Hobbykünstler in Neumarkt-St. Veit
Wie aus Schwemmholz Kunst wird - Neumarkter Hobbykünstlerin Gabi Haupt erkennt Wunderdinge im Treibgut
- VonMarkus Honervogtschließen
Sie sind Hobbykünstler und arbeiten das ganze Jahr für die große Ausstellung vor Weihnachten: Frauen und Männer in Neumarkt-St. Veit. Doch zum zweiten Mal verhindert Corona, dass sie ihre Arbeiten zeigen können. Aufgeben wollen sie aber nicht. Im Gegenteil.
Neumarkt-St. Veit - Die Rottstadt ist voll von Hobbykünstlern. Sichtbar gemacht hat das vor vielen Jahrzehnten bereits die damalige Büchereileiterin Irmi Eigl. 28 mal versammelte sie heimische Kreative im Herzoglichen Kasten und gab ihnen die Möglichkeit, ihre Arbeiten zu zeigen und zu verkaufen.
Kunstwerke herstellen und erklären
Bei der dazugehörenden Vernissage stellten sich die Künstler selbst vor und erklärten ihren Werdegang. Inzwischen hat Andrea Obermaier die Leitung der Gruppe übernommen.
Nicht verhindern konnte die neue Leiterin, dass Corona die Ausstellung heuer unmöglich macht. Corona konnte wiederum nicht verhindern, dass neue Menschen ihre Liebe zum künstlerischen Gestalten gefunden haben.
Das Spiel mit der Natur
Zum Beispiel Gabi Haupt. In ihrer Freizeit frönt die Mitarbeiterin im Landratsamt vielen Hobbys. Sie liebt es Bogen zu schießen, Jagdhorn zu spielen und sie lernt das Schmieden, sie singt. Außerdem ist sie sehr gerne in der Natur unterwegs. Bei einem der vielen Spaziergänge während des Lockdowns im vergangenen Jahr kam sie vom Inn-Ufer mit einem ganzen Arm voll Schwemmholz nach Hause.
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„Ich konnte keines der Stücke am Ufer liegen lassen, weil alle so schön waren, und ich diese vom Wasser geschliffenen Formen so ausdrucksstark und wunderbar fand“, schildert sie ihre erste Begegnung mit Schwemmholz.
Hilfe vom Partner, einem Kunstschmied
Zuhause hat sie sich dann hingesetzt, die Holzstücke abgebürstet und jedes Einzelne in die Hand genommen und angeschaut. Und da wusste sie fast immer sofort, was sie daraus machen würde. Ihr Partner, der Kunstschmied Marcus Wedra, hat ihr dann in seiner Schmiede eine Werkbank eingerichtet einige handwerkliche Kniffe gezeigt. Von da an ging es los, mit wachsender Begeisterung.
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Die Natur schafft die schönsten Vorbilder, sie bringt Formen hervor, die für Gabi Haupt vollkommen sind. „Ich muss das Ganze eigentlich nur noch zusammenfügen. Und wie man da rangeht, das habe ich mir über das Internet angeeignet.“, gesteht sie.
Dieses Basteln ist für sie ein herrlicher Ausgleich zu ihrer kopflastigen Bürotätigkeit. „Wenn mein Kopf müde ist, gibt mir das Schwemmholz immer neue Energie!“
Nachhaltig muss es sein
Außer dem Holz braucht sie eine Bohrmaschine, eine Drahtbürste, Schrauben, Kleber. Wichtig ist ihr aber auch hier der Gedanke der Nachhaltigkeit und der Wiederverwertung. Sie mag es, gebrauchte Dinge zu neuem Leben zu erwecken und sie wieder einem neuen Zweck zuzuführen. Daher verwendet sie alte Haushaltsgegenstände als Unterlage, funktioniert alte Lampen um und arrangiert Flohmarktsachen mit Schwemmholz neu. Manche Stücke werden Leuchtobjekte, manche dienen der Dekoration, manche einfach nur der Freude – Schwemmholz ist unglaublich und vielfältig!
Vor allem Skulpturen entstehen
Ihr Lieblingsthema beim Schwemmholz sind Skulpturen. „Ich muss diese Skulpturen nicht erschaffen, sie sind quasi im Stück Holz schon da, und ich brauche nur noch das passende Arrangement oder den passenden Ständer finden. Nur manchmal vergolde ich kleine Stücke davon. Dieses „Gold“ mit dem silbrigen Holz in Verbindung – das finde ich zauberhaft.“
Nächste Ausstellung soll kommen
Gabi Haupt hat so eine Freude am Schwemmholz, dass sie vielleicht sogar mal einen Kurs gibt. „Und auf jeden Fall bin ich bei der nächsten Hobbykünstlerausstellung dabei!“
Denn die soll kommen, verspricht Organsiatorin Andrea Obermaier. 18 Anmeldungen hatte sie für heuer, bevor sie absagen musste. „Einige junge Leute sind auf uns aufmerksam geworden“, berichtet sie, „aber auch viele von früher sind dabei.“ Corona hat also der Gruppe nicht geschadet, deren Möglichkeiten, sich zu zeigen aber stark eingeschränkt. Das, verspricht Obermaier, soll nächstes Jahr anders werden. Hoffentlich.