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Vorwürfe von Anwohnerin

Zwei Bisons sterben qualvoll nahe Froschau - Jetzt ermittelt die Polizei und so reagiert der Halter

Waldkraiburg - Bison mit stark aufgeblähtem Bauch verheddert sich am Gehegezaun und stirbt.
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Stark aufgebläht und bereits stinkend wurde dieser Bison tot im Zaun verheddert aufgefunden. Ist um die Koppel bei Froschau ein unsachgemäßer Drahtzaun aufgestellt worden?
  • Dr. Nicole Petzi
    VonDr. Nicole Petzi
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Niemand außer Anwohnerin Bettina Rolle hatte die drei Bisons, die seit wenigen Jahren auf einer Koppel bei Froschau weideten, auf dem Schirm. Nun sind zwei tot und Vorwürfe gegen den Halter werden laut.

Waldkraiburg - Noch ein einzelner junger Bison springt unruhig auf der leicht in Richtung Inn-Auen abfallenden Koppel umher. Bettina Rolle wirft bei einem Spaziergang mit Hündin Coco über die nebelbehangene Wiese bei Froschau nahe Waldkraiburg einen Blick über den Drahtzaun in Richtung Raufe. „Wenigstens ist jetzt genug Heu da.“ Die Anliegerin und Hobby-Landwirtin schüttelt mit dem Kopf. Sie ist auch ehrenamtliche Vorsitzende der Waldkraiburger Ortsgruppe des Bund Naturschutz Mühldorf. Ihr ist es zu verdanken, dass die ihrer Ansicht nach aus Vernachlässigung verendeten zwei Bisons in diesem Gehege ins Licht der Öffentlichkeit rücken. Und nicht nur das - sie hat Anzeige bei der Polizei erstattet. Die Ermittlungen laufen, bestätigt die Waldkraiburger Polizei.

Ein trauriger Anblick auf einer Koppel nahe Froschau: Ein toter Bison wird von seinem „Kumpel“ bewacht.

Anwohnerin prangert Vernachlässigung an

Vor rund zwei Jahren hat Bettina Rolle von den ursprünglich drei Bisons mitbekommen. „Ich bin regelmäßig mit meinen Pferden entlang des Inns und auf den Feldwegen unterwegs. Im Gespräch mit den Landwirten bekommt man einiges mit“, erzählt die Pferde- und Schafhalterin. Vor einigen Monaten - einmal im Juni 2022 und noch einmal im September - hat sie den Halter, den Mühldorfer Makler Walter S., angeschrieben und ihn auf die abgefressene Wiese im Gehege sowie das nicht vorhandene Futter hingewiesen. Eine Antwort sei ausgeblieben. „Zumindest kam nach meiner Mail wieder etwas Heu in die Raufe.“

Momentaufnahme von Anwohnerin Bettina Rolle: Kein Heu in der Futterraufe auf der Koppel mit den Bisons.

Todeskampf des Bisons im Drahtzaun

Der erste Bison war allerdings bereits im Oktober 2021 verendet. Mit aufgeblähtem Körper, das Hinterteil außerhalb des Geheges sowie bereits übel stinkend wurde das Tier von einem anliegenden Landwirt gefunden. „Der Stromschlag scheint den Bison regelrecht über den Zaun geschleudert zu haben, möglicherweise war das Tier in Panik geraten“, vermutet Bettina Rolle. Angezeigt wurde der Vorfall damals noch nicht. Ein Fehler? Wenn man bedenkt, dass ein Jahr später ein zweiter Bison leblos im Gehege gesichtet wurde, vielleicht schon. „Ich bin keine Mimose, ich habe seit 20 Jahren Pferde, habe auch schon gezüchtet, habe Hühner und Schafe und einen Hund. Aber das geht mir nahe“, beteuert Rolle.

Toter Bison von „Kumpel“ bewacht - die Bisons auf der Koppel nahe Froschau litten möglicherweise unter Vernachlässigung.

Veterinäramt untersucht den Vorfall

Deshalb habe Bettina Rolle nun gehandelt und das Veterinäramt informiert. Amtstierärzte seien ihrer Kenntnis nach bereits vor Ort gewesen, um die Lage in Augenschein zu nehmen und das tote Tier abzuholen. Eine Obduktion sei angeordnet worden und man prüfe, ob Verstöße des Halters vorliegen, weiß Rolle zu berichten. Dass die Tiere letzten Endes aufgrund mangelnder Fachkenntnis verendet sind, hält sie für möglich. „Das Veterinäramt Mühldorf kann bestätigen, dass weitere Untersuchungen durchgeführt werden. Aussagen zu konkreten Verdachtsmomenten können nicht getroffen werden“, heißt es aus dem Landratsamt Mühldorf auf Nachfrage der OVB-Heimatzeitungen.

Bettina Rolle mit Hündin Coco und Bison „Bella“. Ein schmaler Feldweg führt zwischen Inn und dem Bisongehege entlang. Nur noch einer von ursprünglich drei Bisons ist am Leben.

„Als Schafhalterin schaue ich mehrmals pro Tag zu den Tieren, inspiziere die Tränke und das Futter und sehe, ob sich ein Tier im Zaun verfängt. Was ist eigentlich mit dem ersten toten Bison geschehen, der offenbar auch nicht gleich gefunden wurde, so wie der Kadaver auf dem Foto aussieht?“, fragt sich Bettina Rolle. Im aktuellen Fall war am Neujahrstag die Heu-Raufe komplett leer und schon wieder hat nicht der Halter den Bison gefunden, sondern die Familie Rolle beim Spaziergang. Warum das der Bison-Halter nicht gesehen hat, obwohl das Gehege sogar mit Kameras überwacht wird, ist Bettina Rolle ein Rätsel.

Halter weist Vorwürfe von sich

Walter S. weist die Vorwürfe von sich. In einer Stellungnahme an die OVB-Heimatzeitungen bringt er seinen Schock über das „unerwartete Ableben“ des Bisons „Mr. Big“ zum Ausdruck. „Ich bin regelmäßig ein bis zweimal pro Woche bei den beiden und versorge diese mit frischen Gemüseresten und kontrolliere, ob alles passt. Erst unlängst hatten wir einen Tierarzt vor Ort, welcher ein unauffälliges Verhalten bescheinigte. Entsprechende Wurm-/Parasitenkur wurde bei den beiden auch durchgeführt“, erläutert S.. Er könne sich nicht erklären, „welche Krankheit das Tier in so kurzer Zeit verenden ließ“.

Abnehmer für Bison „Bella“ gesucht

Bei dem anderen im Oktober 2021 verunglückten Bison vermutet S. ein Einwirken von außen: „Dass eine bestimmte Person diesen außerhalb des Videoüberwachungsbereichs dermaßen in Panik versetzte, dass dieser in den robusten Gehegezaun lief, sich dann überschlug und das Genick brach.“ Für das übrig gebliebene dritte Tier namens „Bella“ suche er nun einen Abnehmer, damit das Tier wieder artgerecht in einer Herde leben kann.

Bisonzüchter Forster sieht Gefahr im Verzug

Eine mögliche neue Heimat könnte die Bullero Ranch von Richard Forster bei Obertaufkirchen sein. Der Bison-Züchter, der seines Wissens nach selbst die einzige angemeldete Bison-Herde im Landkreis hält, zeigt sich auf Nachfrage der OVB-Heimatzeitungen offen, „Bella“ aufzunehmen - sollte das Tier in seine Herde integrierbar sein. Walter S. habe sich in dieser Hinsicht bereits bei ihm gemeldet. Vom Veterinäramt sei er jedoch bis dato noch nicht kontaktiert worden, jedoch ist er sicher: „Hier muss im Sinne des übrig gebliebenen Bisons schnell gehandelt werden. Das sind Herdentiere.“

So sieht ein sachgemäßer Gehegezaun aus: Richard Forster mit seiner Bison-Herde auf der Bullero Ranch nahe Obertaufkirchen.

Falsche Tierhaltung mit im Spiel?

Forster erinnert sich, dass er vor wenigen Jahren von S. angerufen worden sei und sich dieser erkundigt habe, ob ein Tausch von Zuchtbullen möglich sei. „Als ich ihm deutlich gesagt habe, dass es einen großen bürokratischen Aufwand zur Anmeldung dieser Tiere braucht, hat er aufgelegt.“ Diejenige „sachkundige Person“, die Walter S. laut seiner Stellungnahme gegenüber den OVB-Heimatzeitungen „genaustens“ bei der Anschaffung der Tiere unterwiesen habe, dürfte Forster somit nicht gewesen sein. Angemeldet habe S. seinen Bestand nicht, teilt das Veterinäramt Mühldorf mit.

Im Gegenteil erwidert der erfahrene Züchter auf die Ausführungen von S. zur Fütterung der Bisons mit „Gemüseresten“ bei dessen letztem Besuch der Tiere am 29. Dezember: „Bisons ernähren sich in erster Linie von Gras und Heu. Gemüsereste gehören nicht zu einer artgerechten Nahrung.“ Auch der Draht, den Forster auf den Bildern mit dem verendeten Tier erkennen kann, sei seiner Expertise nach nicht für ein Bison-Gehege geeignet - und entspreche somit nicht den Richtlinien der Haltung.

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