Das ist passiert
Waldkraiburger Wochenschau: Das sprechende Rathaus
- VonJörg Eschenfelderschließen
Gibt es im Waldkraiburger Rathaus eine künstliche Intelligenz? Diesen Eindruck hatte diese Woche unser Autor Jörg Eschenfelder. Warum er sich freut, dass dem nicht so ist.
Waldkraiburg ist eine moderne Industriestadt. Ich sehe es vielleicht nicht immer, wenn ich um den Stadtplatz und durch die Berliner Straße streife, aber es ist so. Diese Woche war diese Modernität sogar zu lesen: Denn da teilte „die Stadtverwaltung“ mit, dass die Schmierereien in der Tiefgarage heuer noch beseitigt werden. Und „die Verwaltung“ ließ sich sogar wörtlich zitieren.
Wow. Die Stadtverwaltung, sie spricht. Sie verkündet frohe Botschaften. Wo andere nur popelige Alexas und Siris haben, hat Waldkraiburg „die Stadtverwaltung“.
Der technisch aufgeschlossene Leser freute sich. Wie cool ist das denn? Im Rathaus gibt es jetzt nicht nur eine Intelligenz, sondern deren zwei: eine menschliche und eine künstliche. Waldkraiburg hat kein ordinäres ChatGPT, Waldkraiburg hat „die Stadtverwaltung“. Das ist hip und modern.
Für die Fortschritts-Freaks habe ich aber eine schlechte Nachricht. Im Rathaus gibt es immer noch nur eine einzige Intelligenz: die menschliche. Für die Waldkraiburger Stadtverwaltung arbeiten und sprechen immer noch Menschen.
Anonyme Behörden sind beängstigend, selbst wenn sie über eine künstliche Intelligenz verfügen. Sie sind nicht greifbar, kennen keine Zuordnung, sind unmenschlich - fragen sie mal Joseph K. (kleiner Schlaumeier-Tipp: Franz Kafka: Der Prozess).
Daher ist es gut, wenn Menschen Entscheidungen nicht nur treffen, sondern sie auch erklären und vertreten und das nicht an Alexa, Siri oder „die Stadtverwaltung“ delegieren.
Manchmal ist es eben richtig gut, nicht ganz so hip und modern zu sein.