Waldkraiburg: Zustellerin bunkert Post im Keller
Hans Schödl steht schimpfend im Kellerraum seines Hauses im Waldkraiburger Gewerbegebiet und fuchtelt mit einem Packen Briefe herum. „Schauen Sie! Alles nicht ausgeliefert! Ein Skandal.“ Zufällig hat der 77-Jährige an den Feiertagen die Hinterlassenschaft einer ehemaligen Mieterin entdeckt, die als Mitarbeiterin eines privaten Zustelldienstes Post daheim gebunkert hat.
Waldkraiburg – Die blaue Tonne brachte Schödl auf die Spur. Weil das Ding kurz vor der Leerung gleich nach Weihnachten überquoll, musste er einen Packen Zeitungen wegnehmen – und entdeckte darunter eine große Tasche „mit lauter Post“.
Die Polizei ermittelt wegen Verstoß gegen Postgeheimnis
Ist da womöglich noch mehr? Dem 77-Jährigen dämmerte, dass die ehemalige Mieterin, die für einen privaten Postzustelldienst in einem Nachbarlandkreis gearbeitet hatte, ja auch einen Kellerraum im Haus mitnutzte. Und dort fand er noch einmal etwa 15 Taschen und Kisten voll mit nicht ausgelieferter Post, Kataloge, Briefe, Schreiben von Versicherungen und Mitteilungen an Kunden in Waldkraiburg, darunter viele Unternehmen. „Sogar einen Brief an uns“, habe er bei seinen Recherchen gefunden, erzählt der Waldkraiburger, der den Fall der Polizei meldete.
Die ermittelt nun wegen der Verletzung des Post- und Fernmeldegesetzes durch die Mieterin, eine ungarische Staatsangehörige, die sich nicht mehr in Deutschland aufhält.
Tatverdächtige Frau aus Ungarn hat Deutschland verlassen
Die Frau hatte die Wohnung laut Hans Schödl von ihrem Vater übernommen und hielt sich etwa zwei Jahre in Waldkraiburg auf. Nach seiner Erinnerung wechselte sie im Lauf des Jahres 2017 ihre Arbeitsstelle und war einige Zeit im Putenschlachthof in Ampfing tätig. Im Mai 2018 sei sie aus der Wohnung ausgezogen. Erst im November habe sie aber die Möbel abgeholt und sei dann Richtung Ungarn verschwunden. Damals habe sie wohl auch die Tasche in die blaue Tonne gesteckt.
Post aus dem Jahr 2016 gebunkert
Nach Schätzungen des Beamten der Polizei, der in der Sache ermittelt, geht es um eine vierstellige Zahl von nicht ausgelieferten Briefen. Das große Volumen komme vor allem durch die vielen Kataloge zustande. Nach seinen Worten stammt die Post ausschließlich aus dem Jahr 2016. Aus dieser Zeit ist bei der Waldkraiburger Inspektion allerdings keine Anzeige bekannt, dass wichtige Post nicht ausgeliefert worden sei. Deshalb ist auch keine Aussage möglich, wie hoch der Schaden ist, der gegebenenfalls durch das Bunkern der Post entstanden ist.
Und was passiert mit der zurückgehaltenen Post? Das sei letztlich die Entscheidung der Staatsanwaltschaft, heißt es bei der Polizei. Vermutlich werde die Post, die im Übrigen auch in der Inspektion nicht geöffnet wird, freigegeben. Dann kann der private Postzustelldienst sie nachträglich noch zustellen.