OVB-Jahresrückblick 2021
Abgedeckte Dächer und volle Keller: Sommerunwetter trifft Region besonders im Mangfalltal
- VonKlaus Kuhnschließen
Es schüttet wie aus Kübeln, Hagel geht nieder und zerstört Gärten und Felder. Der Landkreis Rosenheim steht Unterwasser. Am härtesten trifft es das Mangfalltal. Wiesen verwandeln sich in Tümpel, etliche Keller laufen voll. Über 1000 Helfer von Feuerwehr und Technischem Hilfswerk (THW) rücken zu Einsätzen aus.
Rosenheim/Bruckmühl/Halfing – Glaubt man Klimaforschern, muss sich Mitteleuropa künftig auf längere Sommer und außerordentliche Regenereignisse einstellen. Eine Kostprobe dieser Zukunft ist der Sommer 2020 mit vielen Regentagen und heftigen Gewittern. So ziehen auch am 26. Juli schwere Unwetter über die Region hinweg.
Flutwelle vom Irschenberg herab
In Götting ergießt sich eine Flutwelle vom benachbarten Irschenberg herab und überschwemmt binnen Minuten den Ort. Ein Landwirt wird samt seinem Traktor von den Wassermassen mitgerissen. Der Mann kommt mit leichten Verletzungen davon. Die Göttinger Feuerwehr versucht noch, mit Sandsäcken und Hochleistungspumpen die Wassermassen in die Mangfall zu leiten – am Ende sind alle Bemühungen vergebens. In Bad Aibling steht in einigen Straßen das Wasser 1,5 Meter hoch in den Kellern. Ein Reha-Zentrum wird vorsorglich evakuiert. Auch Kolbermoor meldet überschwemmte Keller. Die frisch eröffnete Tonwerkunterführung wird überflutet und ist für Autos nicht mehr passierbar. In Stephanskirchen müssen sich die Helfer erst einmal selber helfen: Im Feuerwehrhaus steht das Wasser einen halben Meter hoch.
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Die Regenfälle gehen weiter. Zwei Tage später trifft es Halfing. Orkanartiger Wind beschädigt den Kirchturm so stark, dass er zunächst wegen Einsturzgefahr gesperrt und die gesamte Umgebung in einem Radius von 150 Metern geräumt wird. Auch Rathaus und Pfarrheim erleiden schwere Schäden, etliche Bäume sind umgeknickt, eine Stromleitung wird abgerissen. Wie sich später herausstellt, ist der Kirchturm schwer getroffen. Dachstuhl, Mauerwerk und Eindeckung müssen saniert werden. Kostenpunkt: rund 600 000 Euro.
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Die Windböen richten auch in Obing heftige Schäden an. Das Unwetter vernichtet ganze Wälder. Die Feuerwehren haben viel zu tun, die Straßen von querliegenden Bäumen zu befreien.
Was auffällig ist: Im Gegensatz zu 2013, als das Hochwasser vor allem von der Mangfall ausging, die die Wassermassen nicht mehr abtransportieren konnte, laufen dieses Mal eher kleine Bächen und Fließgewässer über. Für das Wasserwirtschaftsamt Rosenheim, das für den Hochwasserschutz zuständig ist und in den letzten Jahren vor allem die Dämme entlang der großen Flüsse ausgebaut hat, tut sich damit ein neues Aufgabenfeld auf.