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Zu unsichere Perspektive

Außengastronomie bald offen: Trotzdem zieht Waldkraiburger Gastronom die Notbremse

Um nicht noch mehr Verluste zu machen, schließt Gastwirt Serhad Yazici vorübergehend das Restaurant „Centrale“ am Waldkraiburger Stadtplatz. Nur so kann er garantieren, auch später wieder für seine Gäste da zu sein.
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Um nicht noch mehr Verluste zu machen, schließt Gastwirt Serhad Yazici vorübergehend das Restaurant „Centrale“ am Waldkraiburger Stadtplatz. Nur so kann er garantieren, auch später wieder für seine Gäste da zu sein.
  • Raphaela Lohmann
    VonRaphaela Lohmann
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Eine erste Öffnungsperspektive für die Gastronomie: Ab 10. Mai darf in Landkreisen mit einem stabilen Inzidenzwert unter 100 die Außengastronomie wieder öffnen. Doch für Serhad Yazici ist diese Option zu vage: In seinem Restaurant „Centrale“ zieht er vorübergehend die wirtschaftliche Notbremse.

Waldkraiburg – Das Licht ist aus, die Türen sind geschlossen: Seit Montag ist auch der Lieferdienst vom „Centrale“ am Stadtplatz vorübergehend eingestellt. Voraussichtlich bis 24. Juni will Juniorchef Serhad Yazici das Restaurant geschlossen halten, für die Gäste im angegliederten Hotel ist man aber weiterhin da. Obwohl es seit Beginn der Corona-Pandemie besser gelaufen sei als gedacht, war der Schritt unausweichlich.

Wirtschaftlicher Betrieb unmöglich

„Seit Beginn der Corona-Pandemie kämpfen wir, irgendwann muss man aber wirtschaftlich denken“, sagt er. Auch wenn wahrscheinlich nur wenige Gastrobetriebe im Landkreis eine so hohe Nachfrage beim Lieferservice während des Lockdowns hatten wie das „Centrale“, ein wirtschaftlicher Betrieb war dennoch nicht möglich. „Trotz des großen Lieferservice machen wir dennoch jeden Monat Verlust.“

Der bewege sich im fünfstelligen Bereich, rechnet er auf den Beginn der Pandemie zurück, sei es ein Verlust im sechsstelligen Bereich. Auch das Personal habe er während der Pandemie zum Teil weiter bezahlt, jetzt aber muss einen klaren Schnitt machen.

„Zwei Monate weniger Verlust machen“

„Wenn wir auch später noch für unsere Gäste da sein wollen, müssen wir das jetzt machen. Um zwei Monate weniger Verlust zu machen“, sagt Yazici. Rund 110 Mitarbeiter beschäftigt der Familienbetrieb, davon sind etwa 40 in Vollzeit beschäftigt. Die Angestellten nehmen jetzt Resturlaub oder befinden sich in Kurzarbeit.

Lesen Sie auch: Überfällig oder überflüssig? Diskussionen um Maskenpflicht am Waldkraiburger Stadtplatz (Plus-Artikel)

Die Öffnungsperspektiven ab 10. Mai für die Außengastronomie sind dem Gastwirt zu unsicher. Geöffnet werden darf, wenn der Inzidenzwert stabil unter 100 liegt. Zusätzlich gelten Auflagen wie Hygienekonzepte, Masken- und Testpflicht sowie die Notwendigkeit einer Terminbuchung.

„Das sind zu viele Variablen. Dass alles perfekt läuft, das ist mir zu unsicher.“ Damit wäre Yazici zu sehr abhängig vom Inzidenzwert und vom schönen Wetter, Personal, Vorbereitungen und Einkäufe für das Restaurant ließen sich damit nur schwer kalkulieren. Fraglich bleibe auch, wie viele Gäste sich für einen Besuch in einem Restaurant entscheiden, wenn sie jedes Mal ein negatives Testergebnis vorzeigen müssen. Er würde damit nur noch mehr Unkosten generieren.

„Lokal nicht gegen die Wand fahren“

„Dass wir jetzt schließen, tut in der Seele weh.“ Die Familie stehe hinter dem Restaurant und den Gästen, aber wenn er das Lokal „nicht gegen die Wand fahren“ will, müsse er jetzt schließen. Sollte es in der Zwischenzeit Signale von der Politik geben, dass Gastrobetriebe auch im Innenbereich wieder Gäste bewirten dürfen, soll das Restaurant früher öffnen. „Wenn sich was ändert, sind wir schnell wieder für unsere Gäste da.“ Das gilt auch für das benachbarte „Avocado“.

Dass Serhad Yazici seinen Betrieb vorübergehend schließt, dafür hat Holger Nagl vollstes Verständnis. „Ich verstehe jeden, der nach einem Ausweg sucht“, sagt der Kreisvorsitzende des Bayerischen Hotel- und Gaststättenverbandes. Nurbei wenigen Betrieben würde „Essen to go“ finanziell tatsächlich funktionieren.

Für Betriebe gebe es finanzielle Entschädigungen und er habe auch den Eindruck, dass die Regierung helfen wolle, aber: „Die Unternehmer verhungern am ausgestreckten Arm.“ Die Gastronomie sei seit sechs Monaten geschlossen, aber erst kürzlich seien die Novemberhilfen angekommen. „Das dauert viel zu lange.“

Dauerhafte Senkung der Mehrwertsteuer

Öffnungsperspektiven für die Gastronomie müssten hinterfragt werden. Getestete, Geimpfte, Genese – der Wirt könne nicht selektieren. Nagl spricht von einem „nicht lebbaren Aufwand“. „Gastronomen brauchen eine Perspektive, dass sie unter wirtschaftlichen Bedingungen wieder öffnen können“, sagt Nagl.

Dass Gastronomiebetriebe wieder auf die Beine kommen, dazu gibt es für Nagl nur eine Alternative: Der Wegfall der 7-Prozent-Regelung bei der Mehrwertsteuer. „Nur so kommen die Betriebe nach der Pandemie wieder aus eigener Kraft heraus.“

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