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„Keinen Parkplatz aufhübschen“: Bei Aschaus neuer Ortsmitte sind sich Bürger und Planer uneins

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Von: Raphaela Lohmann

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Stadtplaner Andreas Raab (rechts) und Gemeinderätin Daniela Reingruber diskutieren mit einem interessierten Bürger.
Stadtplaner Andreas Raab (rechts) und Gemeinderätin Daniela Reingruber diskutieren mit Robert Münzlochner. © Lohmann

Aschau will sich städtebaulich weiter entwickeln und holt dazu die Bürger mit an den Tisch. Für die Ortsmitte gibt es zwar konkrete Vorstellungen, aber bei einem Thema werden sie von ihren Wünschen abrücken müssen, wenn es mit den Planern weitergehen soll. 

Aschau – Was macht eine Ortsmitte aus? Welche Funktionen soll sie erfüllen, welche Anforderungen setzen die Bewohner eines Ortes an sie? Für die Aschauer Bürger geht es um ganz essenzielle Dinge wie Sicherheit im Straßenverkehr, Treffpunkte oder Spazierwege im Ortskern. Um funktionale Räume, die sich mit einfachen Mitteln schöner gestalten lassen. Aschaus Bürger waren dazu aufgefordert, ihre Ideen und Vorstellung einer neuen Ortsmitte einfließen zu lassen.

„Das ist schon lange Thema“, sagte zweiter Bürgermeister Christian Mayerhofer, der in Vertretung für Bürgermeister Christian Weyrich in den Abend einführte. Seit den ersten Gedankenspielen sei viel passiert, der Ort habe sich weiter in Richtung Osten entwickelt. „Es gibt bestimmte Ideen, aber jetzt sind auch die Bürger gefragt, um miteinander einen Konsens zu finden.“

Ortsmitte als Knotenpunkt

Knapp 30 Bürger waren dem Aufruf gefolgt, die während des Abends in drei Gruppen zu unterschiedlichen Themenbereichen abwechselnd ihre Gedanken zusammentrugen. „Die Ortsmitte ist Knotenpunkt“, erklärte Stadtplaner Andreas Raab. Doch um die Anforderungen daran zu definieren, ging es erst einmal einen Schritt zurück. „Wo drückt der Schuh in Aschau? Was sind die Missstände“, fragte Raab.

Dazu trugen die Bürger einiges zusammen mit entsprechenden Verbesserungsvorschlägen: „Spazierwege am Wasser“, „Fußgängerwege optimieren“, „mehr Grünflächen“ oder „zu viel Individualverkehr“ – das sind nur einige Punkte, die auf den drei Stellwänden in Gruppenarbeit zusammengetragen wurden.

Zweiter Bürgermeister Christian Mayerhofer (von rechts), Gemeinderäte Gertraud Langbauer und Daniela Reingruber diskutieren mit Ulrike Bruckeder und Erwin Salzeder, die sich an der Ortswerkstatt für Aschau am Inn beteiligen.
Zweiter Bürgermeister Christian Mayerhofer (von rechts), Gemeinderäte Gertraud Langbauer und Daniela Reingruber diskutieren mit Ulrike Bruckeder und Erwin Salzeder, die sich an der Ortswerkstatt für Aschau am Inn beteiligen. © Lohmann

„Es gilt herauszufinden, was die wichtigen Dinge sind. Tempo 30 ist immer ein Thema“, sagte Raab. Aber ein Schild allein bringe nichts. „Wer nur Schilder will, ist hier falsch. Da muss man sich begleitend etwas überlegen“, forderte er auf. Ein Appell allein reiche nicht aus. Im Vorfeld hatte die Planungsgemeinschaft Raab + Kurz eine Bestandsaufnahme von Aschau gemacht, die Pauline Kurz-Müller eingangs vorstellte.

Dorfpavillon als erste Idee

Auf dieser Basis diskutierten die Bürger, nahmen die Ideen anderer auf und entwickelten sie weiter. Eine gute Grundlage, um im zweiten Schritt die Anforderungen an eine Ortsmitte in den Fokus zu nehmen. Da muss einiges passieren, denn jetzt macht Aschaus Ortsmitte eine große Kiesfläche aus. „Das ist keine Ortsmitte, die liegt einfach nur da“, fasst es Raab zusammen. Aber das Umfeld mit Rathaus, Schule, Bäckerei, Kinderbetreuung mache diese Fläche zur Ortsmitte. Eine erste Idee aus dem Gemeinderat ist ein Dorfpavillon, in dem der Sitzungssaal ausgelagert werden könne, in dem aber auch kleinere Veranstaltungen möglich sein sollen.

Was aber ist für die Bürger an dieser Stelle denkbar? Ein Ort für Begegnungen soll es sein, ein Platz mit Sitzmöglichkeiten, mit einem Wohlfühlatmosphäre. Doch eine große Einschränkung gibt es: die Stellplätze. „Die Stellplätze werden gebraucht, man soll sich ja nicht verschlechtern“, sagte Wolfgang Duschek. Sommerfest, Christkindlmarkt oder bei größeren Veranstaltungen am Sportplatz und Mehrzweckhalle – die Liste auf der Stellwand war lang.

Keine leichte Aufgabe, das sah auch Stadtplaner Andreas Raab so, aber: „Um auf dem Platz einen Mehrwert zu schaffen, braucht es Fantasie. Wenn wir nicht einen Teil der Stellplätze streichen, können wir das Thema beenden.“ Wenn es nur darum gehen soll, die Fläche als Parkplätze „aufzuhübschen“, sei man als Planer raus. „Das ist den Fördermittelgebern nicht zu vermitteln.“

„Man kann doch auch mal zu Fuß gehen“

Die Stellplatz-Problematik sahen andere Teilnehmer aber ganz pragmatisch. „Wir reden vorher über Verkehrsberuhigung im Ort und dann wollen wir einen riesigen Parkplatz im Ort erhalten. Das passt für mich nicht zusammen“, sagte Katrin Hoffmann. Gemeinderätin Daniela Reingruber gab ihr Recht: „Man kann doch auch mal zu Fuß gehen.“

Ob und auf wie viele Stellplätze sich auf der Kiesfläche verzichten lässt, das ließ sich an diesem Abend nicht mehr abschließend klären. Es wird aber Thema bleiben, wenn es beim nächsten Mal um Aschaus Entwicklungsmöglichkeiten geht. „Über diesen Schatten muss Aschau springen und sich darauf einlassen, auf einen Teil der Stellplätze zu verzichten“, sagte Raab.

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