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Flughafen Köln/Bonn: Mann fährt mehrere Menschen mit Auto an – Polizei nimmt Fahrer fest

„Gezielt auf Fußgänger“

Flughafen Köln/Bonn: Mann fährt mehrere Menschen mit Auto an – Polizei nimmt Fahrer fest

In einem Parkhaus am Flughafen Köln/Bonn hat ein Autofahrer am Freitag mehrere Fußgänger …
Flughafen Köln/Bonn: Mann fährt mehrere Menschen mit Auto an – Polizei nimmt Fahrer fest
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Auch ein halbes Jahr nach der Tat gibt es kein Urteil

Messer-Attacke auf Waldkraiburger (19): Wie der Rechtsstaat Vertrauen verspielt

Symbolfoto Gewalt in Schulen
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Im August 2022 wurde ein 19-jähriger Waldkraiburger in einem Regionalzug von drei Jugendlichen mit einem Messer bedroht. Bis heute gibt es noch kein Ermittlungsergebnis und keine Urteile - aber eine Verfahrenseinstellung.
  • Jörg Eschenfelder
    VonJörg Eschenfelder
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Am 5. August 2022 wurde ein 19-jähriger Waldkraiburger in einem Regionalzug mit einem Messer bedroht. Obwohl die Angreifer sofort gefasst wurden, gibt es ein halbes Jahr später noch kein Urteil, dafür aber eine Einstellung eines Verfahrens. Die erschreckende Bilanz des Angegriffenen.

Waldkraiburg/Mühldorf/Traunstein - „Ich bin vom Rechtsstaat enttäuscht.“ So ernüchternd und erschreckend fasst der 19-jähriger Michael W., der seinen richtigen Namen nicht in der Zeitung lesen möchte, seine Erfahrungen mit den Mühlen der Justiz zusammen.

Den 5. August 2022 wird Michael nicht vergessen. An diesem Tag war er nach der Arbeit im Regionalzug auf dem Heimweg. Kurz vor Mühldorf kamen drei jugendliche Afghanen in das Fahrradabteil. Einer von ihnen setzte sich einfach auf Michaels E-Bike. „Ich sagte, er soll bitte runtergehen“, erinnert sich Michael. Die Antwort der Drei: Provokationen, unflätige Gesten, Aggressionen. „Dann hat einer ein Messer herausgeholt und es mir wenige Zentimeter vors Gesicht gehalten“, erinnert sich Michael. Er war allein, die anderen zu dritt.

Zuerst Glück, dann begann das Unglaubliche und Ernüchternde

Michael hatte Glück. Genau in diesem Moment hielt der Zug in Mühldorf. Michael sprang heraus und lief zur Polizei. Kurze Zeit später waren die drei gefasst - und das für Michael Unglaubliche und Ernüchternde begann.

Die Polizisten durchsuchten die Jugendlichen: kein Messer. „Auch die Absuche der näheren Umgebung und insbesondere des Gleisbetts blieb erfolglos“, erklärt Oberstaatsanwalt Dr. Rainer Vietze, Pressesprecher der Staatsanwaltschaft Traunstein, auf Nachfrage der OVB-Heimatzeitungen. Auch gebe es für den Vorfall keine Zeugen.

Verfahren eingestellt: Strafe fällt nicht ins Gewicht

Anfang November kam dann ein Brief der zuständigen Staatsanwältin. Das Verfahren gegen Asif (Name von der Redaktion geändert), der Michael ohne Messer bedroht hatte, wird eingestellt: „Die zu erwartende Strafe fällt angesichts der in diesem Verfahren verfolgten Tat(en) nicht erheblich ins Gewicht.“ Asif kann nämlich Ladendiebstahl nachgewiesen werden, „während der genaue Tatbeitrag bei der angezeigten Bedrohung schwer zu bestimmen und jedenfalls im Vergleich zum Beitrag des anderen Beschuldigten, der ein Messer verwendet haben soll, als deutlich untergeordnet zu bewerten ist“, erläutert Pressesprecher Vietze.

Anwalt hat dafür kein Verständnis

Michaels Rechtsanwalt Andreas Knoll sagt nach der Akteneinsicht: „Dafür habe ich überhaupt kein Verständnis. Was wiegt denn von der kriminellen Energie schwerer? Die Bedrohung oder der Ladendiebstahl? Das passt nicht in die aktuelle Zeit, wo leider so viel passiert und man sagt, das muss man sanktionieren und den jungen Menschen vor Augen halten.“ 

Gegen Asif wurde jedenfalls Ende Oktober beim Amtsgericht Altötting Anklage erhoben. Ein Verhandlungstermin steht aber immer noch nicht fest, wie das Gericht auf Nachfrage der OVB-Heimatzeitungen mitteilte.

Gegen den mutmaßlichen Messerschwinger wird in Ingolstadt ermittelt

Und was ist mit Hussain (Name von der Redaktion ebenfalls geändert), der Michael mit einem Messer bedroht haben soll? Der wohnt in Ingolstadt. Daher, so Pressesprecher Vietze, sei das Verfahren abgetrennt und an Ingolstadt abgegeben worden. Bei Jugendlichen würden in der Regel alle Verfahren an dessen Wohnort zusammengefasst, um einen Überblick über dessen Entwicklung zu bekommen, so Vietze: „Insbesondere muss das Wohnsitzjugendamt überprüfen, ob weitere Maßnahmen außerhalb einer strafrechtlichen Verfolgung erforderlich sind.“

Zum Stand der Ermittlungen ließ die Staatsanwaltschaft Ingolstadt eine Anfrage der OVB-Heimatzeitungen unbeantwortet.

„Da fühlst du dich ohnmächtig“

Das Ergebnis nach über einem halben Jahr: Der Stand der Ermittlungen in Ingolstadt ist unklar, ein Gerichtstermin in Altötting steht noch nicht fest. Michaels Vater, Uwe W., der ebenfalls anonym bleiben möchte: „Da fühlst du dich ohnmächtig. Die müssen doch sofort bestraft werden. Das dauert viel zu lange.“

Pressesprecher Vietze sieht in seinem Haus kein Versäumnis: Hier sei die Akte der Polizei am 26. September eingegangen - acht Wochen nach dem Vorfall. Am 10. Oktober wurde das Verfahren gegen den mutmaßlichen Messerschwinger an Ingolstadt abgegeben und am 24. Oktober Anklage gegen den mutmaßlichen Ladendieb erhoben. „Die Verfahrensdauer bei der Staatsanwaltschaft Traunstein beträgt also insgesamt circa vier Wochen“, so Vietze. 

„Ich habe so gut wie gar kein Vertrauen mehr in den Rechtsstaat“

Für Michael ist das kein Trost: „Dass es so lange dauert, ist ein Witz. Ich verstehe nicht, warum das so lange dauert.“ Er fühlt sich schlicht hingehalten. Sein Fazit: „Ich habe so gut wie gar kein Vertrauen mehr in den Rechtsstaat.“  

Michael schaut jetzt lieber nach vorne und verzichtet auf das Bahnfahren. „Ich habe inzwischen einen Führerschein und fahre mit dem Auto.“

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