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Führungswechsel bei der Feuerwehr Waldkraiburg

„Ich bin da reingeschlittert“: Nach 24 Jahren ist für Kommandant Bernhard Vietze Schluss

Nach 24 Jahren ist für Bernhard Vietze Schluss als Kommandant bei der Waldkraiburger Feuerwehr.
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Nach 24 Jahren ist für Bernhard Vietze Schluss als Kommandant bei der Waldkraiburger Feuerwehr.
  • Raphaela Lohmann
    VonRaphaela Lohmann
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Fünf Jahre noch, dann ist für Bernhard Vietze endgültig Schluss bei der Waldkraiburger Feuerwehr. Vor einigen Tagen hat er seinen 60. Geburtstag gefeiert, in wenigen Tagen stellt er sich bei der Jahreshauptversammlung als Kommandant nicht mehr zur Wahl.

Waldkraiburg - Damit geht eine Zeit zu Ende, die Bernhard Vietze über 24 Jahre geprägt hat. Eine Karriere hatte er nicht im Sinn, als er sich mit 14 der Feuerwehr anschließt. „Ich sah das ein bisschen als Abenteuer an, wollte einer Einheit angehören, die nicht alltäglich ist.“ Bei der Feuerwehr fühlte er sich mit den anderen Jugendlichen gut aufgehoben.

Weitergehende Ambitionen hatte er nicht, stattdessen kam ein harter Schnitt. Mit seinem Wehrdienst war er „erst einmal weg vom Schuss“. Zurück in Waldkraiburg war die Feuerwehr nicht seine erste Wahl. Stattdessen schließt er sich den Eisstockschützen an, wo ihn der damalige Gerätewart zurück zur Feuerwehr holt.

Eins ergibt das Andere

Als Kommandant legt Bernhard Vietze viel Wert auf die Fortbildung seiner Mannschaft. So, wie er es damals selbst erlebt hat: Maschinisten-Lehrgang, Atemschutzträger, Gruppenführer-Lehrgang oder Strahlenschutzbeauftragter - er lernt nicht nur immer mehr dazu, sondern übernimmt auch immer mehr Verantwortung. „Eins hat das Andere ergeben“, erzählt er.

Die Wahl zum stellvertretenden Kommandanten 1999 hatte er zwar für sich nicht geplant, sie kommt aber, als sich die damaligen Kommandanten nicht mehr zur Wahl stellen. „Ich bin da reingeschlittert.“ Ein großes Anliegen setzt er zur gleichen Zeit um: Auf seine Initiative hin gründet sich eine Tauchgruppe, deren Leitung er anfangs innehatte. „Die Nähe zu Inn und Innkanal haben sich angeboten“, erklärt Vietze den damaligen Entschluss. Knapp sechs Jahre leitet er die Truppe, dann warten andere Aufgaben auf ihn. „Der Erste Kommandant stellte sich nicht mehr zur Wahl. Ich hatte nie das Bestreben, Kommandant zu werden, in der Stellvertreter-Rolle fühlte ich mich gut aufgehoben.“

Doch Vietze stellt sich der Herausforderung und lenkt die Feuerwehr in Bahnen, sodass sie noch besser funktionieren kann. Dazu gehören auch Verbesserungen am Gerätehaus: Die Einsatzzentrale wird erweitert, die Hallentore werden erneuert, eine EDV-unterstützte Wand dient als Anlaufstelle zu Einsätzen. So wie er einst selbst gefördert worden ist, setzt er als Kommandant auf die Aus- und Fortbildung seiner Truppe. Was er bedauert: Dass der Gerätewagen Gefahrgut nicht erneuert wurde, als es die Chance auf eine Förderung gab. „Von der Kreisbrandinspektion gab es keine Zustimmung. Stattdessen ein neues Konzept für den Landkreis, dass ein Fahrzeug in Altötting stationiert worden ist.“ Mit seiner Industrie wäre ein Standort in Waldkraiburg wichtig gewesen. „Es braucht die Einsatzmittel. Wenn das alte Fahrzeug kaputt ist, muss es die Stadt finanzieren.“

Neben den technischen Neuerungen ist Vietze vor allem eins wichtig: der Zusammenhalt. „Ich habe es immer vermieden, von oben zu delegieren. Egal, welche Positionen, die Akzeptanz untereinander ist mir sehr wichtig.“ Die auch gefördert wird, weil die Feuerwehr mehr ist als nur eine Einsatztruppe. „Unser Gerätehaus steht immer offen, es soll eine Anlaufstelle in der Freizeit sein.“ Vietze sieht die Stärke seiner Truppe im Einsatz in ihrem Gemeinschaftsgefühl. „Es braucht ein gutes Miteinander, nur so funktioniert es. Wenn man dann von anderen Wehren genau dafür gelobt wird, freut man sich.“

Generationen-Loch wieder gefüllt

Wie schwer ist es, neuen Leuten den Weg zur Feuerwehr zu zeigen? Ein Auf und Ab beim Personal sei ganz normal, zu Beginn seiner Amtszeit als Kommandant sei der Personalstand „historisch hoch“ gewesen. „Dann gab es ein Generationen-Loch. Das hat lange gebraucht, es aufzufüllen“, erklärt Vietze. Die Feuerwehr habe ihre Öffentlichkeitsarbeit intensiviert, Kindergärten und Schulen Besuche abgestattet oder an Infoständen auf die Arbeit der Wehr aufmerksam gemacht. „Seit etwa drei Jahren wirkt es und unser Personalstand ist wieder zufriedenstellend.“

Am 17. März wählt die Feuerwehr ihren neuen Kommandanten, dann ist für Bernhard Vietze nach 24 Jahren Schluss. Was wünscht er sich für die Zukunft der Wehr? „Dass das Miteinander so bleibt, dass die Aktiven weiterhin gefördert werden.“ Denn mit der Grundausbildung allein sei es nicht getan, die Aktiven müssten sich in verschiedene Positionen einarbeiten. „Es gibt viele Bereiche, in die man sich einbringen kann, in denen man sein Wissen erweitern kann.“

Genau das, was die Feuerwehr braucht. „Die Feuerwehren müssen sich viel breiter aufstellen. Die Aktiven brauchen Grundwissen in allen Bereichen.“ Viele Kräfte seien der Feuerwehr mit dem Wegfall der Wehrpflicht weggefallen - genauso wie die Lkw-Führerscheine. „Über viele Jahre konnten wir das kompensieren, dann haben wir mit der Stadt eine Lösung gefunden“, erklärt Vietze. Bis vor einigen Jahren gab es einen Zuschuss, doch mit den steigenden Führerschein-Kosten brauchte es einen anderen Weg. „Seit drei Jahren ist es so geregelt, dass die Feuerwehr zwei Aktive benennt, für die der Führerschein gefördert wird. Ein gangbarer Weg aus der Misere“, sagt Vietze.

Neuerungen am Gerätehaus und ein neues Löschfahrzeug hat Vietze noch als Kommandant angestoßen, umgesetzt werden sie erst später. Ein Anbau ist geplant, wo die kontaminierte Schutzausrüstung gereinigt werden kann, bevor sie wieder an ihren Platz kommt. „Damit wollen wir die Verschleppungsgefahr innerhalb des Gebäudes verhindern“, erklärt er. Bis Anfang 2024 soll das neue Löschfahrzeug ausgeliefert werden. Für Vietze ist es das siebte Fahrzeug, das in seiner Zeit als Kommandant beschafft worden ist. „Fast schon Alltagsgeschäft.“ Das Alltagsgeschäft übernehmen bald andere und Bernhard Vietze rückt als Aktiver wieder in die zweite Reihe. Bis er in fünf Jahren in Feuerwehr-Rente geht.

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