Kino als ungewöhnlicher Zufluchtsort
Franzl und Rudi treiben im Kino Waldkraiburg ihr Unwesen: Was haben sie mit Eberhofer zu tun?
- VonNicole Petzischließen
Im Waldkraiburger Cinewood fühlen sich nicht nur Filmfreunde wohl. Jetzt hat das Kino zwei ungewöhnliche tierische Besucher, die es sich dort längerfristig bequem gemacht haben.
Waldkraiburg - Im Cinewood sind die Katzen los. Und das nicht nur wegen des aktuellen Kino-Märchens um den „Gestiefelten Kater“, der vor allem die jungen Filmfans in der Weihnachtszeit ins Kino locken soll. Der große, mit acht Sälen und angeschlossener Gastronomie ausgestattete Kinotempel im Waldkraiburger Industriegebiet ist seit Jahren Anziehungspunkt für schnurrende Samtpfoten auf Abwegen. Aktuell bietet Kino-Betreiber Thomas Rahnert zwei getigerten Katern namens Franzl und Rudi Kost und Logis und - nicht zu vergessen - Kurzweil im Kinobetrieb.
Nach Eberhofer-Krimi-Helden benannt
Während der braun gestreifte Franzl mal lässig über das Foyer flaniert, sich hin und wieder von Groß und Klein Streicheleinheiten abholt oder mal ganz cool von den Kino-Aufstellern herab das Geschehen beobachtet, kommt der orange-weiß-gescheckte Rudi flüchtig in den Glaspalast hereingehuscht, um sich scheu das Fresschen abzuholen und wieder von dannen zu ziehen. Beide haben im Sommer ihren Weg zum Cinewood gefunden, genau zu der Zeit, als der Eberhofer-Krimi im Open Air begeisterte.
„Daher haben die Kater ihre Namen: Franzl für den Franz Eberhofer und Rudi für dessen rothaarigen Kino-Partner Rudi Birkenberger. Gehts noch glamouröser im zehnjährigen Eberhofer-Jubiläum?“, fragt Thomas Rahnert mit einem Augenzwinkern. Den Rudi hatte Rahnert bereits zwei Jahre beim Herumschleichen um das Kino beobachtet, bis er ihm eines Tages einen Napf Futter hinstellte und wartete, was passiert. Mittlerweile lässt sich Rudi gerne von den Kino-Mitarbeitern auf den Arm nehmen und schmusen. Für einen vollen Magen und einen weichen Foyersessel springt eben die nicht kastrierte Wildkatze über ihren pelzigen Schatten.
Herrchen oder Frauchen gesucht
Ganz anders der Franzl. Als der damals im August keck unter Rahnerts offenem Bürofenster nach Aufmerksamkeit „plärrte“, wusste der tierverliebte Kino-Betreiber gleich, dass er es mit einem Herrn zu tun hat, der weiß, was er will. „Franzl ist gepflegt, kastriert und den Umgang mit Menschen gewohnt“, beschreibt Rahnert den Streuner, den womöglich sein Herrchen oder Frauchen vermisst. Weil das so sein könnte, hält sich Rahnert, der selbst bei sich zuhause zwei Katzen und zwei Hunde hält, damit zurück, langfristig mit Franzl als Kino-Katze zu planen. Vielleicht habe ihn jedoch seine Paula geschickt, überlegt Rahnert in Erinnerung an seine vormalige Kinokatze, die im September 2017 als Streunerin im Cinewood kurzerhand eingezogen ist und auch medial bei den OVB-Heimatzeitungen für Furore gesorgt hat.
Frühere Kino-Katze Paula an Darmkrebs erkrankt
Nach einer schweren Darmkrebserkrankung musste Paula im Februar 2021 eingeschläfert werden, sehr zum Leidwesen des Kino-Betreibers und seiner Mitarbeiterschaft, die die Tigerkatze - optisch ein Abbild von Franzl - hingebungsvoll umsorgt hatte. „Die Paula wurde wegen der Einsamkeit im Lockdown krank“, vermutet Rahnert mit einem Kopfschütteln, weil: „Kino-Katzen sind sehr neugierig, stecken ihre Köpfe in jeden Saal hinein und brauchen Menschenkontakt.“ Was darüber hinaus eine Kino-Katze ausmacht? Thomas Rahnert schmunzelt. „In erster Linie muss sie wissen, dass sie nicht auf irgendwelche Tresen springen darf oder in der Gastro klauen darf“, erzählt der Tierfreund, der in seinem Metier natürlich auch die Hygiene und den amtlichen Lebensmittelkontrolleur im Hinterkopf behalten muss. Bei Paula überhaupt kein Problem und beim Franzl ist Thomas Rahnert ebenfalls guter Dinge.
Muss Rudi kastriert werden?
Was den roten Rudi angeht, so ist Thomas Rahnert noch am überlegen, wie er den Tiger zum Kino-Kater umfunktionieren könnte. Das bedeutet allerdings auch Kastration. Dass ihm das nicht gut gefallen dürfte, ist für Rahnert keine Frage. Er plant bei dieser delikaten Angelegenheit, den lokalen Tierschutzverein mit ins Boot zu holen, um Rudi für die Zeit der OP in Gewahrsam zu nehmen - damit er diese Trauma-Erfahrung nicht mit dem Kino verknüpft. Die geschundene Kater-Psyche müsse geschont werden. Thomas Rahnert weiß eben auch, wie er mit den sensiblen Katzen umzugehen hat, besaß er doch seit seinem zwölften Lebensjahr immer einen Streicheltiger, insgesamt bereits 25 Stück.
Auf die Frage, warum er eigentlich keinen Hunden oder anderen Tieren Asyl im Cinewood anbietet, winkt Thomas Rahnert ab. Hunde brauchen ihr Herrchen oder Frauchen beim Gassigehen, wo Katzen das einfach selbst erledigen. „Die haben ihr Katzenklo hinter den Aufstellern oder gehen eben raus, wann es ihnen passt“, lacht Rahnert. Katzen haben eben ihren eigenen Kopf. Ob es daher klappt, Kater Franzl für die Premiere von „Der Gestiefelte Kater 2“ vom Deko-Chef des Kinos entworfene Stiefel anzuziehen, sieht Thomas Rahnert skeptisch.