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PETA reagiert auf Vorfall in Waldkraiburg

Nach Beißattacken auf Hundewiese: Braucht es einen Hunde-Führerschein? Das sagt die Polizei

Krankenwagen und Rettungshubschrauber bei Waldkraiburger Hundewiese
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Bei der Keilerei zweier Hunde wurden am 2. Januar auf der Waldkraiburger Hundewiese beide Hundehalter gebissen. Eine Waldkraiburgerin (58) wurde im Gesicht verletzt und musste mit dem Hubschrauber nach Traunstein geflogen werden.
  • Jörg Eschenfelder
    VonJörg Eschenfelder
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Nach den Beißattacken auf der Waldkraiburger Hundewiese fordert die Tierrechtsorganisation PETA einen allgemeinen Hundeführerschein. Was die Polizei davon hält und wie es für die beißenden Hunde weitergeht.

Waldkraiburg/Traunstein/Stuttgart - Bayern muss jetzt „umgehend“ einen Hundeführerschein einführen. Das fordert die Tierrechtsorganisation PETA nach den Beißattacken auf der Waldkraiburger Hundewiese am Nachmittag des 2. Januar. „Viele Halterinnen und Halter können das Verhalten, die Signale und die Körpersprache ihres Vierbeiners nicht richtig deuten und einschätzen“, so PETA-Fachreferentin Monic Moll. „Somit ist die wahre Ursache für Beißattacken bei ihnen zu suchen - nicht beim Tier.“ 

Auf der Hundewiese wurde - wie berichtet - am Tag nach Neujahr aus dem Spiel zweier Hunde plötzlich blutiger Ernst. Als die Hundehalter ihre Tiere trennen wollten, wurden sie von diesen zum Teil schwer verletzt: Ein 72-Jähriger erlitt Bisse in den Unterarm, eine 58-Jährige musste mit Bissverletzungen im Gesicht sogar mit dem Hubschrauber ins Krankenhaus geflogen werden. 

„Wenn man dazwischengeht, ist das Verletzungsrisiko groß“

Für Polizist Martin Schlegel, Leiter der Diensthundegruppe Traunstein, ist das nicht ungewöhnlich. Es komme immer wieder vor, dass Hundehalter die Tiere trennen wollen und dabei verletzt werden. „Wenn man dazwischengeht, ist das Verletzungsrisiko groß.“ 

Hundehalter sollten, so Schlegel, bei solchen Keilereien Ruhe bewahren und auf Schreien verzichten. „Das stachelt die Tiere nur noch mehr auf.“ Richtig gefährlich werde es erst, wenn es still sei. „Eine richtig ernste Beißerei läuft normalerweise ruhig ab. Da ist kein Gebelle mehr zu hören.“ In aller Regel würden solche Rangordnungskämpfe ohne große Verletzungen ablaufen. Abgezäunte Hundewiesen seien hier nur deshalb gefährdeter, „weil hier Hunde eher aufeinander treffen.“

Polizeihundeführer Schlegel empfiehlt, die Tiere genau zu beobachten. Wenn Hunde eine steife Haltung annehmen, die Haare aufstellen oder sogar die Zähne fletschen, „dann ist das der allerletzte Moment, an dem man sie trennen kann.“

Sollte es trotzdem zu einer Auseinandersetzung kommen, empfiehlt er, Ruhe zu bewahren und die Tiere kurz zu irritieren: sei es mit Wasser, einem kurzen Anheben an den Hinterläufen oder indem ihnen mit einer Jacke kurz die Sicht genommen wird. Die überraschten Tiere würden dann kurz innehalten und könnten sofort getrennt werden. Am besten wäre es aber, wenn der Hundehalter sich gut zehn bis fünfzehn Meter entfernt und sein Tier mit dem Rückrufkommando zu sich holt.

Hundeführerschein ist für Polizeihundeführer Schlegel grundsätzlich sinnvoll

Aus diesem Grund findet Schlegel einen Hundeführerschein grundsätzlich sinnvoll: „Es ist generell gut, sich Wissen anzueignen, bevor man sich einen Hund anschafft.“

Die Tierrechtsorganisation PETA verlangt vor Anschaffung den verpflichtenden Besuch eines Theoriekurses, in dem die künftigen Halter „das notwendige Fachwissen über eine tiergerechte Haltung und Aspekte wie Kommunikation und Bedürfnisse von Hunden erwerben“, so Pressesprecher Jonas Meyerhof. Anschließend sollten Halter und Tier ein gemeinsames Praxisseminar besuchen. So sei eine fachkundige Haltung gesichert und der Halter könne die Signale des Vierbeiners richtig deuten, so PETA. „Eine funktionierende Kommunikation zwischen Hund und Halter ist unerlässlich, um Beißvorfälle zu verhindern.“

PETA verweist auf Niedersachsen, wo seit Juli 2013 ein Hundeführerschein verpflichtend sei; seitdem sei es dort nachweislich zu weniger Vorfällen gekommen. Seit Januar 2017 fordere auch Berlin einen entsprechenden Sachkundenachweis. 

Empfehlung: Beitritt zu Hundeverein und Begleithundeprüfung

Traunsteins Polizeihundeführer Schlegel empfiehlt unabhängig davon jedem Hundebesitzer den Beitritt zu einem Hundeverein sowie die Begleithundeprüfung: „Da lernt man seinen Hund richtig einzuschätzen.“ Generell müssten auch Hunde sozialisiert werden und lernen, dass von anderen keine Gefahr ausgeht. 

Hinsichtlich der Beißattacken auf der Waldkraiburger Hundewiese laufen die Ermittlungen noch. In den nächsten Wochen werde, so Schlegel, ein Hundeführer der Polizei die Halter aufsuchen, die Hunde in Augenschein nehmen und beurteilen, „ob von dem Hund eine Gefahr ausgeht.“ Je nach dem Ergebnis müsse dann die Stadt entscheiden, ob der Hund mit weiteren Auflagen wie zum Beispiel einer Leinenpflicht versehen wird. 

Schlegel sieht aber keine grundsätzliche Gefahr durch diese beiden Tiere: „Es ist nicht so, dass diese Hunde nicht mehr zu sozialisieren sind.“ Die Hundehalter müssten es aber vorsichtiger angehen lassen.

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