Vereinshaus für Waldkraiburg
Welche Zukunft hat der Freiraum 36? Bald muss eine Entscheidung fallen
- VonRaphaela Lohmannschließen
14 Vereinen gibt „Freiraum 36“ eine Heimat. Doch der Verein braucht selbst bald ein neues Dach über dem Kopf, denn in der Aussiger Straße soll bis Ende 2025 Schluss sein. Eine Entscheidung muss her.
Waldkraiburg - Im Keller feilen die Lucky Line Dancer an ihren Tanzschritten, im ersten Stock hat der TSC Weiß-Blau seine Räume, im obersten Stockwerk wird es ruhiger mit dem Kursangebot von Kaleidoskop. Ob Tanz, Malerei, Theater oder Yoga - das Gebäude in der Aussiger Straße bietet Abwechslung und vor allem eins: Freiraum. Freiraum für Vereine, die unter dem Dach vom „Freiraum 36“ in 36 Räumen eine Heimat gefunden haben. Eine Heimat, die ihnen Flexibilität in den eigenen Räumen ermöglicht, gleichzeitig ein „Wir-Gefühl“ zulässt.
„Wir wollten einen Ort für Vereine schaffen, an dem sie ihr Vereinsleben aufleben können“, sagt Vorsitzender Richard Fischer. Raum, an dem sich die Vereine, Gruppen und Initiativen treffen können, in dem Menschen einen Zugang zu den Vereinen finden. Eine Erfolgsgeschichte, die 2005 ihren Lauf nahm. Ein Erfolg mit ungewisser Zukunft.
14 Vereine mit rund 850 Mitgliedern
Entstanden ist die Idee zum „Freiraum 36“ im Jahr 2015, als sich durch die Flüchtlingskrise viele Ehrenamtliche engagiert haben. Eine Kleiderkammer und eine Küche wurden in den ehemaligen Peters-Schulungsräumen eingerichtet. „Damals kam der Gedanke auf, ein Vereinshaus zu gründen. Einen Ort, um Vereinsleben und öffentliches Leben zusammenzuführen“, erklärt Fischer. Ein größeres Miteinander führe zu einem besseren Verständnis anderen gegenüber.
Heute haben hier 14 Vereine mit rund 850 Mitgliedern ihre Heimat. Auf 2200 Quadratmetern und 36 Räume verteilt gehen sie ihren Leidenschaften nach, in Räumen, die sie auf ihre Bedürfnisse abstimmen können. „Der Freiraum übernimmt die Verwaltung des Gebäudes und hat einen Mietvertrag mit der Stadtbau“, erklärt Fischer. Günstige Mieten sollen die Vereinskassen nur wenig belasten. Und es ist sogar noch Platz für neue Mieter.
Doch was bringt die Zukunft? Ende 2025 soll hier endgültig Schluss sein. Ursprünglich sollte das Haus schon Ende 2020 geschlossen werden, doch Monate zuvor konnte man sich mit der Stadt auf eine Übergangslösung einigen. Drei Jahre liegt die Entscheidung zurück, neue Räume nicht noch nicht in Sicht. „Wir sind verstärkt auf der Suche“, sagt Fischer. Das Haus Sudetenland, das Gebäude der ehemaligen VR-Bank, ein Netzsch-Gebäude oder die Förderschule - Optionen, die sich bereits zerschlagen haben.
Drei Optionen bleiben
Doch beim „Freiraum 36“ gibt man die Suche nicht auf, noch nicht. Eine Möglichkeit sei zum Beispiel das benachbarte ehemalige BFZ-Peters-Gelände, hier wolle man noch das Gespräch suchen. Ein anderes Gebäude zu mieten, ist eine von drei Optionen. „Können wir selber einen Neubau stemmen? Das ist finanziell eine enorme Herausforderung, die schwierig zu stemmen sein wird“, sagt zweiter Vorsitzender Johann Vetter. Ohne Unterstützung sei das nicht zu schaffen. Als letzte Option bleibt, das Gebäude an der Aussiger Straße in Eigenregie zu führen, dass der Verein selbst für die Räume verantwortlich ist. Stadt und Stadtbau hatten einer Interimslösung unter der Voraussetzung zugestimmt, dass keine weiteren Investitionen mehr nötig werden.
Platz für neue Mieter
In der Aussiger Straße ist noch Platz für weitere Vereine oder Gruppen. Aktuell sucht der Freiraum für vier Räume zwischen 60 und 138 Quadratmetern neue Mieter. Der Quadratmeterpreis liegt bei drei Euro. Interessierte können sich melden beim Vorsitzenden Richard Fischer unter richard_fischer@gmx.net oder 0174/9152951.
„Es ist hier ein tolles Haus, in dem wir unser Vereinsleben gestalten können. Es wäre schön, wenn man das weiterführen kann“, sagt Stellvertreter Manuel Gildi, der beim TSC aktiv ist. Die Vereine auf Turnhallen oder andere Räume zu verlagern, ist nicht im Sinn vom „Freiraum 36“. „Wir wollen ein zentrales Vereinsleben“, sagt Fischer. Schriftführerin Gertraud Richter stimmt ihm zu. „Hier ist ein Miteinander entstanden, hier hat sich jeder eingerichtet.“ Hier müsse nicht nach jeder Trainingseinheit alles abgebaut werden und die Räume lassen sich zeitlich unabhängig von Dritten nutzen.
Es braucht mindestens 1000 Quadratmeter
Mindestens 1000 Quadratmeter brauche es, damit der „Freiraum 36“ weiterleben kann. „Bei manchen Gebäuden stoßen wir oft an die Grenzen, weil deren große Räume Säulen für die Statik haben. Das passt nicht mit unseren Notwendigkeiten zusammen“, erklärt Fischer.
Die Zeit rennt, bis Ende 2025 kann und will man nicht warten mit einer Entscheidung. „Wir sind in regelmäßigen Austausch und loten Möglichkeiten aus. Wir wollen, dass es weitergeht“, sagt Vetter. Aber nicht mit offenen Augen gegen die Wand fahren. Deshalb will man bis Mitte des Jahres die Zukunft klären, damit sich im Fall einer Vereinsauflösung die Mieter nach neuen Räumen umsehen können.
Die Suche geht also weiter und wie kann die Stadt dem Verein dabei helfen? „Wir stehen in Kontakt mit der Vorstandschaft des Vereins“, sagt Bürgermeister Robert Pötzsch auf Anfrage. Weitere Räume oder ein ähnliches Objekt könne die Stadt nicht zur Verfügung stellen. Möglicherweise gibt es doch etwas: „Eventuell ein Grundstück, welches für einen Neubau genutzt werden kann.“ Hierzu müsse die Vorstandschaft Pläne er- und eine Finanzierung darstellen.
Die drohende Obdachlosigkeit schwebt wie ein Damoklesschwert über dem Freiraum 36. „Wir sind leidensfähig, bodenständig, aber keine Träumer. Wir haben es immer wieder geschafft“, bleibt Fischer zuversichtlich. Am liebsten wäre es allen Beteiligten, in der Aussiger Straße bleiben zu können. „Hier können wir unser Vereinsleben gut gestalten“, sagt Gertraud Richter. Aber erst einmal gilt es, die Zukunft des Vereins zu klären.