An Wortgottesfeiern wird nicht gerüttelt
"Eine Abschaffung der Wortgottesdienste steht bei uns nicht zur Debatte." Erzbischof Reinhard Marx werde nicht an der Praxis rütteln, die sein Vorgänger Julius Döpfner schon in den 70er-Jahren eingeführt hatte. Dies betonte Weihbischof Bernhard Haßlberger in der Frühjahrsversammlung des Dekanatsrates Waldkraiburg in Aschau.
Aschau/Waldkraiburg - Der Augsburger Bischof Konrad Zdarsa lasse allem Anschein nach am Sonntag Wortgottesfeiern nur noch für Kranke und Alte zu, sagte Klaus Schex, der Vorsitzende des Dekanatsrates bei der Sitzung im Berufsbildungswerk Waldwinkel. Die Diskussion um ein Verbot von Wortgottesdiensten in der Nachbardiözese treibt auch viele katholische Christen im Erzbistum München-Freising um. In vielen Pfarrverbänden sind die Wortgottesfeiern, die laut Haßlberger in der Diasporasituation der Katholischen Kirche in der DDR eingeführt wurden, längst eine feste Einrichtung, die sich aus Sicht vieler Pfarrgemeinderäte in Zeiten des Priestermangels bewährt hat.
Der Weihbischof wollte die Vorgänge in Augsburg nicht näher kommentieren. Für die Diözese München stellte er fest, dass Erzbischof Marx an der Einrichtung der Wortgottesdienste nicht rühren wolle. Unverändert gelte also: Wo keine Eucharistiefeier gefeiert werden kann, gibt es einen Wortgottesdienst, damit sich die Gemeinde am Ort versammeln kann. Linie der deutschen Bischofskonferenz sei zugleich, dass an einem Ort am Samstag und Sonntag nicht beides sein kann, damit sie nicht in Konkurrenz zueinander treten.
Auf praktische Probleme, die sich dadurch ergeben, wiesen die Dekanatsräte Maria Wittmann und Franz Unterreitmeier hin. Eine Eucharistie am Vorabend schließe demnach den Wortgottesdienst am Sonntag in derselben Pfarrkirche aus. Er glaube nicht, dass am Sonntag, der für die meisten der bevorzugte Gottesdiensttermin ist, viele in die Nachbarpfarrei fahren, so Unterreitmeier. Die Frage sei also, ob diese Regelung am Ende nicht doch dazu führt, dass einige vom Gottesdienstbesuch abgehalten werden.
Er sehe zwar praktische Probleme im Einzelfall, so Haßlberger. Zugleich betonte er den hohen Wert der Eucharistie. Das sei "die Feier der Kirche schlechthin". Nach seinem Eindruck wird mit dem Thema in den Pfarreien "wirklich gewissenhaft umgegangen".
Gegen die verbreitete Praxis, am Ende des Wortgottesdienstes die Kommunion auszuteilen, sprach sich Waldkraiburgs Pfarrer Martin Garmaier aus. Dazu meinte der Weihbischof, diese Praxis sei schon unter Döpfner eingeführt worden. Neuerdings gebe es einige Pfarrverbände, wo Wortgottesdienstleiter an der Eucharistie in einer anderen Gemeinde teilnehmen und das eucharistische Brot dann in den Wortgottesdienst mitbringen.
Pater Dietrich sieht in der Diskussion um die Wortgottesdienste ein deutsches oder gar bayerisches Problem. Mit Blick auf die 2000-jährige Geschichte der Kirche stellte er fest: Es habe auch schon Kirche ohne Priester gegeben. Der Salesianer sprach sich dafür aus, es stärker dem Gewissen der getauften Christen anheim zu stellen, wie sie mit der Wertigkeit von Wortgottesdiensten umgehen.
Die Diskussion sei ein mitteleuropäisches Phänomen, meint auch der Weihbischof. Sie habe auch damit zu tun, dass es in dieser Region von der Mitte des 19. bis Mitte des 20. Jahrhunderts eine sehr große Zahl von Priestern gab, sodass in jeder kleineren Filiale Messen gefeiert werden konnten.
Auch zur Diskussion um das Zukunftsforum, dessen Empfehlungen und Kommentierungen durch den Kardinal seit einiger Zeit im Internet (www.dem-glauben-zukunft-geben.de) zugänglich sind, nahm der Bischof Stellung. Im Bischofsrat habe man sich auf drei konkrete Themen verständigt, die angepackt werden sollen, damit für das Leben in der Diözese etwas weitergeht. So sollen die Pastoralpläne angegangen werden. Im Dekanat Ebersberg gibt es bereits ein Pilotprojekt. Ein zweiter Schwerpunkt ist die Frage nach dem pastoralen Umgang mit wiederverheirateten Geschiedenen. "Für viele ist das eine große Not. Wir können die Menschen nicht allein lassen." Ein weiterer Punkt sei die Qualifizierung von Ehrenamtlichen. Es sei nicht sinnvoll, noch ein eigenes Bildungshaus zu machen. Wer sich fortbilden will, sollte aber ein Tableau haben, aus dem hervorgeht, was er machen und wie er sich anmelden kann. hg