Trotz Videoüberwachung in der Tiefgarage
Nach Nazi-Schmierereien: Hat Waldkraiburg ein Problem mit rechtsradikalen Jugendlichen?
- VonJörg Eschenfelderschließen
Trotz Videoüberwachung kommt es in der Waldkraiburger Tiefgarage immer wieder zu Schmierereien - auch mit Symbolen des Nationalsozialismus. Das sagen die Polizei, die Stadtverwaltung und die Jugendpfleger vor Ort dazu.
Waldkraiburg - Am Faschingsdienstag entdeckten, wie berichtet, Mitglieder der Sicherheitswacht in der Tiefgarage Schmierereien mit rechtsradikalen Symbolen - und das trotz Videoüberwachung. Auch wenn solche Schmierereien, so Stephanie Till, Pressesprecherin des Rathauses, nur „sehr selten“ vorkommen, sie sind in Waldkraiburg nicht ungewöhnlich.
„Auch am Rathaus gab es schon Schmierereien mit rechtsradikalem Hintergrund“, so Till. Im vergangenen Jahr wurden zwei Vorfälle am Rathausvorplatz angezeigt und „so bald wie möglich beseitigt“.
Polizeioberkommissarin Carolin Englert, Pressesprecherin im Polizeipräsidium Oberbayern Süd, weiß von zwei ähnlichen Fällen im Oktober 2021 und Oktober 2022: „Aufgrund fehlender Täterspuren konnte kein Täter ermittelt werden.“ Die Akten sind geschlossen. Eine Verbindung zu den aktuellen Schmierereien scheine es aufgrund der verwendeten Stifte und Spraydosen nicht zu geben.
Auch außerhalb der Tiefgarage komme es, so Polizeisprecherin Englert, immer wieder zu ähnlichen Schmierereien: „In den Jahren 2019 bis 2021 lag die Anzahl der bekannt gewordenen Fälle im niedrigen einstelligen Bereich und es lässt sich auch für 2022 eine ähnliche Tendenz bescheinigen. Somit bleiben die Vorfälle auf einem niedrigen Niveau.“
„Es gibt in Waldkraiburg keine rechtsextreme Szene oder Strömungen“
Wie ist der Hintergrund einzuschätzen? Polizeisprecherin Englert beruhigt: „Es gibt in Waldkraiburg keine rechtsextreme Szene oder Strömungen.“ Gleichwohl nehme die Polizei die Vorfälle sehr ernst: „Wir verharmlosen das auf gar keinen Fall.“
Eine Einschätzung sei schwierig, häufig seien die Symbole falsch gezeichnet oder auch in sich widersprüchlich: Da stünde ein Hakenkreuz neben dem linksextremen Anarchie-Zeichen und dem A.C.A.B. für „All cops are bastards“. „Viele Jugendliche wissen gar nicht, was sie da tun und verwenden“, hat Polizeihauptkommissar Stefan Gerlach, Jugendbeamter der Waldkraiburger Polizei, beobachtet.
Den Jugendlichen ist wichtig, dass alle ihren Platz finden und sich sicher fühlen
Carolin Puffer, die im Landratsamt Mühldorf für die kommunale Jugendarbeit sowie für die Jugendpfleger vor Ort zuständig ist, bricht eine Lanze für die Jugendlichen: „Bei den Workshops oder den verschiedenen Angeboten der Jugendpflege vor Ort, wie beispielsweise bei der aufsuchenden Jugendarbeit oder im offenen Betrieb, werden die Jugendlichen als sehr aufgeschlossen wahrgenommen.“
Sie verweist unter anderem auf das Format „mitreden und einmischen“: „Anhand der inhaltlichen Schwerpunkte, die von den Jugendlichen formuliert werden, ist deutlich zu erkennen, dass es den jungen Menschen in unserem Landkreis sehr wichtig ist, dass alle ihren Platz finden, an dem sie sich sicher und wohlfühlen können.“ Es gehe ihnen allgemein um ein gutes Miteinander in der Schule, auf dem Schulweg oder in der Freizeit. Für Puffer werde deutlich, „dass junge Menschen ein großes Interesse an ihrem Ort und den Menschen haben.“
Schmierereien sind aber auch so nach wie vor ein Thema in der Tiefgarage: Meist sind Herzen mit Initialen, Sprüche, Zeichnungen und sonstiges zu finden. Manche - auch äußerst auffällige - sind offenbar bereits seit Jahren vorhanden und scheinbar geduldet.
„Sachbeschädigungen sind durch die Videoüberwachung weniger geworden“
„Die Sachbeschädigungen sind durch die Videoüberwachungen weniger geworden“, erklärt Stadtsprecherin Till. Diese habe auch schon dazu beigetragen, Täter zu ermitteln, zur Rede zu stellen oder wegen Sachbeschädigung anzuzeigen. „Schmierereien und Sachbeschädigung gibt es jedoch weiterhin.“
Die Videoüberwachung wurde nach Beschwerden von Anwohnern 2022 eingerichtet. Die Kosten für den Kauf und die Installation der 14 Kameras lagen bei gut 5.000 Euro. Helga Rittersporn hat der Stadt in der Bürgerversammlung dafür im vergangenen Jahr noch gedankt: „Seitdem gibt es keine Partys, kein Graffiti und keinen Schmutz mehr.“
Das Problem haben andere Kommunen auch, so Stadtsprecherin Till: „Auch in anderen Gemeinden und Städten kommen Schmierereien vor und sind dort ebenfalls ein Problem. Wir können keine Mehrung in unserer Stadt erkennen.“