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Ein stilles Zeichen in Sachen Corona-Proteste: Lichterkette zwischen Waldkraiburg nach Kraiburg

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Von: Raphaela Lohmann

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Ein Licht in der Hand, Maske vor Mund und Nase: Mehr als 100 Teilnehmer setzten mit einer Lichterkette ein Zeichen als Reaktion auf die „Montagsspaziergänge“, für die mittlerweile rechte Gruppen gezielt werben.
Ein Licht in der Hand, Maske vor Mund und Nase: Mehr als 100 Teilnehmer setzten mit einer Lichterkette ein Zeichen als Reaktion auf die „Montagsspaziergänge“, für die mittlerweile rechte Gruppen gezielt werben. © Lohmann

Nicht nur die Kritiker der Corona-Maßnahmen gehen auf die Straße. Das Netzwerk „Mühldorf ist bunt“ hat am Donnerstagabend ein Zeichen gesetzt – mit einer Lichterkette zwischen der Waldkraiburger Bayernbrücke und dem Kraiburger Schlossberg.

Waldkraiburg – Mehr als vier Kilometer lang ist die Strecke. Ein ambitioniertes Ziel, das sich die Organisatoren um den Vorsitzenden Hartmuth Lang gesetzt haben. Denn für eine durchgängige Lichterkette hätte es rund 2500 Menschen gebraucht. Mit rund 100 Teilnehmer waren es zwar deutlich weniger, dennoch brannten in unregelmäßigen Abständen zwischen den Orten Lichter auf. Wem es am Donnerstagabend zu kalt war, der stellte kurzerhand eine Kerze am Straßenrand ab. Ein Zeichen war damit gesetzt. Genau das wollten die Organisatoren und Teilnehmer damit erreichen: „Als schweigende Mehrheit wollen wir nicht nur reden, sondern auch etwas tun“, erklärten die Teilnehmer.

Es gehe dabei nicht um die Guten gegen die Bösen. Denn: „Wir haben doch alle das gleiche Ziel, wir wollen alle aus der Pandemie raus“, sagte Organisator Hartmuth Lang. Doch er vermisse Vorschläge von den „Montagsspaziergängern“, die zuletzt immer mehr Anhänger gefunden haben (siehe Artikel unten). „Sie bieten keine Lösungen für einen Weg aus der Pandemie an. Die schweigende Mehrheit sieht im Impfen den einzigen Weg.“ Leistet damit ihren Beitrag. Wer sich bewusst nicht impfen lassen wolle, entziehe sich dieser Verantwortung. „Die müssen mit mehr Einschränkungen leben, bis das Virus entweder weg ist oder als normale Krankheit eingestuft wird.“

Leise, aber trotzdem mehr als die anderen

Wer sich unsicher ist, soll sich informieren.
Wer sich unsicher ist, soll sich informieren. © re

An diesem Abend wollte die „schweigende Mehrheit“ ein Zeichen setzen. „Auch wenn wir leise sind, wir sind mehr als diejenigen, die anders denken“, sagt zum Beispiel Simone Steer, die mit ihrer Freundin Luca Sax am Pürtener Berg mit Kerzen steht. Ein paar Meter weiter eine größere Gruppe, unter ihnen SPD-Stadtrat Richard Fischer und Ampfings Gemeinderat Rainer Stöger (Grüne). „Wir wollen zeigen, dass wir hinter der Demokratie stehen, dass wir alle wieder gesund miteinander leben wollen“, heißt es in der Gruppe. Gesundheit, die Pandemie hinter sich lassen – das ist an diesem Abend vielen Teilnehmern wichtig. Eine Frau an der Bayernbrücke weiß, wovon sie spricht. Nach ihrer Corona-Erkrankung kämpft sie nun mit Long-Covid-Folgen.

Eins wird an diesem Abend aber auch klar: Die Teilnehmer kritisieren auch die Fehler, die in der Vergangenheit gemacht worden sind. „Nicht alle Maßnahmen waren zweckdienlich, da wurde viel Vertrauen verspielt“, sagte Waldkraiburgs FDP-Stadtrat Valentin Clemente. Es brauche sorgsame Maßnahmen, weniger pauschal gerichtete. Doch vorrangig gibt es Kritik in Richtung der „Montagsspaziergänger“.

„Jeder spürt die Einschränkungen der Corona-Pandemie, doch die ‚Montagsspaziergänger‘ lassen sich instrumentalisieren“, sagt Lang. Es sei weder bekannt, wer die „Spaziergänge“ organisiert, noch hinterfragen die meisten, wer mitgehe. Die rechtsradikale Gruppierung „III. Weg“ und die AfD werben längst in den sozialen Medien für die „Spaziergänge“. „Dass bei den ‚Spaziergängen‘ viele normal Denkende dabei sind und nur ihren Unmut zeigen wollen, das ist in Ordnung“, sagt Lang. Doch man müsse wissen, mit wem man auf die Straße gehe.

Hinterfragen statt blind hinterherrennen

„Deshalb haben wir die Lichterkette bewusst auf einen anderen Tag gelegt. Um eine Möglichkeit zu schaffen, an der die Rechten nicht teilnehmen.“ Hinterfragen statt hinterher rennen. „Man soll nicht blind der Masse folgen“, sagt Bürgermeister Robert Pötzsch (UWG). Man müsse der Demokratie vertrauen, die die Entscheidung trifft. Zur Demokratie gehört nicht nur, dass man seine Meinung frei äußern kann, sondern auch: „Der Grundgedanke der Demokratie ist, dass man sich der Mehrheitsentscheidung beugt. Das fehlt komplett“, betont Lang.

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