewerber hatten zudem die notwendigen Kriterien nicht erfüllt, wodurch nur neun den Zuschlag bekommen haben. Somit finden nicht einmal ein Viertel der fürs „Aiblinger Modell“ bereitgehaltenen Wohnungen einen neuen Besitzer.

„Keineswegs gescheitert“

„Wir hätten natürlich gerne alle dieser Wohnungen vergeben“, sagt Stephan Schlier, betont aber auch: „Nur weil weniger verkauft werden, ist das ,Aiblinger Modell‘ keineswegs gescheitert.“ Schließlich habe das Modell dazu geführt, dass sich neun Familien den Traum vom Eigenheim verwirklichen können.

Dass die Nachfrage letztlich deutlich unter den Erwartungen zurückgeblieben ist, führt der Rathauschef auf die derzeitigen Rahmenbedingungen für Immobilienkäufer zurück. „Die steigenden Kreditzinsen und das Ende vieler Förderprogramme haben die Menge an Menschen, die sich Wohneigentum leisten können, nochmals deutlich verkleinert.“

„Wirtschaftliche Lage hat sich erheblich geändert“

Eine Einschätzung, die Julia Sternberg von der BPD Immobilienentwicklung teilt. Die BPD hat für den Investor Chiemgau Residenz Verwaltung GmbH, der die Wohnungen auf dem Baugebiet „Harthausen Ost“ realisiert, die Vermarktung der Objekte übernommen. „Die wirtschaftliche Lage hat sich für viele potenzielle Immobilienkäufer in den vergangenen Monaten einfach erheblich geändert“, weiß Sternberg, die aber eingesteht: „Wir haben uns dennoch einen höheren Zuspruch erhofft.“

Dass die Wohnungen, die nicht im Rahmen des „Aiblinger Modells“ veräußert worden sind, nun zu den regulären Preisen angeboten werden können, sieht Sternberg nicht als Vorteil. „Wir sind ja keine Herzlos-Investoren und hätten uns daher schon gewünscht, mehr Familien zu günstigem Wohnraum zu verhelfen“, so Sternberg, die darauf verweist, „dass wir uns bei der Gestaltung ja auch viele Gedanken gemacht haben, um für diese Interessenten die bestmöglichen Lösungen zu finden.“

Josef Krapichler senior von der Krapichler Wohnbau & Immobilien GmbH, die als Investor gemeinsam mit der Schwaiger Aibau Bauträger GmbH das Baugebiet „Ellmosener Wies“ mit Mehrfamilien-, Doppel- und Reihenhäusern entwickelt, tut es nach eigenen Angaben ebenfalls „furchtbar leid, dass wir nicht mehr Menschen den Weg zum Eigenheim im Rahmen des „Aiblinger Modells‘ ermöglichen konnten“. Allerdings habe sich bereits mit dem Ausbruch des Kriegs in der Ukraine und dem nur wenig später steigenden Zinsniveau bereits abgezeichnet, dass die Nachfrage einbrechen werde. Auch wenn Krapichler sagt: „Dass es dann aber so wenige Bewerber waren, habe ich auch nicht gedacht.“

„Ellmosener Wies“: Neben rund 150 Wohnungen in Mehrfamilienhäusern sind hier auch Doppel- und Reihenhäuser geplant.

Krapichler ärgern vor allem Hürden, die den zeitlichen Ablauf negativ beeinflusst hätten. „Die Stadt möchte ich da unbedingt ausnehmen. Die Zusammenarbeit hier war wirklich vorbildlich“, so Krapichler, der im selben Atemzug aber auf Einsprüche von Anwohnern verweist, die das Vorhaben letztlich „in die Länge gezogen“ hätten: „Und jetzt ist es halt ein großer Unterschied, ob die Wohnung, wie noch vor einigen Monaten möglich, für ein Prozent oder eben nun für drei Prozent Zinsen oder mehr finanziert werden muss.“

Verkauf gestaltet sich schwieriger

Er selbst hat nach eigenen Angaben nur wenig davon, dass nun auch die „Aiblinger Modell“-Wohnungen auf dem freien Markt veräußert werden können. Zu sehr belaste die Preissteigerung bei Energie und Material die bisherige Kostenkalkulation. Zudem seien die Wohnungen, die fürs „Aiblinger Modell“ teilweise großzügig mit bis zu fünf Zimmern geplant worden seien, „nicht so leicht zu verkaufen“. Wobei „leicht zu verkaufen“ für das ganze Projekt nicht mehr gilt: „Es läuft deutlich zäher, als noch zum Jahreswechsel, wo ein richtiger Run geherrscht hatte.“ Dennoch geht Krapichler nicht davon aus, auf Einheiten sitzen zu bleiben.

Und wie geht es jetzt mit dem „Aiblinger Modell“ weiter? Die Stadt will nach Angaben von Schlier daran festhalten – und zwar in der bestehenden Form. Durch Veränderungen wieder mehr Menschen einen günstigeren Immobilienkauf in der Stadt zu ermöglichen, sieht der Rathauschef nicht: „Wir haben ja nur wenige Möglichkeiten, die Ausgestaltung des ,Aiblinger Modells’ zu beeinflussen, da wir uns ja im Rahmen der gesetzlichen Möglichkeiten bewegen müssen“, sagt Schlier. „Die Stellschrauben, an denen wir drehen könnten, machen da keinen Unterschied aus.“

Factbox: So ist der Stand der Dinge auf den Baustellen

Zwischen 130 und 140 Wohnungen in zwölf Mehrfamilienhäusern sowie mehrere Doppel- und Reihenhäuser hat die Krapichler Wohnbau & Immobilien GmbH auf dem Areal „Ellmosener Wies“ geplant. In einem ersten Bauabschnitt werden dort nach Angaben von Josef Krapichler senior 60 bis 70 Eigentumswohnungen entstehen, die gegen Ende 2023 bezugsfertig sein sollen. „Wir sind voll im Zeitplan“, sagt Krapichler auf Anfrage des Mangfall-Boten.

Auch beim Bau des neuen Wohnquartiers mit dem Titel „The View“ auf dem Areal „Harthausen Ost“ gibt es laut Julia Sternberg von der BPD Immobilienentwicklung keine Verzögerungen. 19 Mehrfamilienhäuser mit insgesamt rund 200 Wohnungen sollen dort – aufgeteilt in drei Bauabschnitte – realisiert werden. Der erste Bauabschnitt ist bereits im vollen Gange. „Die Tiefgarage steht bereits“, hat Sternberg aktuell zu berichten. Im Jahr 2024 sollen dann die ersten Wohnungen in Größen zwischen 54 und 135 Quadratmetern für die Käufer bezugsfertig sein.

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