DIe Schlacht von 1322
Schlachten-Jubiläum muss warten: Wegen unsicherer Corona-Lage plant Erharting jetzt für 2023
- VonJosef Enzingerschließen
Die Gemeinde Erharting und der hiesige Brauchtumsverein ziehen die Reißleine. Weil die Corona-Situation weiterhin unberechenbar bleibt, haben sich Verein und Gemeinde dazu entschlossen, schweren Herzens die geplanten Festtage anlässlich der Schlacht von 1322 für heuer abzusagen.
Erharting – Die Feierlichkeiten sollten eigentlich am verlängerten Wochenende um den Vatertag vom 26. bis 29. Mai stattfinden. Jetzt wurde der Termin um genau ein Jahr verschoben. Bereits am vergangenen Montag hatten sich die Entscheidungsträger vom Brauchtumsverein mit Bürgermeister Mathias Huber zusammengesetzt und sich darauf geeinigt, die Veranstaltung nicht 2022 durchzuführen.
Jetzt wäre es an die Details gegangen
„Jetzt wäre es um die Details der Durchführung gegangen. Und das wäre auch ins Geld gegangen. Es ist schade, aber es bleibt uns nichts anderes übrig. Das Risiko wäre zu groß, dass wir mit der Veranstaltung baden gehen“, bedauert Bürgermeister Huber, der in die Rolle eines Ortsvorstehers geschlüpft wäre. Sinngemäß erfüllte ein solcher im Mittelalter die Rolle des Bürgermeisters.
Unsichere Lage im dritten Pandemiejahr
Woran Huber in erster Linie denkt: Wenn die Inzidenzen weiterhin hoch blieben, könnten die Besucher ausbleiben, sich in Zurückhaltung üben. „Unsere Darstellungen leben von der Interaktion, von der Einbindung der Besucher. Wenn das unter den geltenden Abstandsregeln nicht stattfinden kann, ist das schwierig“, ergänzt der Stellvertretende Vorsitzende des Brauchtumsvereins Leonhard Biermaier, der auch für die Öffentlichkeitarbeit rund um den Schlachten-Geburtstag zuständig ist. Hintergrund der Festlichkeit ist der 700. Jahrestag der Schlacht bei Erharting und in Ampfing.
In Ampfing Freiluftspiel, In Mühldorf Ausstellung
Auch in Ampfing soll es dazu ein großes Schauspiel geben. Anders als in Erharting halten die Veranstalter dort weiterhin an ihren Plänen fest. In Mühldorf ist außerdem eine eigene Ausstellung geplant. Zu sehen hätte es auch in Erharting etwas gegeben. Das Areal mit knapp 30 000 Quadratmetern ist groß genug, um den Besuchern Rittergefechte in einer Kampfarena zu präsentieren. Ein Lagerleben war geplant sowie eine Nachstellung der Ereignisse rund um die Schlacht von 1322. „Wobei sich die Darstellungen nicht alleine auf das 14. Jahrhundert beschränken werden.
Es werden Ritter aus allen Epochen auftreten. Das geht zurück bis zur ersten Besiedelung in der Keltenzeit, wofür Erharting mit der Keltenschanze und interessanten Funden aus dieser Zeit ja große Bekanntheit erlangt hat“, verrät Biermaier und verweist auf entsprechende Funde und deren jahrzehntelange akribische wissenschaftliche Dokumentation durch den Erhartinger Heimatforscher Herbert Matejka.
27 Gruppen hatten sich bereits angemeldet
27 historische Gruppen hätten sich bereits angemeldet, berichtet Biermaier, darunter auch Handwerker, die ihre Zunft präsentieren. „60 bis 70 berittene Ritter hatten sich schon für den Samstag angemeldet. Die logistische Vorbereitung einer solchen Schlacht, inwiefern die Bevölkerung unter dem Aufmarsch der Truppen zu leiden halten, dass alles sollte an den vier Tagen vermittelt werden.
Jetzt also wird das Ganze um ein Jahr verschoben. Vom 18 bis 21. Mai 2023 soll das Fest nun stattfinden. Im 701. Gedenkjahr also. Für Biermaier kein Beinbruch. „Wir werden die Zeit nutzen, um die Veranstaltung in die Öffentlichkeit zu rücken. Vielleicht gibt es heuer eine Rittersonnwend, wir werden auch weiter Exkursionen anbieten und Schulen besuchen.“
Das Gefecht sollte schon 1319 stattfinden
In puncto Schlacht verweist auf eine hochinteressante Parallele: „Die Schlacht von damals ist nämlich ebenfalls verschoben worden“, weiß der Hobbyhistoriker. 1319 hätten sich bereits die Truppen des Wittelsbachers Ludwig IV. der Bayer und des Habsburgers Friedrich den Schönen, Herzog von Österreich gegenüberstehen sollen. „Doch dann hielt sich hartnäckig ein Gerücht, dass Ludwig gemeuchelt werden sollte. Daraufhin zogen die Heerscharen unverrichteter Dinge ab.“ Drei Jahre später kam es dann tatsächlich zur Schlacht. „Ich hoffe nicht, dass wir mit unserem Fest drei Jahre warten müssen“, sagt Biermaier und streicht sich seinen Vollbart. Den lässt er sich eigentlich immer zum Nikolaustag wachsen. Diesmal wollte er sich nicht rasieren, den Bart bis zum Jubiläum stehen lassen. „Doch wenn das Fest jetzt nicht ist, werde ich ihn wohl doch abrasieren!“
Alles zur Schlacht von 1322 finden sie auch im Internet unter www.erharting-1322.de