Im 10. Jahr Beauftragte für Menschen mit Behinderung
Gibt es in Waldkraiburg bald ein Rollstuhl-Karussell? Wie Stephanie Pollmann Barrieren abbaut
- VonUrsula Huckemeyerschließen
Stephanie Pollmann ist eine, die Barrieren abbauen will: Als Behindertenbeauftragte der Stadt schaut sie dorthin, wo Menschen mit Einschränkungen Unterstützung brauchen.
Waldkraiburg - Ob sie es sich vorstellen kann, als Behindertenbeauftragte zu arbeiten? Die Anfrage trug 2014 die ehemalige Stadträtin Annemarie Deschler an die damals 22-jährige Stephanie Pollmann heran. „Ich hatte zu dieser Zeit gerade meine Praxis eröffnet“, erklärt die Ergotherapeutin und ergänzt: „Aufgrund meiner Ausbildung hatte ich bereits Erfahrungen mit Menschen gesammelt, die mit Einschränkungen leben.“
Gebäude tatsächlich barrierefrei?
So kam die Geschichte schnell ins Rollen und Stephanie Pollmann wurde vor knapp zehn Jahren erstmals zur kommunalen Behindertenbeauftragten ernannt. Kürzlich verlängerte der Waldkraiburger Stadtrat ihre Amtszeit für weitere zwei Jahre.
Das Ehrenamt hat es ganz schön in sich, weil die Aufgaben verschiedenster Natur sind. Manche Betroffene brauchen Unterstützung beim Ausfüllen von Anträgen sowie Auskünfte rund um den Behindertenausweis oder Hilfe bei Behördengängen. Da werden ihr gegenüber auch Probleme geschildert. „Die Gehwege können oft zu einem großen Problem werden, wenn man sie nicht vernünftig queren kann“, schilderte Stephanie Pollmann erst jüngst im Haupt- und Finanzausschuss ihre Arbeit und die damit auftauchenden Schwierigkeiten.
Pollmann führt auch Begehungen durch, um zu begutachten, ob öffentliche Gebäude tatsächlich barrierefrei zu erreichen sind. Gastronomen würden die Hilfe einer Behindertenbeauftragten ebenfalls benötigen. „Erst kürzlich“, so die 32-Jährige, „bin ich einem künftigen Lokalbesitzer im Hinblick auf Zugang und Toiletten beratend zur Seite gestanden.“
Oft längerfristige Einsätze
Das ehrenamtliche Engagement Pollmanns bezieht sich außerdem auf private Wohnungen, wenn aufgrund einer Behinderung des Bewohners ein Umbau nötig wird. „Das sind für mich oftmals längerfristige Einsätze, gerade auch deshalb, weil es um Zuschüsse geht“, weiß die CSU-Stadträtin aus Erfahrung. Sie arbeitet in vielen Bereichen eng mit dem Sozialamt sowie mit Bezirksrätin Claudia Hausberger zusammen.
Das Volksfest gehört außerdem in die Hand der Behindertenbeauftragten, und zwar dann, wenn der Tag für Menschen mit Behinderung auf dem Programm steht. Die 32-Jährige lobt Schausteller und Wirte, die sich dafür starkmachen, dass Behinderte und ihre Begleitpersonen einen schönen Nachmittag erleben können. „Ich schau’ mir im Vorfeld die Örtlichkeiten an und bin auch bei der Ausgabe der Wertmarken vor Ort“, schildert Stephanie Pollmann ihre Vorgehensweise.
Vor Corona hielt sie jeden Donnerstag im Rathaus eine Sprechstunde ab. Diese Möglichkeit gibt es momentan nicht. Die Betroffenen melden sich nun per Telefon bei Pollmann, dann wird je nach Bedarf ein persönlicher Gesprächstermin vereinbart. In den schweren Pandemiezeiten organisierte die Behindertenbeauftragte eine Einkaufshilfe für ihr Klientel sowie für Senioren. „Bei der Einkaufshilfe engagierte sich ein großes Team gemeinsam mit der Landjugend.“ Diesen Dienst gibt es noch immer.
„Wird über Menschen mit Handicap gesprochen, so sind landläufig meistens nur alte Leute gemeint“, stellt Pollmann fest. Allerdings gäbe es auch eine stattliche Anzahl von Kindern und Jugendlichen, die beispielsweise im Rollstuhl sitzen würden. Zu den 4354 Menschen mit einem Behindertenausweis gehören in Waldkraiburg 46 Kinder im Alter bis zu 15 Jahren.
Rollstuhl-Karussell wünschenswert
„Dieser Personenkreis ist größtenteils unsichtbar“, bedauert die Stadträtin und erklärt dies so: „Die Kinder und Jugendlichen sind meist in einer speziellen Schule oder in einer Einrichtung. Die Öffentlichkeit nimmt die jungen Menschen mit Handicap daher nicht unbedingt wahr.“ In diesem Zusammenhang weist sie darauf hin, dass in Waldkraiburg auf Spielplätzen Spielgeräte für beeinträchtigte Kinder fehlen. Ein Rollstuhl-Karussell wäre aus ihrer Sicht absolut wünschenswert. Das Karussell könnten auch nicht behinderte Kinder nutzen.
Pollmanns Wunsch ist es, dass beim Neubau von Rathaus und Waldbad auf Barrierefreiheit geachtet wird, dass man auch über Bodenmarkierungen und Kontraste nachdenkt, um es Menschen mit Behinderung einfacher zu machen. Bürgermeister Robert Pötzsch (UWG) lobte im Ausschuss die Arbeit der Behindertenbeauftragte: „Vieles passiert im Hintergrund.“ Außerdem sagte er zu, dass man bei der Barrierefreiheit überall dort nachziehen wolle, wo Sanierungen stattfinden.
Was die 32-Jährige noch unterstreicht: Am Dienstag, 14. März, lädt die Stadt ab 14 Uhr unter Beisein von Bürgermeister Robert Pötzsch Menschen mit Behinderung zu einem informativen Nachmittag ein. Anmeldung ist nicht erforderlich. Die Örtlichkeit, wo der Termin stattfindet, wird noch rechtzeitig bekannt gegeben.