Pflegerin gerührt von unbürokratischer Hilfe
„Das hat mich sehr bewegt“ – Aiblinger Kollegen ermöglichen OP für tumorerkrankte Mutter
- VonNicolas Bettingerschließen
Zuerst der Schock, dann die unerwartete Hilfe. Als eine Pflegekraft aus der RoMed Klinik Bad Aibling um die Gesundheit ihrer Mutter bangt, erfährt sie beispiellose Unterstützung ihrer Kollegen. Nun erzählt Šejla Štalić ihre bewegende Geschichte.
Bad Aibling – Wie niederschmetternd die Diagnose Krebs für eine Familie sein kann, erlebte kürzlich Šejla Štalić. Die HNO-Pflegekraft von der RoMed Klinik Bad Aibling erreichte die Nachricht, dass ihre Mutter an Brustkrebs erkrankt sei. Und als wäre das nicht schon schlimm genug, folgte kurz darauf die nächste Hiobsbotschaft. Doch der Reihe nach.
Als die Klinik vor Kurzem eine Mitteilung über unbürokratisches Engagement innerhalb des Kollegiums veröffentlichte, hatte Štalić gerade eine äußerst bewegende Zeit hinter sich. Das bestätigt auch Nora Burian, Stationsärztin an der RoMed Klinik Bad Aibling. Sie sei noch immer ergriffen, wenn sie sich an die vergangenen Wochen erinnert. „Unsere Kollegin und HNO-Pflegekraft Šejla Štalić hatte die Nachricht aus ihrer alten Heimat Bosnien bekommen. Die Mutter habe Brustkrebs. Sie dachte erst es könnte nicht schlimmer kommen. Aber dann sagte man ihr, dass ein weiterer Tumor am Hals entdeckt wurde, an den sich dort niemand herantraue.“
Pflegerin wird von Kollegen aufgefangen
Für Štalić ein besonders schwerer Zustand, denn ihre Mutter ist ganz alleine in Bosnien. Doch mit ihrer Sorge war die Pflegerin nicht alleine. Auf der HNO-Station der RoMed Klinik war die Betroffenheit groß. Rasch wurde der Fall im Team besprochen und die Bilder vom Hals der Patientin in Augenschein genommen. „Wir haben versucht Tipps zu geben, so dass Frau Muminović in einem der großen Krankenhäuser in Bosnien im Kopf-Halsbereich operiert werden kann“, wird Dr. Masen Dirk Jumah, Kopf-Hals-Chirurg der HNO-Abteilung, vom Aiblinger Krankenhaus zitiert.
Allerdings habe sich damals der dortige Chefarzt, welcher die Patientin inzwischen privat betreut, klar positioniert: Der Brustkrebs sei in der Heimat gut zu behandeln, von einer Operation des Halses im eigenen Krankenhaus würde er aber abraten, da sich die großen Halsgefäße als bedrohlich nahe zur tumorverdächtigen Gaumenmandel und einem massiven Lymphknoten darstellten.
So kam es, dass die Familie von Šejla Štalić die Mutter kurzerhand aus Bosnien nach Deutschland holte und Dr. Jumah vorgestellt wurde. Laut RoMed Klinik hatte sich schnell ein Team gefunden, das sich unentgeltlich an der Behandlung der Patientin beteiligen wollte. Der Chirurg führte den Eingriff in der „schwierigen Region angrenzend an die Halsschlagader“ durch, die RoMed Klinik Bad Aibling stellte die notwendigen medizinischen Einrichtungen kostenfrei zur Verfügung. „Auch diese Behandlung ist ein Beispiel für wirklich gute und unbürokratische Zusammenarbeit mehrerer Stellen“, freut sich der Ärztliche Direktor und Chefarzt der Anästhesie und Intensivmedizin, Dr. Markus Konert, der auch die Narkose bei der Patientin durchgeführt hat.
Wie geht es der Patientin und ihrer Tochter?
Die endgültigen Befundergebnisse der pathologischen Aufarbeitung der Proben stehen noch aus. Aber zur Erleichterung aller sei bereits jetzt klar, dass es sich nicht um einen aggressiven Kopf-Halstumor handelt. „Der Hautfaden ist gezogen und auch die Wunde innen im Rachen heilt gut ab“, so Dr. Jumah. Die weitere Therapie wird die Patientin Enisa Muminović nun im Heimatland fortsetzen können.
Auf OVB-Nachfrage äußert sich die Tochter der behandelten Patientin, Šejla Štalić, nun mit emotionalen Worten zu den vergangenen Geschehnissen. „Ich bin unendlich dankbar für die Hilfestellung der Ärzte“, sagt sie. Diese hätten nachgefragt, überlegt und beraten, wie und welche Optionen es für ihre Mutter in der Heimat gebe. „Bis hin zur Operation bei uns in der RoMed Klinik Bad Aibling“, so Štalić.
„Es ist schwer für mich, weil sie allein in Bosnien ist“
Auch der Klinikleitung spricht Štalić einen besonderen Dank aus. Vor allem weil sie die Operation unbürokratisch möglich gemacht haben. „Das gesamte Team auf Station hat sich rührend um meine Mutter gekümmert. Das hat mich sehr bewegt“, betont Štalić. Wegen der Sprachbarriere sei das eine besondere Herausforderung für ihre Kollegen gewesen.
Und wie geht es ihrer Mutter jetzt? „Die Operation ist gut gelaufen und der Heilungsprozess verläuft auch gut“, berichtet die HNO-Pflegekraft. Allerdings seien die Sorgen um ihre Mutter auch weiterhin vorhanden. Denn der Tumor in der Brust ihrer Mutter werde erst noch behandelt. Die Operation steht in der kommenden Woche an. Dieses Mal muss Štalić wieder aus der Ferne bangen. „Es ist schwer für mich, weil sie allein in Bosnien ist“, so Štalić über ihre kranke Mutter.
nbe/re