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Bundesanwalt erhebt Anklage gegen Attentäter von Waldkraiburg – Kontakt zum IS gesucht

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Von: Hans Grundner

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Muharrem D., hier in einem Barber-Shop in Mühldorf. Noch immer ist unklar, was hinter seinen Taten steckt und mit wem er verkehrte. re
Muharrem D., hier in einem Barber-Shop in Mühldorf. Die Bundesanwaltschaft legt ihm schwerste Straftaten zur Last. © re

Zwei Wochen lang hat eine Anschlagsserie in Waldkraiburg die türkische Gemeinde und die ganze Stadt in Atem gehalten. Jetzt hat die Bundesanwaltschaft in Karlsruhe gegen den mutmaßlichen Täter Anklage erhoben.

Das Wichtigste in Kürze:

Update 15.51 Uhr

Der Vorsitzende der türkischen Gemeinde Waldkraiburg: „Vergessen ist das nicht“

Das Gefühl der akuten Bedrohung sei nach einem Dreivierteljahr zwar vorbei, sagt Ahmed Baskent, der Vorsitzende der türkisch-islamischen in Waldkraiburg, der durch die Anklage der Bundesanwaltschaft erneut mit den schrecklichen Ereignissen des Frühjahrs konfrontiert wird. „Aber vergessen ist es nicht. Man reagiert noch immer sehr sensibel“, so der Sprecher der DITIB-Gemeinde .Baskent lobt die deutschen Strafverfolgungsbehörden, Polizei und Justiz. „Ich habe zu keiner Zeit an ihrer guten Arbeit gezweifelt.“

Alle Artikel zur Anschlagsserie von Waldkraiburg und zur Gerichtsverhandlung finden Sie auf unserer OVB-Themenseite

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Update 14.08 Uhr

Seit 2017 ein Prozess der religiösen Radikalisierung bei Muharrem D.

Im Mai hatte die höchste Strafverfolgungsbehörde des Bundes den Fall Muharrem D. an sich gezogen, weil die Ermittlungen einer 50-köpfigen Sonderkommission der Polizei und der Bayerischen Zentralstelle zur Bekämpfung von Extremismus und Terrorismus einen staatsgefährdenden, islamistischen Hintergrund der Taten nahe legten.

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Dieser Verdacht hat sich bei den weiteren Untersuchungen aus Sicht der Bundesanwaltschaft erhärtet. Muharrem D. habe seit 2017 einen Prozess der religiösen Radikalisierung durchlaufen. „Er wurde Anhänger eines islamistisch-jihadistischen Weltbildes sowie der terroristischen Vereinigung „Islamischer Staat““, heißt es in der Pressemitteilung der Behörde.

Um Kontakte zur Terror-Organisation „Islamischer Staat“ bemüht

Nach dem Scheitern einer im Jahr 2018 nach islamischen Ritus geschlossenen Ehe habe sich Muharrem D. bemüht, sich zunächst intensiv über Moscheen in München um eine Kontaktaufnahme zu Mitgliedern des „Islamischen Staates“. Hintergrund war sein Wunsch, nach Syrien auszureisen und sich dort dieser terroristischen Vereinigung anzuschließen. Allerdings blieb dieser Versuch erfolglos. Deshalb habe der Angeklagte die Vorbereitungen für seine Anschlagspläne in Deutschland weiter vorangetrieben.

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Der Mann habe aufgrund des Agierens des türkischen Staates im Syrienkonflikt sowie dessen Umgang mit bestimmten Predigern in der Türkei einen Hass auf den türkischen Staat und Menschen türkischer Abstammung entwickelt. „Daher fasste er den Entschluss, Anschläge auf Mitbürgerinnen und Mitbürger türkischer Herkunft zu verüben und damit eine Spirale von Gewalt und Gegengewalt herbeizuführen.“

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Die Erstmeldung vom 21. Dezember, 12.21 Uhr

Karlsruhe/Waldkraiburg – Es geht um einen Brandanschlag auf einen türkischen Gemüseladen und weitere Anschläge. Die Anklage ist beim Oberlandesgericht in München erhoben. Der 25-jährige Muharrem D. sei des versuchten Mordes in 31 Fällen und der gefährlichen Körperverletzung hinreichend verdächtig, heißt es in der Anklageschrift.

Die Bundesanwaltschaft legt Muharrem D. aus Waldkraiburg schwerste Straftaten zur Last.
Die Bundesanwaltschaft legt Muharrem D. aus Waldkraiburg schwerste Straftaten zur Last. © re

Zahlreiche Anklagepunkte gegen Muharrem D.

Des Weiteren ist er unter anderem wegen Brandstiftung, schwerer Brandstiftung und versuchter Brandstiftung mit Todesfolge sowie Vorbereitung einer schweren staatsgefährdenden Gewalttat angeklagt. Vorgeworfen werden ihm außerdem Verstöße gegen das Waffengesetz und das Sprengstoffgesetz sowie Sachbeschädigung.

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Nach einer Serie von Anschlägen in Waldkraiburg ist Muharrem D. im Mai dieses Jahres verhaftet worden. In Vernehmungen soll er die Taten gestanden haben. Außerdem soll er weitere Anschläge geplant haben. Bei seiner Festnahme war er mit einem Koffer unterwegs, in dem sich mehrere einsatzfähige Rohrbomben befanden. Die Materialien dafür stammten womöglich aus einem Unternehmen aus der Region. Wie außerdem bekannt wurde, hatte Muharrem D. offenbar Kontakt zu islamistischen Gefährdern in Nordrhein-Westfalen.

Die Bundesanwaltschaft hat nun Anklage erhoben. Wann die Verhandlung gegen Muharrem D. beginnt, steht allerdins noch nicht fest.

+++ Wir halten Sie zum Thema auf dem Laufenden und werden weitere Informationen zum Hintergrund der Anklage für Sie einholen. +++

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