1. ovb-online-de
  2. Rosenheim
  3. Region Bad Aibling

Das Martyrium des krebskranken Maxi (4) aus Bad Aibling

Erstellt:

Von: Norbert Kotter

Kommentare

Ein Kuscheltier als Trost. Während der belastenden Therapien war Maxi teilweise sehr schwach und zeitweise sogar auf Sauerstoff angewiesen.
Ein Kuscheltier als Trost. Während der belastenden Therapien war Maxi teilweise sehr schwach und zeitweise sogar auf Sauerstoff angewiesen. © Familie Schmidt

Auf seine Mut-Kette ist Maxi Schmidt richtig stolz, obwohl sie Ausdruck seines Martyriums ist. Der Vierjährige aus Bad Aibling hat Krebs. Was es mit der Kette auf sich hat und warum sie gerade neue Hoffnung schöpfen, erzählen seine Eltern.

Bad Aibling - „Da brach die Welt für uns zusammen.“ Auf diesen kurzen Nenner bringt Vater Florian Schmidt (38) seine erste Reaktion, als ihm ein Oberarzt der Haunerschen Kinderklinik in München am 16. April vergangenen Jahres die Diagnose übermittelte. Zuvor war bei seinem Sohn eine Knochenmarkpunktion durchgeführt worden. Perlen für den Transport in die Klinik und diesen medizinischen Eingriff finden sich am Anfang von Maxis Mutkette. Eine solche bekämen alle Kinder, die in dieser Klinik gegen den Krebs ankämpfen, weiß Maxis Mama Maria (35).

Massive Schmerzen in Beinen und Rücken

Die gelernte Augenoptikerin, die derzeit in Elternzeit ist, hat mit ihrem Mann noch zwei weitere Söhne: Moritz (2) und den rund zehn Monate alten Ludwig. Mit seiner Geburt am 28. März 2022 schien das Familienglück perfekt. Bereits einen Tag später begann die schwere Prüfung, die das Schicksal für die Familie vorgesehen hat. Maxi klagte über massive Schmerzen in den Beinen und im Bereich der Lendenwirbelsäule.

Zur MRT-Untersuchung ins Krankenhaus Traunstein

Als der Kinderarzt nicht mehr weiterhelfen konnte und die Erfordernis einer Differentialdiagnose sah, wurde der Bub in die Romed-Klinik in Rosenheim eingewiesen. Weil dort wegen eines Gerätedefekts die für eine genauere Diagnostik unumgängliche Magnetresonanztomographie (MRT) nicht zeitnah durchgeführt werden konnte, kam Maxi ins Krankenhaus Traunstein. Der Krebsverdacht erhärtete sich bei dieser Untersuchung, die Verlegung in die Münchner Spezialklinik erfolgte.

Die Mutkette ist der ganze Stolz des vierjährigen Buben. Jede Perle zeugt von einem belastendem Therapieschritt, den Maxi über sich ergehen lassen musste.
Die Mutkette ist der ganze Stolz des vierjährigen Buben. Jede Perle zeugt von einem belastenden Therapieschritt, den Maxi über sich ergehen lassen musste. © Hadersbeck

Viele Dutzend Mut-Perlen - jede steht für einen überstandenen Therapieschritt

Dort bekam Maxi seine Mut-Kette. Sie weist mittlerweile eine beachtliche Länge und viele Dutzend Perlen auf - jede einzelne ein Beleg für bereits überstandene Therapieschritte. Jeder dieser Schritte stellt einen schwerwiegenden medizinischen Eingriff dar: beispielsweise Infusionen im Rahmen der Chemotherapie, Stammzellen-Entnahme und Transplantation zu einem späteren Zeitpunkt, diverse Untersuchungen, bei denen ein Narkosemittel gegeben werden muss, Bestrahlungen. Auch als Maxi aufgrund der Chemotherapie die Haare ausfielen, gab es eine Perle. Ebenso, als er am 22. April 2022 einen sogenannten Hickman-Katheter bekam. Hierbei handelt es sich um einen teilimplantierten dünnen Kunststoffschlauch, der über die Halsvene bis zum Vorhof des Herzens geschoben wird.

Den Hickman-Katheter nennt das krebskranke Kind „seinen besten Freund“.
Den Hickman-Katheter nennt das krebskranke Kind „seinen besten Freund“. © Familie Schmidt

Mein bester Freund

Maxi Schmidt über seien Hickman-Katheter

Über ihn erhält er beispielsweise Infusionen und Narkosemittel, außerdem sind die notwendigen Blutabnahmen auf diesem Weg möglich. Er vermindert das Infektionsrisiko und bewahrt den Patienten davor, dass für diverse medizinische Maßnahmen die Venen ständig neu punktiert werden müssen. Den Katheter hat Maxi längst als Teil seines Körpers akzeptiert. Fast liebevoll nennt er ihn „seinen besten Freund.“ Er stört ihn nicht, wenn er mit seinen Geschwistern spielt. Momentan ist das wieder möglich, Maxi hat eine Behandlungspause bis Anfang März und ist zu Hause.

Dieser Freund wird den aufgeweckten Buben, der sein Lächeln trotz seines Leidenswegs nicht verloren hat, noch länger begleiten. Auf zwei Jahre ist sein Therapieplan ausgelegt, Maxis Überlebenschancen in den ersten fünf Jahren sehen die Ärzte bei 60 bis 70 Prozent. Die erste Hälfte der kräftezehrenden Wegstrecke ist fast geschafft, ein weiterer, besonders belastender Therapieschritt beginnt demnächst: die Immuntherapie. „Sie soll dazu beitragen, dass der Körper entartete Zellen selbst erkennen und bekämpfen kann, wenn der Krebs wieder aufflammt. Die Überlebenschance unseres Sohnes steigt dadurch um weitere zehn Prozent“, sagt der Vater.

Wenn ich mir das alles vor Augen führe, dann muss ich gleich wieder weinen

Mama Maria Schmidt

Er und seine Frau haben mittlerweile mehrere Aktenordner zu Hause, in denen Maxis Krankengeschichte und die einzelnen Stationen der Therapie festgehalten sind. „Wenn ich mir das alles vor Augen führe, dann muss ich gleich wieder weinen. Wir hatten am Anfang keine Vorstellung, was das alles für uns heißt“, gesteht Maria Schmidt im Gespräch mit den OVB-Heimatzeitungen freimütig und wischt sich eine Träne aus dem Auge.

Zweiter Geburtstag am 12. Oktober

Die Hoffnung gibt weder sie noch ihr Mann auf. Maria Schmidt spricht vielmehr von Maxis zweitem Geburtstag im vergangenen Jahr - „das war der 12. Oktober, da hat er seine Stammzellen zurückbekommen“ - und schaut voller Hoffnung in die Zukunft.

Sie halten als Familie in der schweren Zeit ganz fest zusammen. Florian und Maria Schmidt mit ihren Kindern Ludwig, Maxi und Moritz (von links).
Sie halten als Familie in der schweren Zeit ganz fest zusammen. Florian und Maria Schmidt mit ihren Kindern Ludwig, Maxi und Moritz. © Hadersbeck

Große Solidarität mit der Familie

Die ganze Sorge der Eltern gilt seit Beginn des Leidenswegs ihres ältesten Sohnes der Familie. Vater Florian, Industriemeister und Produktionsleiter bei einer Firma in Hofolding, die auf die Fertigung mechanischer und elektromechanischer Bauteile spezialisiert ist, hat zu arbeiten aufgehört, als sich Maxis langer Kampf gegen den Krebs abzuzeichnen begann. Obwohl er diesen Schritt in der Probezeit vollzog, hält ihm der Arbeitgeber seinen Platz frei. Auch in anderer Form hat er den Familienvater unterstützt. Groß ist die Solidarität auch beim Arbeitgeber seiner Frau, die im Moment in Elternzeit ist. Vor Ludwigs Geburt hatte sie bei der Chiemsee-Augentagesklinik einen 450-Euro-Job, zuvor arbeitete sie dort Vollzeit. Wertvolle Unterstützung erfuhren die beiden auch von ihren Kollegen.

Monika Mitterer, eine Freundin von Maria Schmidt, steht der Familie in der schweren Zeit bei.
Monika Mitterer, eine Freundin von Maria Schmidt, steht der Familie in der schweren Zeit bei. © Hadersbeck

Eine große Hilfe ist der Familie ihre Freundin Monika Mitterer, die ihr beisteht und sich um Spenden bemüht. „Die Situation ist natürlich auch finanziell sehr belastend für uns“, räumt Florian Schmidt ein. Die Reserven seien schon längst angegriffen. Große Hoffnung setzen sie jetzt auf eine Gemeinschaftsaktion der Bürgerstiftung Bad Aibling und der Sparkasse Rosenheim-Bad Aibling. Ein offizielles Spendenkonto ist unter dem Stichwort „Maxi“ bei der Sparkasse Rosenheim-Bad Aibling unter der Kontonummer DE 74 711 50000 0020 1975 70 eröffnet. Die Bürgerstiftung stellt auch Spendenquittungen aus.

Lastenfahrrad ein Herzenwunsch

Vielleicht reicht das Geld dann auch für die Erfüllung eines Herzenswunsches von Maxi, der vor seiner schweren Erkrankung sehr gerne mit seinem Kinderfahrrad unterwegs war. Dafür fehlt ihm im Moment die Kraft. Könnten sich seine Eltern ein Lastenfahrrad kaufen, wäre für den tapferen Kämpfer wenigstens der ein oder andere Fahrradausflug drin. Das wäre für ihn dann wie Weihnachten. Dass das Christkind noch oft zu ihm kommen kann, wünscht sich der Kleine sehr. Und natürlich auch seine Eltern, die mit ihm den Kampf gegen den Krebs gemeinsam durchstehen und gewinnen wollen. Diesen Kampf erfolgreich zu bestehen, wäre das schönste Geschenk für Florian und Maria Schmidt. Dafür müsste es nicht einmal Weihnachten sein.

Auch interessant

Kommentare