Es ist ein Abwägungsprozess
Zwei Stellplätze fehlen für ein Boarding House in Waldkraiburg
- VonRaphaela Lohmannschließen
Die geänderte Stellplatzsatzung der Stadt war noch keine fünf Minuten beschlossene Sache, schon ging es in der jüngsten Sitzung des Stadtentwicklungsausschusses bei einer Bauvoranfrage um eine Abweichung vom Stellplatzschlüssel. Der Ausschuss hatte dazu eine klare Meinung.
Waldkraiburg – Das Gebäude auf einem Grundstück in der Reichenbergstraße soll abgebrochen werden, stattdessen soll dort ein so genanntes „Boarding House“ mit oberirdischen Stellplätzen entstehen. Konzipiert ist das Apartmenthaus für längere Aufenthalte zwischen zwei und sechs Monaten. Firmenmitarbeiter, die zum Beispiel nur zu Schulungszwecken zu einem Unternehmen kommen, sollen hier vorübergehend wohnen können.
21 vollausgestattete Apartments sind geplant, einen Pensions- oder Hotelcharakter soll das Gebäude nicht bekommen. Gemeinschafts- oder Aufenthaltsräume sind ebenso wenig geplant wie ein Foyer oder Lobby. Laut einer Betriebsbeschreibung mieten sich die Mieter größtenteils aus beruflichen Gründen in ein Boarding House ein, sehr oft übernehmen dies sogar Firmen für ihre Mitarbeiter.
Geplante Parkplätze werden nur zum Teil genutzt
Aus diesem Grund würden rund 80 Prozent der Mieter mit Kleinbussen anreisen oder Fahrgemeinschaften bilden. Geplante Parkplätze würden daher bei Referenzobjekten meist nur zum Teil genutzt werden.
Aus Sicht der Verwaltung spricht in der Reichenberger Straße nichts gegen ein Apartmenthaus an dieser Stelle. Aber in der Planung fehlten nach der vorherigen Stellplatzsatzung zwei Stellplätze: „Es müssten 14 sein, zwei fehlen“, erklärte Bauamtsleiter Carsten Schwunck in der Sitzung. Gerechnet wurde nach der alten Stellplatzsatzung, da die überarbeitete noch nicht bekannt war.
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Die Mieter würden zum Teil mit Kleinbussen kommen oder sich in Fahrgemeinschaften organisieren, andererseits gebe es in der Reichenberger Straße eine „angespannte Verkehrssituation“. „Es ist ein Abwägungsprozess“, sagte Schwunck. Weniger Parkplätze bedeuten gleichzeitig, dass kleiner gebaut werden müsse. „Dann könnte das Vorhaben wackeln.“
Der Plan entspreche zwar nicht den Richtlinien, andererseits wären geordnete Verhältnisse möglich. Die Stadt kennt das Unternehmen. „Es wäre ein Vertrauensvorschuss an den Investor“, sagte Schwunck.
Nicht gleich die erste Ausnahme
Während für die Verwaltung eine Ausnahme denkbar war, bewertete die CSU die Sache anders. „Wir haben ein Problem damit“, sagte CSU-Fraktionssprecher Anton Sterr. Gerade erst über die Stellplatzsatzung diskutiert und gleich im Anschluss die erste Ausnahme – für Sterr passte das nicht zusammen, zumal die Reichenberger Straße für ihn ein „negativer Verkehrsschwerpunkt“ ist. „So können wir nicht gleich beginnen.“ Ebenso störte ihn die massive Bebauung.
Ohne Aufenthaltsbereich sind Schwierigkeiten vorprogrammiert
Bedenken an den Plänen hatte auch Wolfgang Hintereder (UWG). Ihn störte aber mehr, dass es keinen Aufenthaltsbereich für die Mieter geben soll. „Da sind Schwierigkeiten vorprogrammiert.“ Über die Zahl der Stellplätze ließe sich das Gebäude einschränken.
Auf einen solchen Kompromiss ließ sich der Stadtentwicklungsausschuss schließlich auch ein: Unter der Voraussetzung, dass die nötigen Stellplätze ausgewiesen werden, hatte niemand Einwände gegen das Projekt.