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Wie ein russischer Gas-Stopp die Therme Bad Aibling treffen könnte

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Von: Nicolas Bettinger

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Ein Ort zur Erholung in „normalen“ Zeiten: Aufgrund drohender Gas-Engpässe könnte auch die Therme Bad Aibling Auswirkungen zu spüren bekommen.
Ein Ort zur Erholung in „normalen“ Zeiten: Aufgrund drohender Gas-Engpässe könnte auch die Therme Bad Aibling Auswirkungen zu spüren bekommen. © re

Der Krieg in der Ukraine sowie der drohende Engpass bei der Gaslieferungen aus Russland hat in zahlreichen bayerischen Schwimmbädern dafür gesorgt, dass das Wasser dort kälter wurde. Doch worauf müssen sich Besucher der Therme Bad Aibling einstellen?

Bad Aibling – Welche Auswirkungen hat der Krieg in der Ukraine auf die Besucher der Therme Bad Aibling? Immerhin hat der Krieg sowie der drohende Stopp der Gaslieferungen aus Russland in zahlreichen bayerischen Schwimmbädern dafür gesorgt, dass das Wasser dort kälter wurde. So haben einige Betreiber die Temperaturen in ihren Becken reduziert, um dadurch Energie zu sparen. Etwa auch die Stadtwerke Wasserburg als Betreiber des Badria reagierten kürzlich auf die kriegsbedingte Energiekrise und senkten die Wassertemperaturen. Doch ist das auch in Bad Aibling denkbar?

Laut Stefan Barber, Werkleiter der Stadtwerke Bad Aibling und damit auch zuständig für die Therme, gibt hierzu zunächst Entwarnung. „Die Energieversorgung der Therme Bad Aibling mit Sauna, Freibad und Eislaufhalle ist derzeit gesichert“, sagt Barber auf Anfrage der OVB-Heimatzeitungen. Allerdings würden auch diese Einrichtungen unter der allgemeinen Steigerung der Energiepreise leiden, weswegen man alle Maßnahmen einer energetischen Optimierung nutze. „Dies war aber bereits lange vor der aktuellen Energiepreisentwicklung eine zentrale Herausforderung für unsere Anlagen“, sagt Barber und meint etwa technische und bauliche Maßnahmen zur Reduzierung der Energieverbräuche.

Gibt es schon einen Versorgungsengpass?

Es sei unbestritten, dass Bäder dann ihren Beitrag leisten müssen, wenn es nicht mehr anders geht. Dann müssten sich alle, ob Unternehmen, Einrichtungen der öffentlichen Hand oder auch Privatpersonen, zur Sicherung der Energieversorgung solidarisch zeigen, erklärt der Werkleiter. „Aber derzeit gibt es noch keine Versorgungsengpässe, die derart einschneidende Maßnahmen wie die Schließung von Bädern oder eine deutliche Verschlechterung des Angebots rechtfertigen.“

Die Menschen hätten lange genug warten müssen, bis sie nach den pandemiebedingten Einschränkungen wieder baden gehen können. „Wir sollten hier auch die negativen volkswirtschaftlichen Effekte aus einer möglichen Verschlechterung dieses Angebots berücksichtigen“, so Barber.

„Man muss die tatsächliche Effizienz der Maßnahme realistisch bewerten“

Heißt im Klartext: Eine Reduzierung der Beckenwassertemperaturen oder der Brauchwassertemperatur für Duschanlagen ist in der Therme Bad Aibling nicht geplant. „Bei dieser Diskussion muss man die tatsächliche Effizienz der Maßnahme realistisch bewerten“, sagt Barber. Außerdem würde eine Senkung der Beckenwassertemperaturen sicherlich zu einem Rückgang der Besucherzahlen führen. Machbar, so Barber, sei die Senkung der Wassertemperaturen am ehesten noch in Schwimmerbecken von Hallen- oder Freibädern, wo sich Gäste beim Bahnenschwimmen aktiv bewegen.

„Unterm Strich wird sich die wirtschaftliche Bilanz der Bäder durch diese Maßnahme aber verschlechtern, weil deutlich weniger Gäste als zuvor das Bad besuchen würden.“ . Trotzdem hält Barber eine Reduzierung der Temperatur im Schwimmerbecken des Freibades an der Therme Bad Aibling zumindest für „diskussionswürdig“, da man mit Temperaturen zwischen 25 und 27 Grad schon „etwas Luft“ nach unten habe. „Ausschließen würde ich jedoch eine Reduzierung der Temperaturen im Nichtschwimmer- und Kleinkinderbecken.“

Deutsche Gesellschaft für Badewesen sieht „Situation knapper Energieressourcen“

Eine Gasmangellage in Deutschland hätte nach dem „Notfallplan Gas“ der Bundesregierung Auswirkungen auf alle Bäder, die mittels Gasheizung oder Gasblockheizkraftwerken ihre Wärme erzeugen. Bäder oder Freizeiteinrichtungen gehören zum Bereich der „nicht geschützten Kunden“. Bei Eintreten der sogenannten „Notfallstufe“ innerhalb des Drei-Stufen-Plans Gas wäre die Gasversorgung für solche Einrichtungen nicht mehr gesichert, eine Schließung der Bäder unumgänglich. Doch noch ist es nicht soweit und Besucher der Aiblinger Therme können zunächst wie gewohnt baden. Auch die Therme in Bad Endorf sowie das Freibad in Rosenheim werden ihre Wassertemperaturen vorerst nicht reduzieren. Letzteres heizt ohnehin mit Fernwärme.

Stadtwerke-Leiter Stefan Barber bei einem Termin in der Therme Bad Aibling vor eineinhalb Jahren. 
Stadtwerke-Leiter Stefan Barber bei einem Termin in der Therme Bad Aibling vor eineinhalb Jahren.  © Baumann

Das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz hatte Ende März die Frühwarnstufe des Notfallplans Gas ausgerufen. Dies diene der Vorsorge. Man appelliere an alle Verbraucher, Gas einzusparen. Auch die Deutsche Gesellschaft für das Badewesen (DGfdB) teilte mit, dass es nahe liege, sich auf eine „Situation knapper Energieressourcen“ einzustellen. Für alle Badbetreiber, die sich auf einen Bäderbetrieb mit wenig Energie oder gar auf eine Schließung vorbereiten wollen, hat die Gesellschaft gar eine Handreichung mit Maßnahmen erarbeitet. Neben des Absenkens der Becken-Temperaturen könnten Schwimmbäder beispielsweise auch auf beheizte Außenbereiche oder auf weitere Attraktionen verzichten.

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