Musiklehrer und Leiter der Musikschule
Warum der Neumarkter Johannes Schmidt bairische Kinderlieder in einem Buch gesammelt hat
- VonKarlheinz Jaenschschließen
Schon vor Wochen stellte der Neumarkter Musiklehrer und Leiter der Musikschule ein bairisches Liederbuch vor. Beim Wirt in Blindenhaselbach sangen die Gäste mit ihm und Lorenz Bauer einige Stunden fröhlich bekannte und neue Lieder. Die OVB-Heimatzeitungen sprachen mit dem Autor darüber.
Wie ist es zu der Idee gekommen, ein neues alpenländisches Liederbuch herauszugeben?
Johannes Schmidt: Neben meinem Unterricht im Fach Musikpädagogik an der Fachakademie für Sozialpädagogik in Mühldorf biete ich dort seit einigen Jahren ein Übungsfach „Boarisch g’sunga, boarisch g’schpuit“ an. Hier lernen die Studierenden viele bayerische Lieder, Kinderlieder und Tänze kennen, die sie dann in ihrer sozialpädagogischen Arbeit, zum Beispiel in der Kita, singen und spielen und so an die Kinder weitergeben. Zusammen mit meinem Lehrerkollegen und Freund, dem Religionspädagogen Andreas Gruber, wollten wir aus dieser Idee heraus ein neues Liederbuch erstellen, in dem zunächst alle unsere bayerischen Lieblingslieder enthalten sind. Nach und nach wurde die Sammlung größer, so dass am Ende ein Buch mit 138 alpenländischen Liedern und Tänzen entstanden ist.
Was ist das Besondere an eurem neuen Liederbuch?
Schmidt: Ich denke, es unterscheidet sich inhaltlich und in seiner Bandbreite von den meisten anderen Liederbüchern. Alle Lieder stammen aus dem sogenannten bairischen Sprachraum, zu dem bekanntlich nicht nur Altbayern, sondern unter anderem auch weite Teile Österreichs und Südtirol zählen. Unter den zehn Rubriken finden sich lustige Kinderlieder, Spiel- und Tanzlieder, „allerhand Viecherei“, aber auch Lieder zur Liab‘, zur Jagerei, zu Hoamat und Brauch, und sogar viele Winter- und Weihnachtslieder.
Das klingt wirklich recht vielseitig, für wen ist es gedacht?
Schmidt: Viele Lieder und Spielideen können recht gut in der Schule und im Kindergarten verwendet werden. Es sind aber auch zahlreiche bekannte und neue Lieder enthalten, die man gerne in geselliger Runde, auf der Hütte oder im Wirtshaus singt. Das gemeinsame Singen ist vielleicht in den letzten Jahren etwas in Vergessenheit geraten, es gibt aber inzwischen wieder viele junge Leute, die gerne in Dirndl und Lederhose ausgehen, traditionelle bayerische Lieder singen und beim Tanz den einen oder anderen „Boarischen“ aufs Parkett legen.
Wie haben Sie die Lieder gesammelt?
Schmidt: Einige Lieder fanden wir in alten Schulbüchern und Liedersammlungen. Die meisten Lieder im Buch waren uns jedoch schon bekannt. Interessant ist die Tatsache, dass zu den alten Liedern oft sehr unterschiedliche Textvarianten existieren. Wir haben dann in allen möglichen alten Sammlungen und im Internet recherchiert, welcher Text wohl original ist, aber auch, welche Version sich gut für unser Liederbuch eignet. Aufwändig war auch die Recherche nach den Urheberrechten von Komponisten und Autoren jener Lieder, die nicht dem allgemeinen Volksgut angehören.
Wie lange haben Sie an dem Liederbuch gearbeitet?
Schmidt: Insgesamt hat es über ein Jahr gebraucht, bis das Buch druckreif war. Neben dem passenden Text stand besonders die musikalische Bearbeitung im Vordergrund. Über den Noten stehen durchwegs die Begleitakkorde. Die Tonarten sind so gewählt, dass alle Lieder zum einen gut singbar, zum anderen auf der Gitarre gut zu begleiten sind. Besonders für den pädagogischen Einsatz haben wir auch noch Tanzbeschreibungen, originelle Spielideen, sowie an einigen Stellen Hinweise zur Begleitung mit Orff-Instrumenten angeben. Neben dem alphabetischen Inhaltsverzeichnis befindet sich auch eine Grifftabelle mit den im Buch enthaltenen Gitarregriffen im Anhang. Den einheitlichen Notensatz hat Andreas Gruber gestaltet, die Vorlage für die Umschlaggestaltung entstand im Kunstunterricht an der Fachakademie.
Ist das Buch im Buchhandel erhältlich?
Schmidt: Da es bisher in einer relativ kleinen Auflage gedruckt wurde, ist es derzeit nur an unserer Fachakademie und im Internet erhältlich. Inzwischen kommt es schon in vielen pädagogischen Einrichtungen, im Wirtshaus und bei so manchem Hoagarten zum Einsatz. Wir freuen uns natürlich, wenn viel daraus gesungen wird, und die enthaltenen Lieder nicht in Vergessenheit geraten.